Bayern gegen Bremen. Das ist das Aufeinandertreffen zweier Fußball-Welten. Sport1.de blickt auf denkwürdige Spiele zurück.

München - Bayern gegen Bremen. Das ist seit zwei Jahrzehnten auch immer so etwas wie das Aufeinandertreffen zweier Fußball-Welten.

Auf der einen Seite die Bayern mit ihrer höchsten Ansprüche, Extravaganz und dem typischen "Mir san mir".

Auf der anderen Seite das vergleichsweise beschauliche Bremen. Understatement und Bodenständigkeit sind dort zu Hause.

Am Sonntag geht es in die nächste Runde. Erneut spielen beide Klubs um die Meisterschaft und erneut ist eine dramatische Begegnung zu erwarten.

Grund genug für Sport1.de , einen Blick zurück auf denkwürdige Partien zwischen den Bayern und Bremen zu werfen.

Samstag, 23. November 1985

Tatort Münchener Olympiastadion: Die Fans trauten dem Braten nicht so ganz, nur knapp 37.000 fanden sich an jenem tristen Novembertag im Olympiastadion ein. Alle Daheimgebliebenen verpassten den Startschuss einer über 20-jährigen Dauerfehde.

Stein des Anstoßes war die 28. Spielminute. Rudi Völler, damals Deutschlands unumstrittener Torjäger Nummer eins, spitzelt den Ball in vollem Lauf an Klaus Augenthaler vorbei. Der Bayern-Kapitän kennt kein Erbarmen und lässt Völler mit voller Absicht über die Klinge springen.

Schiedsrichter Gerhard Theobald zückt für das rüde Einsteigen nur Gelb. Völler muss verletzt vom Platz und wird nach beidseitigen Operationen an der Hüfte erst kurz vor der anstehenden Weltmeisterschaft in Mexiko wieder fit.

Bayern-Manager Uli Hoeneß spricht von einem Allerweltsfoul und entfacht somit den Dauerstreit mit seinem ewigen Rivalen Willi Lemke. Trainer Udo Lattek geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht Augenthaler von aller Schuld frei. Völler sei "einfach zu schnell gewesen", schiebt Lattek dem Gefoulten die Rolle des Geschwindigkeitssünders zu.

Völler gibt sein Comeback erst fünf Monate nach der Verletzung von München - im Rückspiel gegen die Bayern...

22. April 1986

Weserstadion, vorletzter Spieltag. Spielstand 0:0, es läuft die 88. Minute. Seit ein paar Zeigerumdrehungen ist Völler im Spiel. Seinem ersten seit dem Foul von Augenthaler im Hinspiel. Bremen ist bei einem Sieg Meister, die Bayern haben zwei Punkte Rückstand.

Völler spitzelt den Ball im Strafraum Sören Lerby an die Hand. Schiedsrichter Volker Roth zeigt nach einigen Sekundenbruchteilen auf den Punkt. Im Tor hinter Jean-Marie Pfaff versammeln sich mehr Menschen als auf an einem normalen Tag am Bremer Hauptbahnhof.

Nach zwei schier endlos langen Minuten schreitet Michael Kutzop zur Tat. Kutzop ist der sicherste Elfmeterschütze der Liga, hat noch nie vom Punkt versagt. Jetzt hat er den Titel auf dem Fuß. Kurzer Anlauf, Schlenzer mit rechts halbhoch ins rechte Eck. Pfaff steht wie angewurzelt da. Kling! Der Ball springt an den Außenpfosten und von dort ins Tor-Aus.

Das Spiel endet 0:0, die Saison für Bremen in der Tragödie. Eine Woche später verliert Werder beim VfB Stuttgart 1:2, während die Bayern Borussia Mönchengladbach mit 6:0 demütigen und sich auf der Zielgeraden noch die Schale schnappen.

26. April 1993

Weserstadion, 28. Spieltag. Und wieder der Zweikampf an der Spitze: Die Bayern sind zwei Punkte vorne, Werder steht unter Druck. Christian Ziege besorgt das frühe 0:1.

Werder dreht aber durch zwei zweifelhafte Foulelfmeter von Wynton Rufer das Spiel. Andreas Herzog und Bernd Hobsch, vom Boulevard "Pitsch und Patsch" genannt, erlegen die Bayern endgültig.

Am letzten Spieltag fährt Bremen auf Grund der besseren Tordifferenz als Spitzenreiter nach Stuttgart, die Bayern müssen nach Schalke. Für den FCB reicht es nur zum 3:3, Werder macht beim ungefährdeten 3:0 sein Meisterstück.

Samstag, 17. Juni 1995

Münchener Olympiastadion: Bremen kommt als Tabellenführer zum Erzfeind. Der große Konkurrent um den Titel spielt aber zur selben Zeit rund 600 Kilometer weiter nordwestlich. Borussia Dortmund hängt Bremen im Nacken.

Seit Wochen steht der Wechsel von Otto Rehhagel fest. Ausgerechnet zu den Bayern. Als kleines Willkommensgeschenk präsentieren sich die Münchener zum Abschluss einer eher verkorksten Saison plötzlich in Gala-Laune.

Beim 3:1 spielt Werder völlig desorientiert, Rehhagel zerschmettert an der Seitenlinie vor Wut eine Trinkflasche nach der anderen. Dortmunds gleichzeitiges 2:0 gegen den HSV macht den BVB zum Meister und beraubt Rehhagel seiner letzten großen Illusion, sich mit dem Titel gen München zu verabschieden.

Samstag, 8. Mai 2004

Münchener Olympiastadion: Werder spielt die berauschendste Saison der Vereinsgeschichte und hat am 32. Spieltag sechs Punkte Vorsprung vor Verfolger Bayern München.

Das Säbelrasseln aus München fällt angesichts der beinahe aussichtslosen Lage deshalb umso martialischer aus. "Wir müssen die richtig niedermachen!", fordert Uli Hoeneß. Nach 35 Minuten führt Bremen 3:0. Am Ende heißt es 3:1 für Werder.

Nach dem Schlusspfiff feiern rund 10.000 Fans aus dem Norden den vierten Meistertitel - ausgerechnet im Stadion des großen Rivalen.

Stefan Rommel