München/Mönchengladbach. Münchens Altstars treffen in ihrem letzten Heimspiel – Frankfurt jubelt dennoch. Dortmunds Sieg wertlos. Kantersieg für Labbadia.

Bayern München hat im Herzschlagfinale der Bundesliga die Nerven bewahrt und schwebt völlig losgelöst im siebten Meisterhimmel. Der Rekordchampion setzte sich beim Showdown um die Schale verdient 5:1 (1:0) gegen ein schwaches Eintracht Frankfurt durch und sicherte sich damit zum 29. Mal den Titel – zum siebten Mal in Serie und erstmals in der Allianz-Arena. Und das trotz im Herbst noch neun Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund.

Der von den Fans gefeierte Niko Kovac, dessen Zukunft trotz seiner ersten Meisterschaft als Trainer ungewiss ist, holte als zweiter Münchner nach Franz Beckenbauer als Profi und Coach die "Salatschüssel". Diese wurde den Bayern, bei denen sich die umjubelten Altstars Franck Ribéry und Arjen Robben als Joker bei ihrem letzten Heimspiel mit Toren verabschiedeten, von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und DFL-Boss Christian Seifert übergeben.

Stimmen zum Saisonfinale der Fußball-Bundesliga

Niko Kovac (Trainer Bayern München)

"Danke an unsere Mannschaft und die Fans, wir haben Großes geleistet. Wir waren im Herbst neun Punkte hinten – ich weiß nicht, ob es so eine Aufholjagd schon mal gegeben hat. Ich bin total happy, total ausgelaugt. Jetzt werden wir uns darauf vorbereiten, dass in der nächsten Woche vielleicht noch was nach geht. Wir wollen das Double, aber wir haben im letzten Jahr gesehen, dass man niemanden unterschätzen darf."

Lucien Favre (Trainer Borussia Dortmund)

"Die Enttäuschung ist natürlich da, vor allem nach dem 1:1 von Frankfurt haben wir wieder gehofft. Glückwunsch an Bayern München und seinen Trainer Niko Kovac!"

Adi Hütter (Trainer Eintracht Frankfurt)

"Bayern war zwei Klassen besser, wir waren ein guter Gast. Man hat gesehen, dass wir nach 50 Spielen ausgepresst sind wie eine Zitrone, dass die Spieler auf dem Zahnfleisch gehen. Ich bin froh, dass Mainz sein Versprechen gehalten hat."

Joachim Löw (Bundestrainer)

"In dieser Saison, in der sie noch das Double gewinnen können, mussten die Bayern auch einige Widerstände überwinden.Zum siebten Mal in Folge deutscher Meister zu werden, ist eine große Leistung. Solche Erfolge zu bestätigen, sich immer wieder selbst die höchsten Ziele zu setzen, ist eine Qualität, die den FC Bayern auszeichnet."

Oliver Bierhoff (DFB-Direktor)

"Bis zum Schluss war in dieser Saison der Titelkampf offen, auch Borussia Dortmund hat in der Liga begeisternden Fußball gespielt. Doch in den entscheidenden Momenten waren die Bayern wieder da und haben an sich geglaubt. Mich freut es besonders für unsere teilweise noch jungen Nationalspieler, dass sie die richtige Mentalität und Reaktion gezeigt haben. Diese Mentalität hat am Ende den Ausschlag gegeben".

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Außerdem sicherte sich Robert Lewandowski mit 22 Treffern zum vierten Mal die Torjägerkanone, nur Bayern-Legende Gerd Müller war häufiger Schützenkönig (sieben Mal). Am Samstag kann der Branchenprimus im Pokalfinale in Berlin gegen RB Leipzig noch das Double perfekt machen.

Ribéry und Robben treffen nach Einwechslung

Kingsley Coman (4.), David Alaba (53.) und die eingewechselten Renato Sanches (58.) sowie Ribéry (72.) per Traumtor und Robben (78.) sicherten den überlegenen, aber lange wenig effektiven Münchnern mit ihren Toren die Meisterparty. Der ebenfalls eingewechselte Sébastien Haller glich für die insgesamt enttäuschende Eintracht zwischenzeitlich aus (50.).

