Schiedsrichterbeobachter will jetzt den DFB verklagen

Augsburg. Die pikante Affäre und Schlammschlacht zwischen dem früheren Schiedsrichterbeobachter Manfred Amerell und Referee Michael Kempter hat für beide Beteiligten vorerst keine juristischen Folgen. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat die Ermittlungsverfahren gegen Amerell und Kempter wegen fehlenden Tatverdachts eingestellt. "Das ist ein Freispruch erster Klasse", sagte Amerell. Sein Anwalt Jürgen Langer kündigte an, weiter zivilrechtlich gegen Kempter und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorzugehen: "Sowohl Michael Kempter als auch der DFB werden sich vor dem Zivilgericht wegen der Rufschädigung verantworten müssen." Kempter war zu keiner Stellungnahme zu erreichen.

Der DFB reagierte gelassen. "Herr Amerell hat vor dem Prozess vor dem Landgericht München verkündet, dass die ganze Wahrheit auf den Tisch komme. Dann hat er seinen Antrag zurückgenommen. Er hat dann Strafanzeigen gegen Kempter und die anderen Schiedsrichter erstellt. Diese blieben erfolglos", sagte ein DFB-Sprecher. "Voller Gelassenheit erwartet der DFB daher jetzt die von seinem Anwalt angekündigten zivilrechtlichen Schritte. Sie werden auch erfolglos bleiben."

Der DFB wertete das Urteil auch als Erfolg: "Der Verband sieht durch die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Augsburg bestätigt, dass Herr Amerell aus verbandsrechtlicher Sicht seine Amtspflichten verletzt hat und ein Rücktritt unumgänglich war. Die Einstellung der Ermittlungsverfahren gegen Michael Kempter und drei weitere Schiedsrichter wegen übler Nachrede sowie die Abweisung der Anzeigen von Herrn Amerell zeigen, dass die Staatsanwaltschaft die Aussagen der Schiedsrichter bezüglich ihres Verhältnisses zu Herrn Amerell als glaubhaft bewertet."

Amerell war von Kempter und drei weiteren anonymen Unparteiischen der sexuellen Nötigung beschuldigt worden. Der 63-Jährige hatte die Vorwürfe stets bestritten und im Gegenzug Klage wegen falscher eidesstattlicher Versicherungen, übler Nachrede und Verleumdung erhoben. "Die Vernehmungen und die Auswertung des SMS- und E-Mail-Verkehrs zwischen den Verfahrensbeteiligten haben keine ausreichenden Anhaltspunkte dafür ergeben, dass der Beschuldigte bewusst einen Widerstand der vier Schiedsrichter gegen seine sexuellen Handlungen überwinden musste", hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft zur Einstellung des Verfahrens gegen Amerell.

In Bezug auf Kempter und die drei weiteren Unparteiischen erklärte die Behörde: Den Beschuldigten könne nicht nachgewiesen werden, dass sie im Rahmen des Verfahrens bewusst falsche Angaben gemacht hätten. Während sich Amerell durch die Entscheidung als klarer Punktsieger fühlen kann, ist der Druck sowohl auf Kempter als auch auf DFB-Präsident Theo Zwanziger erneut gewachsen. Zwanziger hatte sich in der Affäre frühzeitig auf die Seite Kempters geschlagen und sein Amt mit der Glaubwürdigkeit des Unparteiischen aus Sauldorf verknüpft.