Der Eishockeystar bat aus privaten Gründen um die Freigabe - allerding für zunächst drei Wochen. Hintergründe der Entscheidung weiß nur er.

Hamburg. Die Bitte um Freigabe, die Jamie Benn am Dienstag an die Verantwortlichen der Hamburg Freezers herantrug, muss er schon am Sonntag im Kopf gehabt haben. Bei der 2:3-Niederlage im Nordderby bei den Hannover Scorpions hatte der 23 Jahre alte Eishockeystürmer derart glanzvoll aufgespielt, dass sich viele Zuschauer ungläubig die Augen rieben. Immerhin hatte die Formkurve des Superstars in den Vorwochen nach unten gezeigt. Im Nachhinein betrachtet wirkt Benns Auftritt wie eine Abschiedsgala.

Ob diese geplant war oder nicht, ist unerheblich. Fakt ist: Benn, der zuletzt für die Dallas Stars gespielt hatte und wegen des Tarifstreits in Nordamerikas Topliga NHL Anfang Oktober nach Hamburg gewechselt war, wird die Freezers am Donnerstagmorgen verlassen. Im Training am Mittwoch fehlte er wegen eines Zahnarzttermins. "Jamie hat uns um eine Auszeit gebeten, um persönliche Dinge in Nordamerika regeln zu können. Er ist zwar ein Schlüsselspieler, aber private Gründe haben bei uns Priorität, deshalb sind wir der Bitte nachgekommen", sagt Freezers-Sportdirektor Stéphane Richer.

Über die Hintergründe seiner Abreise wollte Benn, der als zurückhaltender, fast schüchterner Mensch gilt, mit niemandem reden. "Ich danke den Freezers für ihre Unterstützung und hoffe vor allem, dass die Fans meine Entscheidung respektieren", ließ er sich zitieren. Die offizielle Sprachregelung ist die, dass der Vertrag lediglich für zunächst drei Wochen ruht. Sollte der Lock-out, der bislang bis einschließlich 30. Dezember gilt, auch im nächsten Jahr anhalten, erwarten die Freezers ihren NHL-Star zurück. "Zunächst geben wir ihm die Zeit, die er braucht", sagt Richer. Darüber, ob die Abreise mit einem möglichen Hinweis aus Übersee zusammenhängt, dass die NHL-Saison bald beginnt und die Spieler deshalb nichts mehr riskieren sollen, wollte er nicht spekulieren. "Den Klubs ist es derzeit nicht gestattet, mit den Spielern zu sprechen. Deshalb gehe ich davon aus, dass es wirklich private Gründe sind, die Jamie hat", sagt er.

Cheftrainer Benoît Laporte, der am Dienstag von Benn informiert wurde, war von der Entwicklung genauso überrascht wie die Mitspieler. "Wir müssen seine Entscheidung akzeptieren. Wenn der Kopf nicht frei ist, ist es schwer, Leistung zu bringen", sagt er. Natürlich wiege der Verlust des Linksaußen, der in 19 Spielen sieben Tore und 13 Vorlagen beisteuerte, schwer. "Er ist ein herausragender Spieler, der menschlich und sportlich sehr viel für das Team getan hat. Aber wir haben die Mannschaft im Sommer ohne Benn zusammengestellt und sind auch ohne ihn in der Lage, Spiele zu gewinnen."

Der Tabellendritte, der erst am kommenden Dienstag (19.30 Uhr, O2 World) gegen den ERC Ingolstadt wieder um Punkte in der Deutschen Eishockey-Liga kämpft, hat bis Sonntag trainingsfrei. Laporte will diese Tage nutzen, um sich in Ruhe Gedanken zu machen, wie er seine Sturmreihen neu ordnet. Wenn nicht alles täuscht, muss es eine Entscheidung sein, die bis zum Saisonende tragfähig ist.