Ein Kommentar von Alexander Berthold

Es ist noch gar nicht so lange her, da wären die Hamburg Freezers an ihrer eigenen Selbstüberschätzung fast zugrunde gegangen. Jahrelang verfügte der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) über ein hohes Budget, setzte mittels teurer Altstars auf kurzfristigen Erfolg statt auf Nachhaltigkeit. Der Erfolg blieb aus, die Folge: Die Anschutz Entertainment Group, Besitzer der Freezers, ließ das Portemonnaie immer häufiger geschlossen, dachte sogar über einen Verkauf des Clubs nach. Die Freezers machten aus der Not eine Tugend.

2010 trat Sportchef Stéphane Richer mit einem neuen Konzept an und setzte auf junge, hungrige Profis. Der Frankokanadier zog seine Vision ohne Rücksicht auf Verluste durch. Es wäre bequem gewesen, bei den ersten einkalkulierten Rückschlägen alles über den Haufen zu werfen und in alte Strickmuster zurückzukehren. Doch Richer verteidigte sein „Baby“ so leidenschaftlich, wie er einst als Abwehrspieler selbst in der DEL aufgeräumt hatte. Die Früchte für diesen konsequenten Kurs ernten die Hamburger Eishockeyprofis in diesen Tagen.

Diese Nachhaltigkeit würde man auch dem HSV in der Fußballbundesliga wünschen. Ein Club, der am Boden liegt, benötigt drei Dinge: ein Konzept, Beharrlichkeit bei dessen Umsetzung und vor allem starke Persönlichkeiten, die auch beim ersten Gegenwind nicht umfallen.

Wie es gehen kann, zeigt das derzeit erfolgreichste Sportteam der Stadt – die einzige Profimannschaft, die in dieser Saison die Chance hat, einen Meistertitel nach Hamburg zu holen.