Sollte Stürmer Colin Murphy länger ausfallen, könnte der Eishockeyklub personell nachrüsten. Der nächste Gegner hat sich schon in den USA bedient.

Hamburg. Für Colin Murphy war es ein erster kleiner Schritt Richtung Comeback. Am Montagmittag absolvierte der 32 Jahre alte Stürmer der Hamburg Freezers nach seiner bei einer Hotelschlägerei erlittenen Gehirnerschütterung eine 30-minütige Einheit auf dem Fahrrad. Zwar verkraftete der Kanadier die Belastung gut, dennoch ist an eine Rückkehr ins Mannschaftstraining derzeit nicht zu denken. "Wichtig ist, dass er wieder ganz gesund wird. Wir geben Colin alle Zeit der Welt", sagt Sportdirektor Stéphane Richer.

Der Faktor Zeit spielt ohnehin für den Frankokanadier eine wichtige Rolle. Auf Dauer können die Freezers den Ausfall des Leistungsträgers Murphy nicht mit bordeigenen Mitteln kompensieren. Daher geht der Blick Richers auf den nordamerikanischen Markt. Seit vergangenem Wochenende steht fest, dass die Profiliga NHL nicht wie geplant am 11. Oktober beginnen wird. Die Spielergewerkschaft NHLPA und die Liga konnten sich trotz zahlreicher Verhandlungen nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen. Die Folge: Zum dritten Mal in den vergangenen 18 Jahren werden die Profis von ihren Klubs ausgesperrt (Lockout). Ob und wann die NHL ihren Spielbetrieb aufnimmt, steht in den Sternen. Viele Stars erwägen daher einen Wechsel nach Europa. So verpflichteten die Krefeld Pinguine, nächster Gegner der Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Nationalverteidiger Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres. In der Liga herrscht allerdings Verwunderung, wie die finanziell angeschlagenen Pinguine den Abwehrspieler finanzieren können. Zudem sollen Marcel Goc (Florida), Jochen Hecht (Buffalo) und Dennis Seidenberg (Boston) vor einem Wechsel nach Mannheim stehen.

+++ Info: Wolf für Deutschland +++

Auch den Freezers, die beim letzten NHL-Lockout 2004/05 Torhüter Jean-Sébastien Giguere verpflichtet hatten, wurden von Agenten zahlreiche Spieler aus Nordamerika angeboten. "Im Moment kriege ich ziemlich viele E-Mails und Anrufe von Beratern", sagt Richer. Eine kurzfristige Verpflichtung eines "Superstars" ist jedoch unrealistisch. Dabei stellt nicht das Gehalt eine unüberwindbare Hürde dar, vielmehr sind es die Versicherungskosten, die einen Transfer nahezu unmöglich machen. So soll beispielsweise Danny Briere, Topstürmer der Philadelphia Flyers, allein 150.000 Euro pro Monat an Versicherungen kosten. Hinzu würde ein Salär in nicht unerheblicher Höhe kommen. Der russische Superstar Jewgeni Malkin, der in seine Heimat zu Metallurg Magnitogorsk wechselt, soll gar mit zwei Millionen Euro pro Saison versichert sein. Summen, die kein DEL-Klub zahlen kann. "Wenn Olympiasieger Sidney Crosby sagt, er will unbedingt nach Hamburg, und übernimmt dabei die Versicherung, sage ich sicher nicht Nein", scherzt Richer und ergänzt: "Wenn wir jemanden holen, dann einen jungen, hungrigen Spieler, der vielleicht zwei Jahre NHL-Erfahrung hat. Den Luxus, einen namhaften Star zu holen, können wir uns finanziell nicht leisten."

Allerdings, das gibt der Sportchef zu, wäre es ihm ohnehin am liebsten, wenn Murphy, so schnell es geht, in den Freezers-Kader zurückkehrte. Sukzessive soll in den kommenden Tagen bei dem Flügelstürmer die Belastung gesteigert werden. Erst wenn es bei der Genesung keine Fortschritte oder gar Rückschläge geben würde, könnte doch noch ein NHL-Profi den Weg nach Hamburg finden.