10 000 Fans feiern beim Sieg in Bochum mit den Spielern und erinnern an die Tragödie um den deutschen Nationaltorwart

Bochum/Hannover. In den Jubel mischten sich Tränen. Nach dem Happy End im Abstiegs-Endspiel beim VfL Bochum ließ Florian Fromlowitz seinen Gefühlen freien Lauf. Das in verblüffender Souveränität herausgespielte 3:0 widmete der sichtlich bewegte Torhüter von Hannover 96 seinem gestorbenen Vorgänger: "Wir haben dieses Spiel für einen Mann gewonnen. Und der heißt Robert Enke und ist jetzt im Himmel."

Gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen trug der Keeper ein Spruchband mit der Aufschrift "Robert - R.I.P." - begleitet von Sprechchören der Fans - für den im November aus dem Leben geschiedenen ehemaligen Nationalkeeper. "Einige Spieler hatten Tränen in den Augen", beschrieb Torschütze Arnold Bruggink die eigentümliche Stimmung zwischen Trauer und Triumph. Am Ende einer schwierigen Saison, die von der Tragödie um Robert Enke und zwei Trainerwechseln (auf Dieter Hecking folgte erst Andreas Bergmann, dann Mirko Slomka) geprägt war, entlud sich die Anspannung.

Noch lange nach dem Spiel feierten die Profis zusammen mit den rund 10 000 mitgereisten Fans auf und vor der Tribüne ausgelassen den Klassenverbleib. Die Jubelszenen ließen auch Vereinschef Martin Kind nicht kalt: "Es ist in den letzten Wochen eine Identität zwischen Fans und Mannschaft entstanden. Darauf kann man aufbauen." Auf einer spontanen "Klassenerhalts-Feier" in der heimischen AWD-Arena wurde diese neue Freundschaft nach der Rückkehr des Teams aus Bochum bis in die Nacht weiter gepflegt. Rund 5000 Fans warteten auf die Rückkehr der "Roten". Als das Team gegen 21.15 Uhr den Rasen betrat, kannte der Jubel auf den Rängen keine Grenzen. An der Seite von Klubchef Kind feierte Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil die Rettung. Auch Ministerpräsident Christian Wulff gratulierte: "Ganz Niedersachsen hat mit dieser kämpfenden, sympathischen Mannschaft mitgefiebert und freut sich jetzt, dass die Landeshauptstadt neben dem VfL Wolfsburg erstklassig bleibt."

Auch Slomka präsentierte sich in Partylaune: "Die Mannschaft war voller Adrenalin. Sie ist nach einer Saison voller Rückschläge zurückgekommen." Das Lob des Trainers hatten sich die Spieler redlich verdient. Den deutlichen 0:7- und 0:3-Schlappen in München und Leverkusen folgten Kantersiege gegen Gladbach (6:1) und Bochum, mit deren Hilfe der drohende fünfte Bundesliga-Abstieg abgewendet werden konnte. Ob Slomka Trainer bleibt, ließ Kind offen.