Der Hamburger Eishockeyclub könnte gegen Ingolstadt den 19. Heimsieg in Folge schaffen. Das gelang zuvor nur München. Verteidiger Westcott führt Gespräche mit den Freezers.

Hamburg. Christoph Schubert kannte die Antwort, bevor die Frage der Journalisten nach dem besonderen Charakter der Partie gegen den ERC Ingolstadt überhaupt gestellt wurde. „Nein“, schoss es aus dem Kapitän heraus. „Der mögliche Heimrekord juckt die Medien und Fans mehr als uns. Dafür können wir uns nichts kaufen. Es gäbe drei Punkte, nicht mehr und nicht weniger“, sagte der 32-Jährige.

Mit einem Erfolg an diesem Freitag (19.30 Uhr, O2 World) gegen die Bayern würde die Mannschaft von Trainer Benoît Laporte einen 14 Jahre alten Rekord in der Deutschen Eishockey-Liga egalisieren. In der Spielzeit 1999/2000 schafften die München Barons, Vorgängerclub der Freezers, 19 Heimsiege in Folge. Die Hamburger sind seit dem 3. Oktober 2013 in eigener Halle ungeschlagen. Damals gab es ein 0:4 gegen die Augsburger Panther. Seitdem gingen alle 18 Partien in der O2 World an die Freezers. „Ganz ehrlich: Über solche Dinge haben wir kein einziges Wort in der Kabine verloren“, sagt Schubert und ergänzt: „Es ist zwar schön, sich in die Geschichtsbücher einzutragen. Das könnten wir aber auch mit einem Meistertitel. Das wäre mir lieber.“

Bis es so weit ist, steht aber zunächst der Ligaendspurt auf dem Programm. Acht Partien muss der Tabellenführer noch in der Hauptrunde absolvieren. Nach der zwölftätigen Länderspielpause sprühen die Freezers vor Tatendrang. „Die Pause kam genau richtig. Wir hatten viele grippekranke Spieler. Jetzt sind wir gesund und bereit“, sagt Abwehrspieler Duvie Westcott, der in Hamburg derzeit seinen zweiten Frühling erlebt. Der 36-Jährige ist der älteste Profi im Kader, bildet mit Kapitän Schubert, 32, eines der ältesten Abwehrduos der Liga. Mit sieben Treffern und 18 Vorlagen spielt der Verteidiger offensiv seine beste Saison seit zehn Jahren. „Das Alter ist für mich nur eine Zahl. Ich fühle mich eher wie 30. Die Freezers sind ein Jungbrunnen für mich“, scherzt Westcott.

Westcott auch in der Kabine geschätzt

An ein Karriereende denkt der Routiniert längst noch nicht. Zwei Jahre möchte der Defensivspezialist mindestens noch auf dem Eis stehen. Am liebsten bei den Freezers. Ein erster Gedankenaustausch zwischen dem Berater des Kanadiers und Sportdirektor Stéphane Richer fand nach Abendblatt-Informationen bereits statt. Intern wird nicht nur die sportliche Leistung des Ex-NHL-Profis geschätzt. In der Kabine ist Westcott einer der Führungsspieler. Diese sind in den Play-offs ebenso gefragt, wie die Fans. Lediglich 650 Tickets sind für das Ingolstadt-Spiel noch erhältlich. „Dieser Zuschauerzuspruch ist ein Riesenkompliment und Verantwortung zugleich. Vor ausverkauftem Haus zu spielen, setzt bei uns Extra-Adrenalin frei. Das ist ein Geheimnis unserer Stärke in der O2 World. Hoffentlich auch gegen Ingolstadt“, sagt Westcott.

Eine leichte Aufgabe wird das nicht. Die Ingolstädter, vor zwei Wochen noch vom Norovirus heimgesucht, sind wieder gesund und als Tabellenachter auf einen starken Saisonendspurt angewiesen. „Die haben einen gewissen ,Hass‘ gegen uns aufgebaut, wir aber auch gegen sie. Es sind in den jüngsten Duellen immer viele Dinge passiert. Sie spielen so, dass sich schnell ein Spiel emotional aufheizt. Wir müssen kühlen Kopf bewahren“, sagt Schubert, der dies in Sachen möglicher Heimspielrekord bereits tut.