Hamburg. Kurz vor Spielbeginn kam die Absage. Patrick Ittrich ist nebenbei Polizeibeamter. Auch diesen Job kann er derzeit nicht normal ausüben.

Kommando zurück. Patrick Ittrich saß mit seinen Assistenten Sascha Thielert und Norbert Grudzinski am Freitag abfahrbereit in der Lobby eines Bielefelder Hotels, als er die Nachricht erfuhr. Erst um 16.12 Uhr wurde die Entscheidung der Deutschen Fußball Liga (DFL) offiziell bekannt, dass alle Spiele der Bundesliga und der Zweiten Liga abgesagt seien.

Um 18.30 Uhr sollten die Hamburger Unparteiischen die Zweitligapartie zwischen Arminia Bielefeld und dem VfL Osnabrück leiten. „Wir sind dann zum Auto und ab nach Hause“, erzählt Ittrich dem Abendblatt.

Hamburger Patrick Ittrich hielt Absage für möglich

Weil die Liga so lange wie möglich an ihrem Plan festhalten wollte, die Spiele am vergangenen Wochenende auch als Geisterspiele durchzuziehen, waren die Hamburger wie immer bereits am Vorabend gegen 19 Uhr am Spielort eingetroffen. „Wir haben bei der dynamischen Entwicklung damit gerechnet, dass eine Absage noch möglich ist, aber sie kam zunächst nicht“, sagt Ittrich, „deshalb wurde mit dem vierten Offiziellen Mitja Stegemann aus Köln Kontakt gehalten, der am Spieltag anreiste.“

Dass die Spiele ohne Fans ausgetragen werden würden, war schon länger geplant. Die sportliche Leitung der deutschen Elite-Schiedsrichter hatte die Referees deshalb telefonisch auf die Situation vorbereitet. „Wir wurden nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass die Situation besonders sei und wir uns darauf einstellen sollen“, erzählt der Hamburger Polizeibeamte, „es hallt und die Außenmikrofone bekommen alles mit.“ Auch mit seinem Kollegen Deniz Aytekin, der am Mittwoch das Geister-Nachholspiel Mönchengladbach gegen Köln geleitet hatte, hatte er telefoniert: „Es ist kein schönes Gefühl, ein Spiel ohne Zuschauer zu leiten.“

Ittrich trainiert nach Absage zu Hause in Hamburg

Der Schiedsrichterbetreuer der Arminia informierte Ittrich und Co. schließlich, dass das Spiel ausfällt. Die Vereine wussten es als Erste, dann kam die Absage auch über die Zentralverwaltung der Schiedsrichter im DFB. Und nun? „Ich werde zu Hause weiter trainieren. Es ist völlig klar, dass Gesundheit immer vorgeht“, sagt Ittrich.

Das Schiedsrichter-Grundgehalt von 60.000 Euro im Jahr wird weiterlaufen, die Einsatzprämie von 5000 Euro pro Bundes­ligaspiel wohl entfallen. Er ist im „bürgerlichen Leben“ Polizeibeamter in Teilzeit. Auch da kann er derzeit seinen eigentlichen Job als Verkehrserzieher und Puppenspieler nicht mehr erledigen, die Schulen sind geschlossen. „Ich gehe am Montag auf meine Dienststelle“, sagt Ittrich, „dann werde ich weitersehen.“