Madrid feiert Europa-League-Titel im HSV-Stadion

Hamburg. Kurz vor dem offiziellen Ende des Abends konnte es Katja Kraus einfach nicht mehr auf ihrem Platz neben Udo Bandow aushalten. Das lag allerdings nicht am ehemaligen Aufsichtsrat des HSV sondern an der Tatsache, dass sich statt ihres HSV der HSV-Bezwinger Fulham FC und Atlético Madrid im Hamburger Stadion um den Sieg in der Europa League gegenüberstanden. "Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen", sagte die Hamburger Vorstandsfrau, verabschiedete sich und ging just in dem Moment, als ein Großteil der 49 000 Zuschauer in der ausverkauften Hamburg-Arena der Verlängerung des insgesamt eher biederen Endspiels entgegenfieberten.

Das im Gegensatz zum Rest der Partie durchaus sehenswerte Ende der Verlängerung und die Atlético-Jubelorgie im Anschluss an Madrids verdienten 2:1-Sieg verfolgte Kraus als eine von 3,51 Millionen TV-Zuschauern nur noch am heimischen Fernsehapparat - anders als die offensichtlich masochistisch veranlagten HSV-Profis Collin Benjamin und Zé Roberto, die bis zum bitteren Schluss des Konfettiregens im Stadion dabeiblieben. So durften neben Fulhams Edelfan Hugh Grant, Spaniens Kronprinz Felipe und HSV-Klubchef Bernd Hoffmann auch Benjamin und Zé Roberto Diego Forláns zweiten Geniestreich kurz vor Ablauf der Nachspielzeit bewundern, als der Madrilene per Außenrist für das entscheidende 2:1 gegen die aufopferungsvoll kämpfenden Londoner sorgte. "Forlán öffnet das Tor zum Himmel", titelte am Tag danach pathetisch die spanische Zeitung "El Mundo".

Der Gefeierte selbst ließ in der spanischen Nacht in Hamburg nach dem umjubelten Schlusspfiff lange auf sich warten. Während seine Teamkollegen längst mit den 15 000 Fans ausgelassen eine rot-weiße Fiesta feierten, verabschiedete sich Forlán zunächst ähnlich höflich wie eine halbe Stunde zuvor auf der Tribüne Kraus von Bandow seelenruhig per Handschlag von den gegnerischen Spielern. Erst als der Südamerikaner auch dem letzten Londoner die Hand geschüttelt hatte, machte er sich auf den Weg in die Nordkurve - wo ansonsten die HSV-Profis ihre zuletzt spärlich gesäten Siege zelebrieren - und ließ sich gebührend feiern.

"Ich bin froh, dass uns meine Tore diesen großen Erfolg beschert haben. Ich habe die Momente sehr genossen", sagte der 30-Jährige wenig später. Aus HSV-Sicht bleibt festzuhalten, dass derartige Momente in naher Zukunft kein zweites Mal drohen. Schließlich sind im kommenden Jahr weder die Stadt noch der Verein europäisch vertreten.