Ein Kommentar von Alexander Berthold

Wenn im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, beginnt die Zeit, in der Trainer von Krisenclubs wenig Sinn für Romantik haben. Vielmehr beschleicht sie gern mal ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend. Schließlich ist es in der Welt des Profisports ein gängiges Mittel, speziell in dieser eigentlich so schönen Jahreszeit auf neues Personal zu setzen.

Auch in der Vergangenheit der Hamburg Freezers, dem Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), gab es Momente, in denen aus purer Panik Trainer ausgetauscht wurden, nur um etwas getan zu haben, was einer Krise entgegenwirken könnte.

Diese Zeiten haben sich geändert. Kontinuität statt Aktionismus sorgt dafür, dass Coach Benoît Laporte trotz des aktuellen Absturzes auf den vorletzten Tabellenplatz vorerst im Amt bleibt. Damit er nicht doch den Gesetzen des Marktes zum Opfer fällt, sollte Laporte schnell das Team in die Spur bringen und auch sich selbst hinterfragen.

Der Coach muss sich Fragen gefallen lassen: Warum hat er das funktionierende Spielsystem der Vorsaison verändert? Warum rufen Leistungsträger nicht konstant ihre Leistungen ab? Warum lehnt er trotz offensichtlicher mentaler Blockaden seiner Profis einen Mentalcoach ab? Und warum hat er das Über- und Unterzahlspiel noch immer nicht auf DEL-Topniveau gebracht? Laporte hat in den letzten drei Jahren vieles richtig gemacht und die Freezers sportlich eindeutig verbessert. Aber nur wenn er jetzt die richtigen Antworten findet, wird er einen unbeschwerten Herbst haben.