Bayerns rauschende Meisterparty am Nockherberg:

Die Emotionen schlugen schon vor dem Anpfiff vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena hoch. Ribéry und Robben hatten schon beim Aufwärmen Tränen in den Augen. Kurz vor dem Anpfiff wurden sie wie Rafinha offiziell verabschiedet. Noch von der Bank aus erlebten die Oldies, wie mit Coman einer ihrer Erben zuschlug. Der Franzose schloss einen schnellen Angriff über Lewandowski und Thomas Müller aus 15 Metern ab. Es war der erste Torschuss der Bayern.

Viele weitere Chancen folgten gegen eine Eintracht, die seltsam körperlos spielte. Im Spiel nach vorne leistete sich Frankfurt zu leichte Ballverluste, das Mittelfeld war kaum existent, die Abwehr wirkte mitunter völlig orientierungslos. Die Gäste mussten sich bei Torwart Kevin Trapp bedanken, dass das Spiel nicht früher entschieden war. Das vermeintliche 2:0 durch Serge Gnabry (26.) wurde nach Videobeweis wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen, Jonathan de Guzmán traf bei einem Rettungsversuch die eigene Latte (31.).

So feiern Bayerns Fans den Titel:

Frankfurt erhält Mainzer Schützenhilfe

Kurz darauf musste Leon Goretzka angeschlagen für Sanches raus (37.), das Bayern-Spiel erfuhr kurzzeitig einen Bruch, Unsicherheiten schlichen sich ein – und die Eintracht nutzte das: Kapitän David Abraham traf nach einer Ecke die Latte, Haller staubte ab. Ein Fehler des bis dahin starken Trapp, der einen Müller-Schuss abprallen ließ, erlaubte Alaba die erneute Führung. Sanches stellte die Weichen nach einem Alleingang endgültig auf Konfetti. Die Treffer von Ribéry und Robben machten es fast kitschig.

Frankfurt durfte am Ende trotzdem jubeln. Dank des Mainzer Heimsiegs gegen Hoffenheim spielt die Eintracht auch kommende Saison in der Europa League.

Dortmunds bitterer Sieg in Gladbach

Der Titeltraum von Borussia Dortmund ist dadurch geplatzt. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre erfüllte beim 2:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach zwar ihre Pflicht, der erhoffte Ausrutscher des Tabellenführers Bayern München blieb aber aus.

Da konnte der BVB noch hoffen: Mario Götze, Jadon Sancho, Marco Reus und Christian Pulisic (v.l.n.r.) freuen sich über das Tor zum 2:0.
Da konnte der BVB noch hoffen: Mario Götze, Jadon Sancho, Marco Reus und Christian Pulisic (v.l.n.r.) freuen sich über das Tor zum 2:0. © dpa | Federico Gambarini

Jadon Sancho (45.) und Marco Reus (54.) hielten mit ihren Toren die Hoffnungen auf den neunten Meistertitel des BVB am Leben. Am Ende aber herrschte Enttäuschung. Im Dezember hatte Dortmund die Bundesliga noch mit neun Punkten Vorsprung angeführt.

Gladbach blieb auch im achten Heimspiel in Serie ohne Sieg und verspielte dadurch die mögliche Champions-League-Qualifikation. Der im Sommer scheidende Trainer Dieter Hecking verabschiedet sich immerhin mit der Europa-League-Teilnahme. Hecking wird durch Marco Rose ersetzt.

Dortmunds Fans auf Ursachenforschung:

Leverkusen sichert in Berlin Champions-League-Teilnahme

Bayer Leverkusen hat den letzten noch freien Champions-League-Platz erobert. Der Werksklub gewann im Bundesligafinale sein Auswärtsspiel bei Hertha BSC mit 5:1 (2:1) und kletterte in der Tabelle noch an Konkurrent Borussia Mönchengladbach vorbei auf Rang vier.

Ausnahmetalent Kai Havertz erzielte mit seinem 17. Saisontor (28.) zum neunten Mal das so wichtige 1:0 für Bayer - Ligahöchstwert. Einen Dreierpack schnürte Stürmer Lucas Alario (38., 72., 88.), zudem traf und Nationalspieler Julian Brandt (54.) für Leverkusen, das sich den Startplatz in der Königsklasse dank eines starken Saisonendspurts (16 von 18 möglichen Punkten aus den letzten sechs Spielen) verdiente. Bei Hertha erzielte Valentino Lazaro im letzten Spiel unter Trainer Pal Dardai nur den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich (34.).

