Nur zwei Wochen nach seiner Knieverletzung schießt der Stürmer zwei Tore zum 4:1-Sieg der Freezers über Iserlohn

Hamburg. Im Mittelpunkt zu stehen, darauf hatte David Wolf am Sonntagnachmittag in der O2 World nach dem 4:1 (2:0, 1:0, 1:1)-Sieg im ersten Spiel der Viertelfinalserie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gegen die Iserlohn Roosters gar keine Lust. Und so wehrte der Nationalstürmer in Diensten der Hamburg Freezers die diversen Gratulanten mit der unter Profisportlern so beliebten Phrase ab, dass es „egal ist, wer die Tore schießt. Wichtig ist nur, dass die Mannschaft gewinnt.“

Das mag stimmen, aber letztlich war es sowieso egal, was Wolf sagte. Er hatte die Geschichte des Spiels geliefert, und da konnte er sich nicht aus dem Rampenlicht stehlen. Sportfans wollen Helden, und so musste der 24-Jährige nass geschwitzt erzählen, wie denn das möglich gewesen war. Wie er zwei Tore schießen konnte, obwohl er 14 Tage zuvor beim Auswärtsspiel in Wolfsburg noch eine Verletzung des Innenbandes im rechten Knie erlitten hatte.

Was Wolf dann erzählte, war allerdings so unspektakulär, wie es die Tore zum 3:0 und 4:0 gewesen waren, mit denen er das erste Spiel der Best-of-seven-Serie (vier Siege zum Weiterkommen nötig) entschieden hatte. Letztlich verdankte der bullige Linksaußen seinen Einsatz und die Tore seinem Willen, das Letzte aus seinem Körper herauszuholen. Am Sonnabend nach dem Abschlusstraining hatten die Ärzte ihr Okay gegeben, am Sonntag stand er vor beiden Treffern dort, wo er stehen musste; zunächst um aus dem Gedränge abzustauben, dann um einen Schlagschuss von Mathieu Roy abzufälschen.

Cheftrainer Benoît Laporte war es letztlich vorbehalten, die schnelle Genesung seines Vorzeigekämpfers einzuordnen. „Davids Präsenz sorgt für großen Respekt beim Gegner. Wenn sie ihn sehen, wissen sie, dass es hart wird, und heute war er unser bester Spieler“, sagte er. Die Hamburg Freezers im März 2014 sind von einem einzelnen Spieler aber längst nicht mehr abhängig. Gegen die Gäste aus dem Sauerland, die erst am Freitagabend durch ein 4:1 in München im entscheidenden dritten Pre-Play-off-Spiel ihr Viertelfinalticket gebucht hatten, taten sie in den ersten fünf Spielminuten genau das, was gegen ein Team, das innerhalb von 24 Stunden rund 1000 Buskilometer absitzen musste, getan werden sollte. Sie hielten Tempo und Druck konstant hoch und kamen durch den Doppelschlag der Nationalstürmer Thomas Oppenheimer und Garrett Festerling zur frühen 2:0-Führung, die Sicherheit gab.

Während der gesamten 60 Spielminuten mussten die 10.117 Fans – abzüglich der lautstarken 700 Gäste – in keiner Phase um den Auftaktsieg zittern. Die Freezers, denen der grippekranke Phil Dupuis fehlte, vermittelten den Eindruck, noch mindestens 30 Prozent zulegen zu können. In einer über weite Strecken zerfahrenen Partie verwalteten sie ihre Führung gekonnt und hatten mit Sébastien Caron einen Torhüter, der gegen seine alten Kollegen keine Geschenke verteilen wollte. Wenn er mal etwas prallen ließ, war die Defensive geistesgegenwärtig.

Dennoch wäre es fatal, die Serie bereits abzuhaken. Der Hauptrundenzehnte Iserlohn war im Jahr 2014 gemeinsam mit den Freezers das punktbeste Team der DEL, und mit den fanatischen Fans am Seilersee im Rücken dürften die kampfstarken „Brathähne“ schon am Mittwoch (19.30 Uhr) im zweiten Spiel der Serie vom Spieß zu springen versuchen. „Man hat im ersten Drittel gesehen, dass uns der Rhythmus fehlte. Wer die Roosters unterschätzt, der wird bestraft. Sie werden noch ein sehr unangenehmer Gegner sein“, sagte Laporte, ein gebranntes Kind, nachdem er in der Saison 2007/08 mit Nürnberg als Hauptrundenmeister im Viertelfinale ausgeschieden war. Überhaupt schaffte es der Primus der regulären Saison nur in sechs von bislang 19 DEL-Spielzeiten, auch den Titel zu holen.

Derlei Träume überlassen die Freezers ihren Fans, die auf einem Transparent den gemeinsamen Griff nach dem Pokal gefordert hatten. David Wolf wollte zumindest nicht weiter als bis zum Mittwoch denken. „Und dann schießt ein anderer drei Tore und wird gefeiert. So schnell geht das im Eishockey“, sagte er. Wichtig ist doch eh nur, dass die Mannschaft gewinnt...

Tore: 1:0 (1:15) Oppenheimer (Jakobsen, Krämmer), 2:0 (5:20) Festerling (Roy, Wolf), 3:0 (39:29) Wolf (Festerling, Oppenheimer), 4:0 (44:31) Wolf (Flaake, Roy) 5-4, 4:1 (58:23) Gödtel (Dupont, Mulock) 5-4. Strafminuten: 10/12. Schiedsrichter: Aumüller/Schütz (Planegg/Moers). Zuschauer: 10.117. Viertelfinale, 1. Spieltag: Mannheim – Köln 0:1, Krefeld – Ingolstadt 5:0, Nürnberg – Wolfsburg 1:4.