Hamburger Eishockeyclub spielt am Freitag in Vojens und will mit seinem Dänen-Trio Fans gewinnen

Hamburg. Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen ist eine Eigenschaft, die im Unterhaltungsbetrieb Profisport seltener wird und deshalb umso mehr auffällt. Auf die Frage, ob sie erwarten, dass an diesem Freitag viele Eishockeyfans das Gastspiel der Hamburg Freezers im dänischen Vojens ihretwegen besuchen werden, müssen Morten Madsen, Julian Jakobsen und Daniel Nielsen kurz grinsen, bevor Torjäger Jakobsen sagt: „Nein, in Vojens kommen die Fans nicht wegen uns, sondern weil sie Eishockey sehen wollen, und weil da sonst nichts los ist.“

Das ist eine Antwort, die in ihrer Ehrlichkeit viel sagt, nicht nur über die drei dänischen Profis in Diensten der Freezers und deren Einstellung, sondern auch über das Leben in der dänischen Provinz. Und doch glauben die Verantwortlichen des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga, dass sie nicht vollends der Wahrheit entspricht. Dass die Hamburger ihr zweites Heimspiel in der internationalen Vorbereitungsserie European Trophy gegen Red Bull Salzburg an diesem Freitag (19.30 Uhr) in der 250 km entfernten jütländischen 8000-Seelen-Stadt austragen, liegt darin begründet, dass sie sich erhoffen, dank ihres Dänen-Trios das Einzugsgebiet über Norddeutschlands Grenzen hinaus ausweiten zu können.

Vor allem seit im Mai der Zugang von Madsen, immerhin Kapitän der dänischen Nationalmannschaft, bekannt wurde, verzeichnen die „Eisschränke“ einen Anstieg von Kartennachfragen aus Dänemark. „Besonders viele Gruppen, die hier eine Weihnachtsfeier planen, sind sehr interessiert“, sagt Freezers-Medienchef Christoph Wulf. „Wir wollen in der Zukunft eine größere Präsenz in Dänemark zeigen, regelmäßig dort spielen“, sagt Sportchef Stéphane Richer. Der vor einem Jahr zurückgetretene Geschäftsführer Michael Pfad hatte die Dänemark-Offensive, die auch auf dem Sponsoringsektor den Sportartikelhersteller Hummel einbrachte, im Sommer 2011 mit der Verpflichtung von Abwehrspieler Nielsen, 32, und dem inzwischen abgewanderten Jesper Jensen angestoßen. Dass nun erstmals drei Dänen gleichzeitig im Kader stehen, ist der steigenden Attraktivität der Freezers ebenso geschuldet wie der Mentalität der Spieler, die mit ihrer kämpferischen und gleichzeitig zurückhaltenden Attitüde ins Beuteschema von Richer und Cheftrainer Benoît Laporte passen.

Der auch von Topclubs wie den Eisbären Berlin umworbene Madsen, 26, verhehlt nicht, dass der Fakt, in Hamburg auf zwei Landsmänner zu treffen, seine Entscheidung pro Freezers beeinflusst habe. Durch die geografische und kulturelle Nähe zu ihrer Heimat fühlen sich die drei Nationalspieler in Hamburg längst heimisch, dennoch freuen sie sich riesig auf die Möglichkeit, in ihrem Geburtsland zu gastieren. „Ein solches Spiel hat es in Dänemark noch nicht gegeben, deshalb wird die Atmosphäre super sein“, glaubt Jakobsen, 26.

Vojens ist die Spielstätte des aktuellen Meisters Sonderjysk Elitesport, der zu seinen Heimspielen im Schnitt 2500 Zuschauer begrüßen kann, was angesichts eines Einzugsgebietes von rund 40.000 Einwohnern eine eindrucksvolle Zahl ist. Mehr als 2000 Fans werden auch am Freitagabend erwartet. „Man hat uns versichert, dass unsere drei Jungs durchaus bekannt sind und einige Fans wegen ihnen kommen“, sagt Medienchef Wulf. Wenn sie es schon selbst nicht tun – die Freezers halten ihre Dänen für sehr wichtig.