Manuel Neuer freut sich über seinen ersten DFB-Pokalsieg mit Schalke 04 - und kassiert zum Abschied eine Ohrfeige von einem Fan. Hier das Video.

Berlin. Als Manuel Neuer um halb zwei mit dem Pott im Arm den Saal betrat, empfing ihn donnernder Applaus der VIPs und königsblauen Edelfans. "Das ist der Manu, wenn er glücklich ist", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und nahm auf dem Höhepunkt des Pokalsieger-Banketts von Schalke 04 in einem Edel-Restaurant am Spreeufer den scheidenden Nationaltorwart in den Arm. Noch einmal feierte Schalke mit Neuer - den versöhnlichen Abschluss einer verrückten Saison und den wahrscheinlichen Abschied seiner Nummer eins.

Wie sehr Neuers möglicher Wechsel zu Bayern München allerdings an der Schalker Fanseele nagt, zeigte sich nur wenige Stunden später. Während des Autokorsos der Pokalsieger in Gelsenkirchen wurde Neuer Opfer einer Fan-Attacke. Der Nationaltorhüter bekam eine kräftige Ohrfeige verpasst, als er im offenen Cabrio durch die Menschenmassen fuhr. Der Täter flüchtete anschließend und ließ einen sichtlich erschreckten Neuer zurück. Die Anzahl der Sicherheitskräfte um Neuers Cabrio wurde daraufhin erheblich verstärkt, weitere Vorfälle gab es aber nicht.

Dabei schien am Vorabend Neuers Welt noch völlig in Ordnung zu sein. "Dieser Titel bedeutet mir unheimlich viel", hatte der 25-Jährige kurz nach dem locker erspielten 5:0-Finalsieg über den MSV Duisburg gesagt. Zum einen, weil es der erste Schalker Titel seit neun Jahren war. Und zum anderen, "weil es der erste Titel in meiner Profikarriere überhaupt ist", so Neuer.

Sichtlich bewegt hatte er den Pokal entgegengenommen und im Berliner Olympiastadion in den Himmel gereckt. Anschließend hatte er sich, während die Kollegen die Ehrenrunde absolvierten, eher zurückgehalten. Die kritischen Fans waren ihm selbst nach dem Pokalsieg nicht entgangen. Anders als Jefferson Farfan, der seiner Galavorstellung während der 90 Minuten eine Galavorstellung nach den 90 Minuten folgen ließ, wirkte Neuer in sich gekehrt. Ob er sich Gedanken darüber gemacht habe, was nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu seinem Lieblingsverein die Zukunft für ihn bereithalten wird? "Ich kann hier keine Entscheidung des Vereins bekannt geben", sagte er und verwies darauf, dass sein Wechsel zu Bayern noch nicht beschlossen sei. Tatsächlich muss der Transfer erst vom Schalker Aufsichtsrat genehmigt werden. "Stand jetzt spielt Manuel Neuer in der kommenden Saison beim FC Schalke", beantwortete Trainer Ralf Rangnick etwas widerwillig die T-Frage, die zumindest für einige Fans schon seit Wochen beantwortet scheint.

Ein tatsächlicher Verbleib Neuers ist - ebenfalls Stand jetzt - eine eher unwahrscheinliche Variante, schließlich würden die Schalker dann auf mindestens 18 Millionen Euro Ablöse verzichten. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass Tönnies auf diese Weise versucht, die Ablöse noch ein wenig zu erhöhen. "Es ist nicht der Zeitpunkt, über Personalfragen zu sprechen", wehrte Manager Horst Heldt sämtliche Nachfragen zu diesem Thema ab, wohl wissend, dass in den kommenden Tagen viel Arbeit auf ihn zukommen wird. Nicht nur in der Personalie Neuer.

Es gilt, den derzeit 32 Spieler umfassenden Kader auf nur noch 21 bis 22 Feldspieler zu verkleinern. Kein leichtes Unterfangen, schließlich haben mehrere Profis, die in Rangnicks Planungen keine Rolle mehr spielen, noch langfristige Verträge. Doch da die Zusammenstellung des Kaders, die noch Felix Magath vorgenommen hatte, in wesentlichen Teilen nicht der Vorstellung von Rangnick entspricht, bleibt wohl kaum eine andere Möglichkeit.

Der Gewinn des DFB-Pokals nährte zumindest die Hoffnung, dass das Gerüst der Mannschaft im Hinblick auf die kommende Saison steht. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie in der Lage ist, etwas zu erreichen, wenn sie sich fokussiert", lobte Rangnick, der nach eigenem Bekunden den Pokal nicht berührt habe. "Ich stehe nicht auf Gold, mehr auf Silber", scherzte Rangnick, der noch vor wenigen Wochen beinahe beim HSV gelandet wäre.

Neuer wurde unterdessen von seinen Bundesliga-Kollegen zum besten Torhüter der Saison gewählt. Der Nationalkeeper erhielt 70 Prozent der Stimmen und wiederholte damit seinen Vorjahreserfolg. Neuer verwies Roman Weidenfeller von Borussia Dortmund auf Rang zwei. Michael Rensing vom 1. FC Köln wurde mit 5,2 Prozent Dritter, während sich Rene Adler von Bayer Leverkusen nicht unter den besten Fünf platzieren konnte. Dort rangieren U21-Nationalkeeper Oliver Baumann vom SC Freiburg sowie Tim Wiese von Werder Bremen.