Den Beweis, dass die Größe eines Menschen nicht immer mit der Körperlänge korreliert, hat Philipp Lahm längst angetreten. Seine Prominenz nutzt der 1,70 Meter kleine Fußball-Nationalspieler, um sich mit seiner "Stiftung für Sport und Bildung" für bedürftige Kinder und Jugendliche in Deutschland und vor allem Afrika einzusetzen. Auslöser war ein Besuch in den Townships von Südafrika, die der 26-Jährige tief beeindruckt wieder verließ.

Genauso auf die falsche Fährte würde man sich begeben, von seinem freundlichen Lausbubengesicht auf eher weiche Charaktereigenschaften zu schließen. Wenn Bundestrainer Joachim Löw ihn heute in Südtirol - wie allgemein erwartet - zum Vertreter des verletzten Kapitäns Michael Ballack für die WM in Südafrika ernennt, hat dies Lahm neben seinen herausragenden sportlichen Qualitäten auch seinem Mut zur verbalen Offensive zu verdanken. Und der Bereitschaft, zur Not auch öffentlich zu provozieren, wenn es dem Erfolg dient. Wer weiß, wo der FC Bayern heute stünde, hätte Lahm nach dem Stolperstart mit Louis van Gaal nicht in einem brutal offenen Interview alle Missstände aufgedeckt und Ärger mit der Chefetage in Kauf genommen.

Ehrgeizige Spieler wie den Münchner, die dabei aber das strategische Denken nicht außer Acht lassen, braucht Löw, um das jüngste deutsche WM-Aufgebot aller Zeiten in Südafrika zum Ziel zu führen. Denn Lahm mag wirken wie gerade 20 - wer ihn unterschätzt, könnte sehr alt aussehen.