Die Hamburg Freezers trotzen dem gewaltigen Verletzungspech und schlagen die Straubing Tigers verdient mit 3:2

Hamburg. Vielleicht wird einst, wenn sich Menschen an die Saison 2014/15 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) erinnern, der 17. Februar als einer der wichtigsten Tage für die Hamburg Freezers angesehen werden. Als der Abend, an dem der Wille über den Körper siegte, an dem das letzte Aufgebot, das Cheftrainer Serge Aubin aufs Eis schicken konnte, die Straubing Tigers mit 3:2 (1:2, 2:0, 0:0) niederkämpfte, einen wichtigen Schritt in Richtung Viertelfinalqualifikation ging und be-wies, dass mit Zusammenhalt, Disziplin und harter Arbeit mehr zu bewegen ist, als viele für möglich gehalten hätten.

Viel Holz war zu sehen auf der Bank, auf der sich normalerweise die nicht auf dem Eis benötigten Spieler aneinanderquetschen, und das hatte seinen Grund. Am Nachmittag hatte sich Verteidiger Bretton Stamler zu den Ausfällen Dimitrij Kotschnew, Jerome Flaake, Nico Krämmer, Patrick Pohl (alle verletzt), Duvie Westcott und Mathieu Roy (beide bis einschließlich Sonntag gesperrt) gesellt. Der Kanadi-er muss wegen eines Risses der Sehnen-platte in der hinteren Oberschenkel-muskulatur rund acht Wochen pausieren und ist damit der 20. langfristige Ausfall in dieser Saison. Als sich beim Warmmachen auch noch Nationalstürmer Thomas Oppenheimer mit den Symptomen einer Lebensmittelvergiftung abmeldete, blieb nur Galgenhumor, um das unglaubliche Pech zu verarbeiten.

Immerhin meldete sich völlig überraschend Garrett Festerling gesund. Der Angreifer, der sich am 2. Januar die Mittelhand gebrochen hatte, konnte mit einem Spezialhandschuh und einer Sondergenehmigung der Liga und des Gegners auflaufen und erhielt eine durchaus ansehnliche Menge an Eiszeit. Um immerhin drei Sturmreihen aufbieten zu können, war zudem Sam Verelst, 23, vom Zweitliga-Kooperationspartner Bremerhaven im Kader, und in der Abwehr bestritt HSV-Leihgabe Gino Blank, 19, sein zweites DEL-Spiel.

Dennoch machte sich die Personalknappheit bald bemerkbar. Straubing, das in diesem Jahr immerhin acht Siege aus 13 Spielen holen konnte, drückte aufs Tempo und setzte die im Spielaufbau fahrigen Hamburger unter Druck. In der 5. Spielminute wurde das Führungstor der Gäste nach Videobeweis zwar wegen Torraumabseits aberkannt, eine Minute später jedoch war der gewohnt starke Freezers-Keeper Sébastien Caron machtlos, als Sacha Treille in Überzahl zu freie Bahn hatte. Und als der für die Moral so wichtige Ausgleich durch ein Überzahltor von Kevin Schmidt nur eine Minute später von Rene Röthkes erneutem Straubinger Führungstor gekontert wurde, musste man Böses befürchten.

Doch Gutes geschah: Angetrieben von Kapitän Christoph Schubert, der mit einem Schlagschuss von der blauen Linie fast das Netz zerfetzte, als er zum 2:2 traf, investierte die Hamburger Rumpftruppe mehr ins Offensivspiel. Garrett Festerling verpasste es zunächst, sich für sein beherztes Comeback zu belohnen, als er aus kurzer Distanz den Pfosten traf (27.). Doch dann spielte er einen Pass auf Kevin Clark, der wieder einmal dort stand, wo ein Torjäger stehen muss – und zum 31. Mal einen eigenen Treffer feiern durfte. Im Schlussdrittel gab es sogar Chancen, die Führung auszubauen, so dass die 8714 Fans drei verdiente Punkte feiern konnten. Am Freitag (19.30 Uhr) wollen die Freezers in Köln beweisen, dass ihr Wille auch auswärts Berge versetzt. Bleibt abzuwarten, wie viele Spieler Aubin aufbieten kann.

Tore: 0:1 (5:47) Treille (Meunier, Canzanello) 5-4, 1:1 (16:03) Schmidt (Madsen, Mitchell) 5-4, 1:2 (17:12) Röthke (Brandl, Sturm), 2:2 (25:52) Schubert (Sertich, B. Festerling), 3:2 (34:08) Clark (G. Festerling, Schmidt). Strafminuten: 6/16. SR: Hascher/Krawinkel (Miesbach/Moers). Z.: 8714.