Die Hamburg Freezers erzwingen im Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga durch einen 2:0-Heimsieg gegen Ingolstadt ein sechstes Spiel.

Hamburg. In der Saison 2007/08 schafften es die Frankfurt Lions als bislang einziges Team in der Geschichte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), eine Best-of-seven-Serie nach einem 1:3-Rückstand noch zu gewinnen. Die Hamburg Freezers können immerhin weiter darauf hoffen, dieses Kunststück zu wiederholen. Durch einen hart erarbeiteten, aber verdienten 2:0 (1:0, 0:0, 1:0)-Sieg am Freitagabend im fünften Halbfinalspiel gegen den ERC Ingolstadt verkürzten sie ihren Rückstand auf 2:3 und erzwangen ein sechstes Spiel, das am Sonntag (14.30 Uhr) in Bayern ausgetragen wird. Gelingt dort der Ausgleich, fällt die Entscheidung am Dienstag (19.30 Uhr) in der O2 World. „Das war unser erstes gutes Spiel dieser Serie“, sagte Freezers-Verteidiger Duvie Westcott, „aber wir stehen weiter mit dem Rücken zur Wand.“

Dass sie der Brecher in der Welle der Entrüstung sein wollten, die über David Wolf hereingebrochen war, bewiesen die Fans der Hamburger vor Spielbeginn. „Ein Mann – ein Tier – David Wolf“, so stand es auf einem Transparent im Fanblock, dazu hielten die Anhänger massenhaft die Rückennummer 89 des Nationalstürmers hoch. Außerdem wurde bei der Verlesung der Ingolstädter Mannschaftsaufstellung jeder Spieler mit dem Nachnamen „Wolf“ bedacht.

Hintergrund der Aktion war die Sperre von sieben Spielen, die die DEL gegen Wolf verhängt hatte, nachdem dieser am Dienstag im vierten Spiel seinen Gegenspieler Benedikt Schopper mit bloßer Faust niedergestreckt und dabei sechs Zähne ausgeschlagen hatte.

Dass Wolf vorsätzliche Körperverletzung unterstellt wird, obwohl Schlägereien auch ohne Handschuhe im Eishockey (leider immer noch) toleriert werden, und sogar die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat, empfindet der harte Kern der Fans als überzogen. Die gute Nachricht: Schopper konnte vor dem Spiel zwar noch kein Steak, aber immerhin ein Reisgericht zu sich nehmen, und selbstverständlich spielte er auch. Wolf schaute sich das Spiel gemeinsam mit seinem früheren Mannschaftskameraden Thomas Dolak in einer Loge an und freute sich über die Unterstützung der Fans.

Was er sah, dürfte ihm gefallen haben. Seine Mannschaftskollegen fanden von Beginn an das richtige Maß zwischen Aggressivität und Konzentration, und sie erarbeiteten sich reihenweise Torchancen. Die Umstellung von Cheftrainer Benoît Laporte, der den etatmäßigen Angreifer Matt Pettinger in die Abwehr gezogen und dafür Johan Ejdepalm als überzähligen Ausländer auf die Tribüne gesetzt hatte, um im Spielaufbau eine offensivere Variante zu haben, fruchtete ebenfalls.

Und so war es keine Überraschung, dass die „Eisschränke“ das erste Tor der Partie schossen. Kapitän Christoph Schubert, nicht unbedingt als Scharfschütze gefürchtet, hatte von der blauen Linie abgezogen, Ingolstadts Torhüter Timo Pielmeier schien die Sicht verdeckt, sodass der Puck den Weg ins Netz fand. Auch in der Folge blieben die Freezers das gefährlichere Team, allerdings hatten sie Glück, dass Westcott für einen Check gegen den Kopf von Derek Hahn nicht mit einer Spieldauerstrafe belegt wurde. Eine hässliche Aktion war das, die das Feuer in die Partie zurückbrachte, das in Spiel vier an vielen Stellen gelodert hatte. Hahn blieb verletzt in der Kabine.

Ein Pfostenschuss durch Thomas Oppenheimer (28.) war im zweiten Drittel die auffälligste Hamburger Aktion, ansonsten verlegten sich die Freezers vornehmlich darauf, das eigene Tor zu sichern, was dank des glänzend aufgelegten Sébastien Caron zwischen den Pfosten auch gelang. Zwischendurch gab es immer wieder kleinere Handgemenge, die die umsichtigen Schiedsrichter jedoch umgehend einzudämmen wussten. Erst nach der Schlusssirene entbrannte ein Schlagabtausch zwischen Garrett Festerling, dessen Zwillingsbruder Brett seinen Wechsel von Nürnberg nach Hamburg zur kommenden Saison bestätigt hat, und Ingolstadts Michel Périard, der mit Zweiminutenstrafen auf beiden Seiten geahndet wurde.

Die Zweikampfhärte gepaart mit diszipliniertem und konzentriertem Defensivspiel waren letztlich die siegbringenden Faktoren, die Freezers überstanden auch eine letzte Drangphase der Gäste schadlos und konnten nach Pettingers Treffer in das von Pielmeier verlassene Tor feiern. Die Freude währte allerdings nur kurz, denn schon am Sonntag muss die schwarze Serie von acht Niederlagen in Ingolstadt seit März 2011 gebrochen werden, um den Sommerurlaub weiter aufzuschieben.

Tore: 1:0 (10:10) Schubert (Westcott), 2:0 (58:41) Pettinger (Caron) 4-4 empty net. Strafminuten: 8 + 10 Westcott/10. Schiedsrichter: Bauer/Piechaczek (Nürnberg/Finning). Zuschauer: 9827.