Hamburgs DEL-Team besiegt den Tabellenführer mit 2:1. Torwart Kotschnew verletzt

Hamburg. Als er in der zweiten Drittelpause in die Kabine kam und seinen Stürmer David Wolf den Tränen nah vorfand, da wusste Benoît Laporte, dass er nicht zu schimpfen brauchte. 0:1 lagen seine Hamburg Freezers zu diesem Zeitpunkt gegen die Kölner Haie zurück. Das Tor war in Überzahl gefallen, weil Wolf nach einer völlig überflüssigen Attacke gegen Marco Sturm für vier Minuten auf die Strafbank geschickt worden war, doch Cheftrainer Laporte konnte in Wolfs Augen den Kampfgeist sehen, den es brauchte, um den Tabellenführer im Schlussdrittel noch niederzuringen. "Ich habe den Jungs deshalb nur gesagt, dass sie so weiterarbeiten sollen, dann würde die Belohnung folgen", sagte Laporte.

Des Frankokanadiers Vorahnung sollte sich bestätigen. Keine zwei Minuten waren im letzten Abschnitt gespielt, als Wolf in Überzahl den Frust über seine eigene Undiszipliniertheit in einen Schlagschuss legte, der zum 1:1 einschlug. Und weil die Hamburger, nachdem mit Eric Schneider der personifizierte Siegeswille zum 2:1 getroffen hatte, ihre Führung über die Zeit retteten, durften sie mit 10.120 Zuschauern in der O2 World am Sonntagnachmittag den vorzeitigen Einzug ins Play-off-Viertelfinale feiern, das am 20. März beginnt. Nach den Punktverlusten der Verfolger aus Augsburg und Nürnberg ist den Freezers Platz sechs nicht mehr zu nehmen. In den verbleibenden Hauptrundenspielen gegen Krefeld (Di, 19.30 Uhr) und München (So, 14.30 Uhr) geht es nun noch um das Heimrecht im Viertelfinale.

"Es ist schön für uns, dass der Druck jetzt weniger geworden ist. Aber es ist noch nicht die Zeit für Zufriedenheit", sagte Laporte. Zum wiederholten Mal in dieser Saison zeigten seine Spieler jedoch, dass sie in der Lage sind, sich dem Niveau ihrer Gegner anzupassen - in positiver wie negativer Hinsicht. Nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung in Wolfsburg am Freitagabend hatte Sportdirektor Stéphane Richer dem Team am Sonnabend die Leviten gelesen. Die Reaktion darauf war gegen die kampf- und spielstarken Kölner unübersehbar. "Wir haben 60 Minuten sehr gut gespielt und gezeigt, dass wir es können", sagte Wolf.

Der Nationalstürmer vergaß nicht, sich für seinen Fauxpas im zweiten Drittel zu entschuldigen. "Die Strafe war dumm von mir, die darf ich nicht nehmen. Umso glücklicher war ich, dass ich meinen Fehler mit dem Tor wiedergutmachen konnte", sagte er. Matchwinner Schneider hatte den Hauptgrund für den Sieg in der Einstellung seiner Teamkameraden gefunden. "Heute ist jeder zur Arbeit erschienen", sagte der Angreifer. Er konnte einmal mehr nachweisen, warum ihn die Freezers im Winter nachverpflichtet hatten. "Er ist ein Kämpfer, der alles dafür gibt, in den entscheidenden Momenten auf dem Eis zu stehen", lobte Laporte.

Einer, dem das zumindest vorerst nicht mehr vergönnt sein dürfte, ist Dimitrij Kotschnew. Der Nationaltorhüter musste in der 34. Minute nach einer Kollision mit Kölns Brett Breitkreuz mit Verdacht auf eine schwere Knieblessur vom Eis. Eine Kernspintomografie am Montagmorgen soll Klarheit bringen. Sein Ersatzmann Niklas Treutle spielte, obwohl er kalt ins Spiel gehen musste, sehr solide.

Als zweiten Torhüter werden die Freezers nun Förderlizenzspieler Justin Schrörs vom Oberligaclub Fass Berlin nach Hamburg beordern. "Wir können nur die Daumen drücken, dass Dimi nicht lange ausfällt", sagte Laporte.

Tore: 0:1 (36:56) Müller (Ticar, Schütz) 5-4, 1:1 (41:46) Wolf (Schneider, Collins) 5-4, 2:1 (47:43) Schneider (Flaake) 5-3. Strafminuten: 10/18. Schiedsrichter: Bauer/Brüggemann (Nürnberg/Iserlohn). Zuschauer: 10.120.