Zum Trainingsstart bei den Eishockeyprofis der Hamburg Freezers erläutert das Trainerteam, wie es die Vorbereitung auf die neue Saison gestalten will

Hamburg. Als Benoît Laporte am Mittwoch um 16.53 Uhr die Volksbank-Arena betrat, um sein Team zum ersten Eistraining der Saison 2014/15 zu bitten, traute er seinen Augen kaum. Trotz besten Sommerwetters wollten 850 Fans sehen, wie die Hamburg Freezers die 114-tägige Sommerpause überstanden hatten. „Ich bin immer wieder begeistert davon, wie unsere Fans uns unterstützen. Ich freue mich riesig auf die Saison“, sagte Laporte. Seinen Spielern scheint es ähnlich zu gehen. Während der ersten 58 Trainingsminuten der neuen Spielzeit wurde viel gelacht.

So entspannt wird es natürlich nicht weitergehen. 36 Tage haben Laporte, sein Assistent Serge Aubin und Athletiktrainerin Mintra Mattison Zeit, um die Mannschaft auf die neue Spielzeit in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorzubereiten, die am 12. September um 19.30 Uhr mit einem Heimspiel gegen Red Bull München in der O2 World beginnt. Für das Abendblatt erläutert das Trainerteam, wie es die Vorbereitung gestalten will, um die großartige vergangene Saison mit der Hauptrundenmeisterschaft und dem 2:4-Halbfinalaus gegen den späteren Meister Ingolstadt toppen zu können.

Die wichtigste Änderung, die Laporte und Aubin umsetzen möchten, betrifft die Intensität der Trainingseinheiten. Wurde bislang in der Vorbereitung meist zweimal täglich zwischen 45 und 90 Minuten auf dem Eis gearbeitet, ist in diesem Jahr nur eine tägliche, dafür aber zweistündige Session mit Schläger und Pucks geplant. Dafür wird am Nachmittag intensiver an Kraft und Athletik gefeilt. „Wir versprechen uns davon mehr Intensität, aber auch mehr Zeit für Regeneration“, sagt Laporte, der insbesondere die Grundausdauer seiner Spieler verbessern und dieses Level über die gesamte Saison hinweg konservieren möchte.

Im Eistraining werde es in den ersten Tagen vor allem darum gehen, den Spielern das Gefühl für Eis und Ausrüstung zurückzugeben. „Wir werden viele Passübungen und intensives Schusstraining absolvieren, vor allem aber wollen Serge und ich einen Überblick darüber bekommen, wie das Team untereinander harmoniert und mit welcher Einstellung die Jungs trainieren“, sagt Laporte. Die zweite Trainingswoche werde man zu intensiven Ausdauer-Intervallen, in Spielerkreisen „The Mount“ (der Berg) genannt, nutzen, zudem stehen Zweikämpfe und das Umschaltspiel im Fokus. Erst zwei Tage vor dem ersten Testspiel in Bremerhaven (siehe Infokasten) werde erstmals über das Spielsystem gesprochen, dann will das Trainerteam auch erste Erkenntnisse über die Zusammenstellung der Sturmreihen gesammelt haben.

In der dritten Trainingswoche startet das „Komplettprogramm“, wie Laporte es liebevoll nennt. Dann sollen vor allem das Über- und Unterzahlspiel und das Verhalten im Fünf-gegen-Fünf geübt werden. Während die Freezers bei gleicher Spielerzahl und mit einem Mann weniger in der Vorsaison brillierten, ist das Powerplay seit Jahren das Sorgenkind. „Da müssen wir unbedingt besser werden“, sagt Laporte. Mit intensiver Video- und Taktikschulung will er dieses Ziel erreichen. Den Spielen der Champions Hockey League (CHL) misst er deshalb auch besondere Bedeutung bei. „Wir nehmen diesen Wettbewerb ernster als im Vorjahr“, sagt er. Angesichts von nur sieben Vorbereitungsspielen soll jede einzelne Partie mit höchster Intensität angegangen werden. „Wir haben keinen großen Umbruch im Team, deshalb glaube ich, dass wir nicht so viele Tests brauchen, wenn wir sie ernsthaft nutzen“, sagt Laporte, der aus demselben Grund auch auf Teambuilding-Maßnahmen weitgehend verzichtet. Einzig die in zwei Wochen geplante Rudertour mit dem Club Favorite Hammonia gilt dem noch besseren Kennenlernen untereinander.

Eine gute Bekannte ist Athletiktrainerin Mattison, die seit Sommer 2013 für die Freezers arbeitet, auch für die sechs neuen Profis längst. Die Fitnesstests, die der gesamte Kader in den vergangenen Tagen absolvieren musste, seien sehr zufriedenstellend gewesen. „Alle sind in guter Form und haben meine Erwartungen teils sogar übertroffen“, sagt die 32-Jährige. Die Testergebnisse sind die Grundlage für das Programm, mit dem Mattison die Spieler in den kommenden Wochen in den Bereichen Kraft, Ausdauer und Kraftausdauer in Topform bringen muss.

In acht bis zehn 90-minüten Einheiten nimmt sich Mattison jeweils einen dieser drei Themenbereiche vor. Der Fokus liegt bei Eishockeyspielern zwar auf den Beinen, dennoch sei ganzheitliches Training unerlässlich, Bauch, Rücken und Oberkörper werden zu gleichen Teilen trainiert. Wert legt Mattison auch auf ihr Mobilitätsprogramm, in dem die Spieler vor und nach den Eiseinheiten Stretching und eine spezielle Faszienmassage absolvieren, um Muskeln, Bänder und Gelenke geschmeidig zu halten und so Verletzungen vorzubeugen. Zusätzlich zum gemeinsamen Athletiktraining ist jeder Akteur angehalten, täglich ein persönliches Fitnessprogramm von 45 bis 60 Minuten Dauer abzuarbeiten.

Um das Saisonziel, ein Platz unter den besten sechs der Liga, zu erreichen, will Laporte, der weiter auf Christoph Schubert als Kapitän setzt, vor allem die Eigenmotivation seiner Spieler ausreizen. „Wenn dieses Team es schafft, sich selbst über seine Grenzen zu pushen, dann haben wir eine Chance, jedes Spiel zu gewinnen.“ Die Arbeit daran hat am Mittwochnachmittag begonnen.