Köln. Im Duell um die Pre-Playoffs der Deutschen Eishockey sind die Kölner Haie nun drei Punkte vor den Hamburg Freezers.

Cory Clouston hat als Trainer schon einiges erlebt. Der Kanadier ist in Nordamerika mehrfach preisgekrönt und hat es sogar zum Chefcoach beim NHL-Club Ottawa Senators gebracht. Doch ein Tor wie das, mit dem die Kölner Haie, die er seit Januar als Nachfolger von Niklas Sundblad betreut, am Freitagabend gegen die Hamburg Freezers mit 1:0 in Führung gingen, hatte der 46-Jährige live noch nie gesehen. „Auf Video schon, wenn sie die komischsten Missgeschicke einer Saison zeigen. Aber als Trainer an der Bande habe ich so etwas noch nie mitgemacht“, sagte Clouston nach dem 3:1-Sieg, mit dem die Haie einen direkten Konkurrenten um den Einzug in die Pre-Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga um drei Punkte distanzieren konnten.

Was war passiert? In der zweiten Spielminute hatten die Freezers im Puckbesitz bei angezeigter Strafe gegen den Kölner Verteidiger Alexander Sulzer Torhüter Dimitrij Kotschnew vom Eis beordert. Das ist in solchen Situationen üblich, um Überzahl zu kreieren, da das Spiel so lange weiterläuft, bis ein Spieler des zu bestrafenden Teams den Puck berührt. Dass just in dem Moment, in dem Kotschnew die Bande erreichte, Jerome Flaake aus dem gegnerischen Drittel einen Rückpass spielte, der über die Bande durch Freund und Feind hindurch ohne weitere Berührung ins Hamburger Tor trudelte, dafür konnte man niemandem die Schuld geben. „Das war bitter, aber so etwas passiert“, sagte Freezers-Cheftrainer Serge Aubin, der ebenso wie die meisten seiner Akteure ein solches Malheur auch nur aus dem Fernsehen kannte.

Kurioses 0:1 nicht der Knackpunkt

Ausgerechnet der Mann, der eine Hauptrolle gespielt hatte, war dagegen nicht zum ersten Mal in einer solchen Situation. „Ich habe das schon einmal erlebt, als ich noch in Russland gespielt habe. Damals in den Play-offs mit Jaroslavl habe ich genau solch ein Tor kassiert, weil ich bei angezeigter Strafe vom Eis gefahren bin“, sagte Dimitrij Kotschnew. Der frühere deutsche Nationaltorhüter hatte nach Wochen des Pendelns zwischen Ersatzbank und Tribüne den Vorzug vor Sébastien Caron und Cal Heeter erhalten, die beide in Hamburg geblieben waren, damit die neun ausländischen Feldspieler alle eingesetzt werden konnten.

Und der 34-Jährige zahlte das Vertrauen des Trainers trotz des kuriosen 0:1 und eines Fehlers vor dem 1:3, als er sich von Jean-Francois Boucher tunneln ließ (Kotschnew: „Das nehme ich mit auf meine Kappe“), mit einer starken Leistung zurück. „Dimi hat klasse gespielt und uns mit einigen Paraden im Spiel gehalten“, sagte Aubin, der dem Torhüter für das Heimspiel an diesem Sonntag (14.30 Uhr, Barclaycard-Arena) gegen die Schwenninger Wild Wings eine Einsatzgarantie ausstellte.

Einig waren sich alle Hamburger in der Analyse der Partie, dass das so frühe wie kuriose 0:1 nicht der Knackpunkt der Partie gewesen war, zumal das Team nur eine Minute später in Person von Marcel Müller, der insgesamt aufsteigende Form nachwies, zurückgeschlagen hatte. Der Knackpunkt war das 1:2 durch Philip Gogulla in eigener Überzahl, als wieder einmal schlampig in der Rückwärtsbewegung gearbeitet wurde. „Dieses Gegentor hat uns richtig weh getan“, sagte Cheftrainer Aubin, „es hat uns viel von unserem Schwung genommen und Köln Aufwind gegeben.“

Nachlässigkeit im zweiten Drittel

Auch Nationalstürmer David Wolf rügte sein Team für die Nachlässigkeiten im zweiten Drittel. „Da waren wir in den Powerplaysituationen nicht zielstrebig genug und haben wieder unsere Konzentration verloren. Das darf uns in dieser Phase der Saison nicht passieren“, sagte er. Nun sei die Partie gegen Schwenningen wie ein Endspiel. „Der Druck ist riesig, wir müssen das unbedingt gewinnen!“

Das sieht auch Aubin so, allerdings hegt der 41-Jährige auch keinen Zweifel daran, dass sein Team dem Druck standhalten wird. „Wir haben in Köln bewiesen, dass wir verstanden haben, worum es geht. Das Team hat leidenschaftlich gekämpft. Wir dürfen jetzt nicht zu lange darüber nachdenken, warum wir hier so unglücklich verloren haben, sondern müssen das abhaken und uns auf Sonntag fokussieren“, sagte er. Ob Michael Davies und Jonas Liwing gegen Schwenningen dabei sein werden oder sich zu dem am Ellbogen operierten Kapitän Christoph Schubert ins Lazarett gesellen müssen, entscheidet sich am Sonnabend. Stürmer Davies klagte nach einem geblockten Schuss über Schmerzen in der Hand, Abwehrmann Liwing nach einem harten Check über Probleme am rechten Knie. Beide werden in Hamburg eingehend untersucht. Wolf, der Prellungen an Knöchel und der linken Hand erlitt, wird auf jeden Fall auflaufen.