Hamburg. An diesem Freitag beginnt für Hamburgs Eishockeyprofis mit einem Heimspiel gegen Ingolstadt die Saison 2015/16.

Eins war auffällig, als Spieler und Trainer der Hamburg Freezers am Donnerstagvormittag das Abschlusstraining vor der Auftaktpartie gegen den ERC Ingolstadt an diesem Freitag (19.30 Uhr, Barclaycard-Arena) beendet hatten: Sie haben einfach keine Lust mehr. Keine Lust mehr auf Testspiele, auf das Einüben von Spielsystemen und das Zusammenfinden als Mannschaft. Sie sind überzeugt, das System verinnerlicht zu haben und ein Team zu sein. Jetzt wollen sie spielen, um Punkte und den Titel, und so wird es tatsächlich höchste Zeit, dass sie beginnt, die Saison 2015/16 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Was man von den „Eisschränken“, die im vergangenen Jahr als Hauptrundenvierter in Spiel sieben des Play-off-Viertelfinales an der Düsseldorfer EG, vor allem aber an ihrem Verletzungspech gescheitert waren, erwarten darf, hat Cheftrainer Serge Aubin, 40, zusammengefasst. Schnelles, attraktives Eishockey will der Frankokanadier, der Ende September 2014 das Amt von Benoît Laporte übernommen hatte und erstmals eine Saisonvorbereitung leitete, spielen lassen. Vor allem aber will er Konstanz sehen, „ein Team, das in jedem Spiel an seine Grenzen geht“. Das offizielle Saisonziel lautet: direkte Qualifikation für die Play-offs, gern mit Heimrecht – also Platz vier aufwärts.

„Wenn wir schnell unseren Rhythmus finden, dann ist vieles möglich“

Die Spieler dazu hat Aubin vor allem in seiner Offensive. Die Angriffsreihen der Freezers müssen sich qualitativ nicht einmal vor denen von Titelverteidiger Adler Mannheim verstecken. Mit David Wolf, der nach einem Jahr in Nordamerika zurückkehrte, ist die deutsche Paradereihe mit Garrett Festerling und Jerome Flaake wieder komplett, wird aber gegen Ingolstadt noch nicht auflaufen. Wolf ist nach seiner Faustattacke auf Ingolstadts Benedikt Schopper zum Ende der Saison 2013/14 für die ersten fünf Ligaspiele gesperrt. Festerling laboriert an einem Muskelfaserriss im Hüftbeuger und fällt gegen die Bayern und am Sonntag (16.30 Uhr) in Düsseldorf ebenso aus wie Zwillingsbruder Brett (Handgelenk) in der Abwehr und Mittelstürmer Julian Jakobsen (Knöchelblessur).

Als Königstransfer wird Marcel Müller gehandelt. Der erfahrene Nationalstürmer kam aus Krefeld und soll den Abgang von Toptorjäger Kevin Clark kompensieren, der nach 33 Saisontoren zu Laportes neuem Schweizer Club SC Langnau wechselte. Die Eindrücke der Vorbereitung lassen darauf schließen, dass Müller vor allem als Anführer mehr als nur ein Clark-Ersatz ist. Seine Sturmreihe mit Phil Dupuis und Thomas Oppenheimer brillierte in den Testspielen. Oppenheimer, der gemeinsam mit Abwehrroutinier Mathieu Roy als Ersatzkapitän von Spielführer Christoph Schubert fungiert, sagt: „Die Qualität ist da. Wenn wir schnell unseren Rhythmus finden, dann ist vieles möglich.“

Die Defensive muss stabiler werden, um den Titeltraum wahr zu machen

Um den Traum vom ersten Meistertitel der Clubgeschichte, von dem viele Spieler offen reden, wahr werden zu lassen, muss allerdings die Abwehr stabiler werden, was 24 Gegentore in acht Tests unterstreichen. Die aus Iserlohn gekommenen Sean Sullivan und Jonas Liwing blieben bislang den Nachweis gehobener Qualität schuldig. Weiterhin fehlt ein gefährlicher Blueline-Schütze, der Abschied von Führungs­figur Duvie Westcott dürfte vor allem abseits des Eises schwer wiegen. Ein großes Fragezeichen steht zudem hinter Brett Festerling, dessen Ausfalldauer nach dem von einer gegnerischen Kufe durchtrennten Nerv im Hand­gelenk weiter ungewiss ist. Sportdirektor Stéphane Richer sondiert den Markt und wird, sollte bis Spätherbst keine Besserung eintreten, eine der drei noch offenen Ausländerlizenzen an einen Abwehrspieler vergeben.

Keine Sorgen hat Aubin auf der Torhüterposition, die mit Sébastien Caron und Dimitrij Kotschnew doppelt hochklassig besetzt ist. Anders als bislang wird der Coach keine festgelegte Rotation vornehmen, sondern von Spiel zu Spiel entscheiden, wer im Tor steht. Den Anfang macht Caron.

Auf die Unterstützung ihrer Fans scheinen sich die Freezers verlassen zu können. 3500 Dauerkarten, so viele wie seit acht Jahren nicht, wurden verkauft, für die Auftaktpartie sind 8100 Karten vergriffen. Die Fans, das ist auffällig, haben Lust auf ihre Mannschaft.