Bereits vor dem Anpfiff hatten sich Trainer Dardai, der von U23-Coach Ante Covic beerbt wird, und der Schweizer Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger, der Hertha nach zwölf Jahren Richtung Heimat verlässt, von den Berliner Fans verabschiedet. Im Spiel durfte Lustenberger die Kapitänsbinde tragen, die er einst an Torjäger Vedad Ibisevic hatte abgeben müssen.

Labbadia verabschiedet sich aus Wolfsburg mit 8:1-Kantersieg

Bruno Labbadia hat dem VfL Wolfsburg zum Abschied das Ticket für den Europacup geschenkt. Der Trainer führte sein Team am 34. Spieltag der Fußball-Bundesliga zu einer 8:1 (3:0)-Gala gegen den FC Augsburg. Die Wölfe sicherten sich in der Endabrechnung Rang sechs und damit die Teilnahme an der Europa League. Zuletzt hatten die Niedersachsen in der Saison 2015/2016 in der Champions League gespielt.

Torjäger Wout Weghorst per Dreierpack (21., 37., 55.), Robin Knoche (41.), Daniel Ginczek (57.), Elvis Rexhbecaj (60.), Josip Brekalo (85.) und Kevin Danso (89.) per Eigentor sorgten vor 24.486 Zuschauer in der Volkswagen-Arena für den höchsten Bundesligasieg des VfL. Schon im ersten Durchgang machten die Wölfe alles klar, im zweiten Abschnitt wurde es dann zu einer bitteren Blamage für die Gäste, für die Julian Schieber (82.) traf. Noch nie verlor der FCA in der Bundesliga so hoch.

Trotz Pizarros Siegtor: Werder verpasst Europa League

Ein 2:1 (1:0) gegen RB Leipzig hat Werder Bremen nicht für die Qualifikation für die Europa League gereicht. Für das 1:0 sorgte Milot Rashica. Der Kosovare war in der 35. Minute mit einem Foulelfmeter nach Videobeweis erfolgreich. Nordi Mukiele (86.) glich zunächst aus, doch Oldie Claudio Pizarro (88.) sicherte den Dreier für den SV Werder.

Rashica vertrat am Punkt den verletzten Werder-Kapitän Max Kruse, der den Verein zum Saisonende verlässt und der vor der Partie mit viel Beifall und einigen Pfiffen verabschiedet wurde.

Weniger erfolgreich war aus gleicher Position der Leipziger Bruma. Der Mittelfeldspieler schoss in der 54. Minute einen Handelfmeter unkonzentriert deutlich über die Querlatte.

Hoffenheim verspielt 2:0-Führung und Europa League

Julian Nagelsmann hat mit der TSG Hoffenheim zum Abschied die Qualifikation für die Europa League verpasst. Der scheidende Trainer, der im Sommer zum Ligarivalen RB Leipzig wechselt, musste mit den Kraichgauern am letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga nach 2:0-Pausenführung in Unterzahl noch eine 2:4-Niederlage hinnehmen. Für einen Europapokalplatz reichte es dadurch nicht mehr.

Ishak Belfodil (12.) und Andrej Kramaric (34.) hatten die Gäste in Führung gebracht. Daniel Brosinski (66., Foulelfmeter), Jean-Paul Boetius (83./90.) und Jean-Philippe Mateta (90.+3) drehten das Spiel, nachdem TSG-Youngster Christoph Baumgartner früh die Gelb-Rote Karte (42.) gesehen hatte. Mainz, das den Klassenerhalt bereits vor mehreren Wochen perfekt gemacht hatte, beendet die Saison im Tabellenmittelfeld.

Wie schon bei Nagelsmanns letztem Heimspiel als Hoffenheim-Coach, bei dem die Stimmung auch durch die 0:1-Pleite gegen Werder Bremen etwas getrübt war, blieb der Abschied des Trainers von Fanseite aus anfangs eher nüchtern. "Danke Julian, mach's gut", war auf einem Plakat zu lesen. Insgesamt jedoch schien das Verhältnis nach dessen Kritik an Teilen der Anhängerschaft in den vergangenen Wochen etwas unterkühlt.

