Eishockeyexperte Rick Goldmann analysiert für das Abendblatt die Titelchancen der Hamburger

Hamburg. Als die Profis und Betreuer der Hamburg Freezers am Donnerstag zum Training erschienen, lagen Geschenke auf ihren Plätzen in der Kabine. Zwei T-Shirts mit diversen Motivationsbotschaften und ein USB-Stick mit geheimem Inhalt sollen die ohnehin schon große Motivation vor dem am Sonntag beginnenden Play-off-Viertelfinale weiter steigern. Das anschließende 63-minütige Training zeigte, dass der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga bereit ist für die Endrunde. Es wurde viel und laut kommuniziert, die Intensität bei den Übungen war hoch.

Rick Goldmann, einst selbst DEL-Profi und heute Experte bei Servus TV, hat die Hamburger in der Hauptrunde mehrfach gesehen und traut ihnen zu, den ganz großen Wurf zu schaffen. „Für mich sind die Freezers Titelkandidat Nummer eins“, sagt der 37-Jährige und begründet dies mit der Tatsache, dass das Team von Benoît Laporte nach dem Durchmarsch von Platz 14 an die Tabellenspitze vor Selbstvertrauen strotzt. „Die Freezers sind über die Jahre gewachsen, in dieser Spielzeit mit dem Verlauf besonders. Das Team ist mental stärker als im Vorjahr“, sagt Goldmann.

Hinzu komme, dass die Hamburger, die nach einem Viertel der Saison noch die meisten Gegentore hatten, defensiv im Laufe der Saison deutlich stabiler geworden sind. Am Ende hatten die Freezers die beste Abwehr der Liga, was auch am starken Defensivverhalten der Stürmer liege. „Sie wissen, dass sie die Qualität haben, Spiele innerhalb von fünf Minuten zu drehen. Wenn dieses Selbstbewusstsein nicht in Überheblichkeit ausartet, und wenn sie verinnerlichen, dass harte Arbeit die Basis ist, sehe ich kein Team, das die Freezers stoppen kann“, sagt Goldmann.

Und dann ist da noch die Tatsache, dass kaum ein Team in der DEL über einen derart tiefen Kader verfügt. War man in der Vergangenheit von der Paradeformation um Garrett Festerling, David Wolf und Jerome Flaake abhängig, sei die Last nun auf mehrere Reihen verteilt. „Die zweite und dritte Formation hat im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent mehr Tore erzielt. Ein Phil Dupuis ist da ein gutes Beispiel, wie er die dritte Reihe mit Thomas Oppenheimer, der die Saison seines Lebens spielt, und Nico Krämmer beflügelt“, lobt Goldmann, der bei den Freezers auch ein großes Plus zwischen den Pfosten sieht.

Mit Dimitrij Kotschnew und Sébastien Caron stehen zwei Ausnahmetorhüter zur Verfügung. Normalerweise, so sagt Goldmann, sei er kein Freund der Rotation, im Fall der Freezers aber revidiert er seine Meinung. „Der große Vorteil ist, dass dieses Duo auch über die Saison hinaus bleibt und beide das Wechselspiel kennen und akzeptieren. Die beiden duellieren sich auf einem hohen Niveau und können beide Spiele gewinnen“, sagt Goldmann, der sich auf eine erneute Begegnung mit den Eisbären Berlin freuen würde.

Im Vorjahr unterlagen die Freezers in der Viertelfinalserie dem späteren Meister 2:4. „Letztlich sind die Freezers gegen Berlin, Iserlohn und Ingolstadt Favorit. Allerdings sind die drei möglichen Gegner von der Spielweise her sehr unterschiedlich“, sagt Goldmann, der es als kleinen Nachteil ansieht, dass die Hamburger ihren Gegner erst am Freitagabend kennen. Eine gezielte Vorbereitung sei so unmöglich.