Hamburg. Christoph Schubert, Spielführer der Hamburg Freezers, über den Saisonstart, seinen Verdruss nach Niederlagen und einen möglichen Nachfolger.

„Alter Mann“, sagt Christoph Schubert, als er sich nach dem Gespräch mit einem Ächzen von der Holzbank erhebt. Mit seinen 33 Jahren ist der Bayer zwar aktuell tatsächlich der älteste Feldspieler bei den Hamburg Freezers. Dass er sich dennoch nicht alt fühlt, und warum ihn der durchwachsene Start in die Saison 2015/16 der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nicht beunruhigt, erläutert der Kapitän in der ihm eigenen Offenheit.

Abendblatt : Herr Schubert, an diesem Freitag ist mit den Kölner Haien wieder ein Topteam in der Barclaycard-Arena zu Gast. Eigentlich müssen wir doch nur die Höhe des Freezers-Siegs diskutieren.

Christoph Schubert: Für solche Aussagen liebe ich euch Journalisten ...

Naja, gegen die Topteams haben Sie und Ihr Team in dieser Saison fast immer gewonnen. Was soll also schiefgehen?

Schubert : Das stimmt. Trotzdem wird es, das Auswärtsspiel in Mannheim am Sonntag eingerechnet, ein brutales Wochenende für uns. Wir müssen da unser bestes Eishockey spielen, wenn wir überhaupt punkten wollen.

Okay, werden wir ernst. Der Saisonstart war mit vier Siegen aus zehn Spielen durchwachsen. Stimmt es Sie positiv, dass das Team gegen Topgegner immer Topleistungen abrufen konnte, oder negativ, dass Sie einige Spiele, die zu gewinnen waren, verloren haben?

Schubert : Die Enttäuschung, dass wir zu viele Punkte haben liegen lassen, überwiegt natürlich. Wenn man weiß, wie ausgeglichen diese Liga ist, hätten uns drei Siege mehr, die durchaus möglich gewesen wären, sehr geholfen. Aber mir ist auch wichtig zu betonen, dass wir nur gegen Nürnberg richtig schlecht waren. In allen anderen Partien waren wir mindestens gleichwertig, oft auch besser als der Gegner, und haben es nur versäumt, daraus Kapital zu schlagen. Deshalb habe ich auch immer nur von einer Ergebniskrise gesprochen. Das ist besser, als wenn wir bei den sechs Pleiten immer die klar schlechtere Mannschaft gewesen wären.

Ihr Trainer Serge Aubin hatte vor der Saison angemahnt, wie wichtig ein guter Start wäre, nachdem das Team in den vorangegangenen Jahren nach Fehlstarts viel Kraft für die Aufholjagd aufwenden musste, die dann in den Play-offs fehlte. Wie hart trifft Sie also der erneute Fehlstart, als Team, aber auch persönlich?

Schubert : Er nervt einfach, weil niemand von uns das mit Absicht macht. Wir würden gern mal eine Saison von oben runterspielen, und wir alle finden, dass das irgendwann auch mal aufhören muss mit den Fehlstarts. Dennoch stressen wir uns nicht, auch weil wir ein Trainerteam haben, das die Situation einzuordnen weiß und uns sagt, dass wir ruhig weiter unsere Linie verfolgen sollen, weil der Erfolg irgendwann kommen wird. Persönlich versuche ich, mich nicht von außen beeinflussen zu lassen. Ich lese zwar jeden Tag die Zeitungen und bekomme mit, was die Fans denken. Aber da ich weiß, wie wir arbeiten und dass der Weg der richtige ist, bleibe ich gelassen.

Konstanz ist ein Wort, das Aubin sehr häufig benutzt, wenn er über die Weiterentwicklung der Mannschaft spricht. Was bedeutet Konstanz für Sie, und warum ist es so schwer, die abzurufen?

Schubert : Für mich bedeutet Konstanz, dass wir in jedem der 52 Hauptrundenspiele plus Play-offs bereit sind, läuferisch und kämpferisch alles zu geben. Konstanz bedeutet nicht, in allen Spielen Topleistung abzurufen, denn das kann kein Team. Aber alles zu geben, das müssen wir und auch die Fans in jedem Spiel erwarten können. Und auch da sind wir auf dem richtigen Weg.

Das Team wirkt stabiler und tiefer als in der vergangenen Saison.

Schubert : Ist es auch, wobei die Verletzungsmisere im vergangenen Jahr auch beispiellos war. Trotzdem haben wir Spieler dazubekommen mit Marcel Müller oder Michael Davies, die uns deutlich verstärken.

Sie nennen den Namen David Wolf nicht. Viele sind von dessen Entwicklung beeindruckt. Wie sehen Sie ihn?

Schubert : David hat für mich immer zum Team gehört, er ist Rückkehrer, kein Neuling. Seine Entwicklung ist sehr gut, er hat in dem Jahr in Nordamerika einen richtigen Sprung gemacht. Er ist gereift und hilft uns spielerisch und kämpferisch enorm weiter.

Manche sehen in ihm bereits den neuen Kapitän der Freezers, wenn Sie mal nicht mehr wollen. Hat er das Potenzial dazu?

Schubert : Wollt ihr mich loswerden, oder was (lacht)? Das Potenzial, in diese Rolle reinzuwachsen, hat David in jedem Fall. Aber noch habe ich einen Vertrag bis 2017. Ich bin zwar der älteste Feldspieler, aber fühle mich körperlich bestens. Ich habe viel Spaß daran, mich mit den Jungspunden zu messen – und große Lust darauf, weiterhin Kapitän zu sein. Es macht mich sehr stolz, das sein zu dürfen.

Das wirkt tatsächlich nicht immer so. Gerade nach Niederlagen sind Sie oft sehr grummelig, wirken fast genervt, wenn Sie Fragen beantworten ...

Schubert : Ich bin immer genervt und sauer, wenn wir verlieren, aber das hat mit den Fragen nichts zu tun. Grundsätzlich kann man aber immer mit mir reden, ich verstehe mich mit allen gut.

Sie sind in Ihrer sechsten Saison eine wichtige Identifikationsfigur der Freezers. Was bedeutet Ihnen dieser Verein?

Schubert : Ich bin seit fünf Jahren hier Kapitän. Seit dem ersten, sehr harten Jahr geht es kontinuierlich bergauf. Hamburg ist meine Heimat, und ich identifiziere mich sehr stark mit dem Club und der Stadt, werde auch nach der Karriere hier bleiben.

Trotzdem grüßen Sie noch mit „Servus“. Was muss passieren, damit daraus endlich ein „Moin“ wird?

Schubert : Ein bisschen Bayer muss ich schon noch bleiben. Außerdem habe ich eine Wette laufen, dass das nie passieren wird. Und ich will immer gewinnen.