Hamburg Freezers besiegen im letzten Heimspiel der regulären Saison Köln mit 3:1 und starten als Erster am 16. März ins Play-off-Viertelfinale

Hamburg. Für einen kurzen Moment musste man am Freitagabend Zweifel an der Kinderstube von Christoph Schubert haben. Als Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga, dem Kapitän der Hamburg Freezers vor dem 3:1 (0:0, 0:1, 3:0)-Sieg gegen die Kölner Haie den Pokal für die Hauptrundenmeisterschaft überreichen wollte, weigerte sich der Abwehrspieler, die Trophäe zu berühren. Die ablehnende Haltung des 32-Jährigen hatte aber nichts mit mangelnder Erziehung, sondern vielmehr mit einem weltweit im Eishockey verbreiteten Aberglauben zu tun. Der Cup, der für die Profis wirklich zählt, wird nach Abschluss der Play-offs ausgehändigt. Einen anderen Pokal vorher anzufassen bringt, so besagt es der Brauch, Unglück. Die 12.800 Fans feierten dafür Platz eins und das erstmals in der Clubgeschichte gelungene Überschreiten der 100-Punkte-Marke umso lauter.

Die erstmals erreichte „Mini-Meisterschaft“ ist bereits ein großer Erfolg für einen Club, der mit großen Ambitionen und ebenso großen Verletzungssorgen in die Spielzeit 2013/14 gestartet war, im Oktober das Tabellenende zierte, und bei dem Trainer Benoît Laporte nicht weit davon entfernt war, seinen Posten zu verlieren. Der 13. Oktober steht für den Wendepunkt. Nach der 1:5-Niederlage in Ingolstadt stellte Laporte seinem Team die Vertrauensfrage. Die Spieler wollten mit dem 53-Jährigen weiterarbeiten, hielten eine Krisensitzung ohne ihn ab. Es wurde schonungslos alles angesprochen, was schiefgelaufen war. „Wir waren am Ende, tiefer konnten wir nicht mehr fallen. Es hieß für uns: Schwimmen oder absaufen. Wir haben ein Team mit großem Ehrgefühl. Wir haben uns da gemeinsam wieder herausgearbeitet“, sagt Stürmer Garrett Festerling.

Die Ausgeglichenheit in der Offensive ist ein weiterer Erfolgsfaktor, der in der Endrunde (siehe Infokasten) zum Tragen kommen wird. Die 162 erzielten Treffer verteilen sich auf alle vier Reihen. Sechs Profis konnten eine zweistellige Torausbeute verbuchen, darunter Jerome Flaake mit 25 Treffern und Thomas Oppenheimer, der 21-mal traf. Elf Spieler im Kader konnten sogar 20 und mehr Scorerpunkte (Tore und Vorlagen) erzielen. „Die Freezers sind ein großes, physisches Team, das auch läuferisch stark ist. Sie arbeiten die Gegner nieder“, sagt Maurizio Mansi, früher Co-Trainer bei den Freezers und aktuell bei den Nürnberg Ice Tigers unter Vertrag. „Die Freezers haben eine der besten Mannschaften, die ich in dieser Liga je gesehen habe“, lobt der Ex-Hamburger Eric Schneider, aktuell Stürmer der Adler Mannheim.

So erfolgreich die Hauptrunde mit ihren Bestmarken, darunter die 19 Spiele andauernde Heimsiegserie, auch war: Die „Crunchtime“, also die wirklich wichtige Phase der Saison, beginnt am 16. März mit dem ersten Viertelfinalspiel der Best-of-seven-Serie. Gegen die Haie unterstrichen die Hamburger, dass sie sich gegen körperlich robuste Mannschaften behaupten können. Damit zum zweiten Mal in der Freezers-Geschichte die Halbfinalteilnahme gelingt, bereiten sich die Freezers von Montag an intensiv vor. Dabei wird sicher auch das Powerplay ein wichtiger Faktor werden. Gegen Köln war es über weite Strecken zu kompliziert. Allerdings war das 3:1 von Julian Jakobsen ein Überzahltor der Extraklasse. Wenn die Freezers diese spielerische Klasse häufiger zeigen, dürfen die Fans vom ersten echten Meistertitel träumen. Diese Trophäe würde Kapitän Schubert liebend gern in Empfang nehmen.

Tore: 0:1 (33:42) Krupp (Tjärnqvist, Stephens), 1:1 (49:15) Schmidt (Madsen, Lavallée), 2:1 (53:19) Madsen (Mitchell, Nielsen), 3:1 (56:09) Jakobsen (Pettinger, Schubert) 5-4. Strafminuten: 10/13 + Spieldauer Minard. Schiedsrichter: Brüggemann/Krawinkel (Iserlohn/Moers). Zuschauer: 12.800 (ausverkauft).