Hamburg. Noch fünf Tage bis zum Ende der Frist für die Lizenzeinreichung. Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Der Betrieb auf der Geschäftsstelle in der Volksbank-Arena wurde am Tag nach dem Aus der Hamburg Freezers auf ein Minimum zurückgefahren. Der Schock sitzt vor allem bei den Mitarbeitern tief, es flossen einige Tränen in den vergangenen beiden Tagen. Geschäftsführer Uwe Frommhold bezifferte die Rettungschancen auf ein Prozent. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen, wie eine Rettung aussehen könnte und wie es weitergeht.

Wer könnte die Freezers bis zur „Deadline“ der Deutschen Eishockey Liga für die Beantragung einer Spiellizenz am 24. Mai retten?

Es ist in der Kürze der Zeit nahezu ausgeschlossen, dass sich ein Investor findet, der neben der Lizenzgebühr (800.000 Euro) auch noch einen Jahresetat von rund 7,5 Millionen Euro stemmen kann. Alexander Otto hat sich rund um die Insolvenz der HSV-Handballer klar positioniert, dass er sein Investment auf Jugend- und Breitensport beschränken will. Milliardär Klaus-Michael Kühne könnte die Freezers aus der Portokasse retten, hat aber keinerlei Affinität zum Kufensport. Denkbar wäre höchstens, dass sich ein Konsortium aus mehreren Geldgebern findet. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass man bis zum kommenden Dienstag ein solches Modell auf die Beine stellen kann.

Welches Team könnte für die Hamburg Freezers in die DEL nachrücken?

Die Deutsche Eishockey Liga will in jedem Fall auch in der kommenden Saison mit 14 Teams an den Start gehen. So wird ein Team aus der DEL 2 nachrücken. In der Vergangenheit wurde immer wieder Bietigheim als möglicher Standort genannt. Heißester Kandidat ist der Kooperationspartner der Hamburg Freezers, die Fischtown Pinguins Bremerhaven „Es hat uns wie ein Hammer getroffen und uns sehr betroffen gemacht, als wir die Meldung aus Hamburg gehört haben“, sagte Teammanager Alfred Prey, der keinen Hehl daraus macht, dass man mit einem Aufstieg in die Beletage des deutschen Eishockeys liebäugelt.
„Wir haben seit Jahren fristgerecht unsere Bewerbung bei der DEL eingereicht, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Auch wenn wir nie gedacht hätten, möglicherweise für die Freezers nachzurücken, wäre es eine einmalige Chance für uns“, sagte Prey, der von einer außergewöhnlichen Partnerschaft mit den Freezers spricht. „Es war eine Freundschaft und keine Zusammenarbeit, die nur auf dem Papier existiert. Es war die beste Kooperation, die in der DEL gelebt wurde.“

Wie geht es für die Spieler und Mitarbeiter der Freezers weiter?

Sollte sich kein Retter finden, wird für einen Großteil der 18 Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Gang zum Arbeitsamt anstehen. Kommunikationschef Sebastian Stolz, der auch für die Barclaycard Arena arbeitete, wird in seinen alten Job zurückkehren. Die Spieler wären ab kommenden Mittwoch ablösefrei.

Einige Profis haben bereits Anfragen von Clubs erhalten. Gerade die deutschen Spieler wie Thomas Oppenheimer oder Nico Krämmer dürften keine Probleme haben, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Abwehrspieler Sean Sullivan sollen Anfragen von den Adler Mannheim und den Nürnberg Ice Tigers vorliegen. Marcel Müller könnte nach Krefeld zurückkehren.

Was passiert mit der Nachwuchsabteilung und dem DNL-Team der Young Freezers?

Das ist derzeit noch nicht abzusehen. Der Nachwuchs ist über den Freezers e. V. organisiert. Fakt ist aber auch, dass der DEL-Club rund 200.000 Euro in die Mannschaft der Young Freezers in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) investiert hat. „Wir werden mit dem Präsidenten des e. V., Andreas Mattner, und den Partnern aus dem Nachwuchs sprechen“, sagte Frommhold. Die alljährlichen Jugend-Sommercamps, die von den Freezers organisiert wurden, werden wohl nicht mehr stattfinden. Eine finale Entscheidung, ob und wie es mit den Talenten weitergeht, dürfte in der kommenden Woche fallen. Ob es Sinn macht, eine Nachwuchsabteilung ohne Profiteam zu betreiben, erscheint jedoch fraglich.

Ist der Eishockeysport durch das Aus der Freezers in Hamburg endgültig tot?

Die Hamburg Crocodiles spielen in der Oberliga Nord, wo mit Mühe der Klassenerhalt geschafft wurde. Die Verantwortlichen bedauern den wahrscheinlichen Rückzug der Freezers, hoffen aber, dass sie selbst mittelfristig profitieren können. In einem Statement des Vereins heißt es: „Die Crocodiles werden alles daransetzen, das höherklassige Hamburger Eishockey in der Stadt weiter sportlich erfolgreich zu vertreten. In der Saisonvorbereitung arbeiten wir an einer leistungsstarken Mannschaft, die in der nächsten Spielzeit eine wichtige Rolle spielen soll. Die Play-offs zur DEL 2 fest im Blick, soll das Krokodil ab September wieder kräftig zubeißen.“ Intern soll ein Plan vorliegen, bis 2020 in der zweithöchsten deutschen Spielklasse auflaufen zu können.