Wesentlich emotionaler fiel auf der Gegenseite die Verabschiedung des Mainzer Kult-Stadionsprechers Klaus Hafner aus. Sogar der frühere Weggefährte und Ex-05-Coach Jürgen Klopp meldete sich mit einer Video-Botschaft aus Liverpool zu Wort. Dazu wurde auch Kapitän Niko Bungert, der seine Karriere im Sommer beendet, offiziell verabschiedet.

Schalke verpasst gegen Stuttgart versöhnlichen Abschied für Stevens

Der abstiegsbedrohte VfB Stuttgart hat bei seiner Generalprobe vor dem finalen Kampf um den Klassenerhalt ein Erfolgserlebnis verpasst. Fünf Tage vor dem Relegations-Hinspiel kamen die Schwaben bei Schalke 04 nicht über ein 0:0 hinaus. Auch die Königsblauen versäumten im letzten Spiel unter ihrem "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens damit den versöhnlichen Abschluss einer verkorksten Spielzeit.

Der 65-jährige Niederländer, der nach der Saison wieder in den Schalker Aufsichtsrat rückt und keine weitere Trainerstation mehr übernehmen will, durfte sich auch im fünften Heimspiel während seiner rund zweimonatigen Amtszeit nicht über einen Dreier freuen.

Die Stuttgarter Mannschaft von Interimstrainer Nico Willig geht mit immerhin zwei Spielen ohne Niederlage in die wichtigen Partien um den Ligaverbleib. Gegen den SC Paderborn oder Union Berlin, die sich am Sonntag im Bundesliga-Unterhaus um die Ränge zwei und drei streiten, tritt der VfB am Donnerstag zunächst zu Hause an. Vier Tage später folgt das Auswärtsspiel beim Zweitligisten.

Nürnberg zum Abschied von Freiburg vermöbelt

Der 1. FC Nürnberg hat sich mit einer herben Pleite aus der Fußball-Bundesligaverabschiedet. Der bereits feststehende Absteiger unterlag am letzten Spieltag 1:5 (0:2) beim SC Freiburg. Marco Terrazzino (7.), Ex-HSV-Profi Luca Waldschmidt (34.), Vincenzo Grifo (61.) sowie Nils Petersen (54./56.) trafen für den SC, der zuvor acht Partien in Folge nicht gewonnen hatte. Eduard Löwen war für den Club erfolgreich (69.).

Schon vor der Begegnung hatte der FCN einen neuen Coach für die kommende Zweitliga-Saison gefunden. "Wir haben mit dem Trainer Einigung erzielt", sagte Sportvorstand Robert Palikuca bei Sky. Wer zukünftig an der Seitenlinie stehen wird, wollte Palikuca nicht verraten. Der Trainer soll am Sonntag präsentiert werden. Als Topkandidat gilt der Österreicher Damir Canadi vom griechischen Erstligisten Atrimotos Athen. Als künftiger Sportdirektor ist Peter Hermann beim neunmaligen Meister im Gespräch. Der 67-Jährige ist aktuell Assistent bei Bayern München.

Für Boris Schommers war das Spiel in Freiburg die letzte Partie als FCN-Trainer. Der 40-Jährige hatte den Club im Februar interimsmäßig als Nachfolger des entlassenen Michael Köllner übernommen, konnte den neunten Abstieg des fränkischen Traditionsvereins aber nicht verhindern.

Hannover steigt ohne Auswärtssieg ab

Absteiger Hannover 96 hat sich ohne einen einzigen Auswärtssieg in dieser Saison aus der Bundesliga verabschiedet. Im möglicherweise letzten Spiel unter Trainer Thomas Doll verloren die Niedersachsen bei Fortuna Düsseldorf mit 1:2 (0:0) und gehen als Vorletzter zurück in die 2. Liga.

Aufsteiger Fortuna eroberte seinerseits durch seinen neunten Heimsieg in dieser Spielzeit Platz zehn zurück und feierte entsprechend nach dem Abpfiff mit seinen Fans eine starke Saison, die dem Team von Trainer Friedhelm Funkel vor der Saison kaum jemand zugetraut hatte. Rouwen Hennings (56.) und Kenan Karaman (60.) hatten zuvor frühzeitig für Partystimmung auf den Rängen gesorgt. Nicolai Müller (78.) verkürzte für 96.