Die Hamburg Freezers starten mit einem 4:2-Auftaktsieg gegen Wolfsburg in die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga.

Hamburg. "Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen", hat der griechische Philosoph Aristoteles gesagt. Wenn das stimmt, haben die Hamburg Freezers auf dem Weg in die Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) einen riesigen Schritt gemacht. Zum Auftakt der Saison 2012/13 besiegte das Team von Cheftrainer Benoît Laporte am Freitagabend den EHC Wolfsburg in einer rasanten Partie mit 4:2 (1:1, 2:1, 1:0).

Zu einem runden Saisonauftakt gehört auch, dass das Showprogramm überarbeitet wird. In diesem Sommer ist das nur mit durchwachsenem Erfolg gelungen. Dass man, nach den großartigen Erfahrungen beim gemeinsamen Freundschaftsspiel im vergangenen Oktober, das Maskottchen von NHL-Champion Los Angeles Kings ausgeliehen hat, gefiel den 10 183 Zuschauern in der O2 World immerhin besser als der Versuch vor zwei Jahren, die undefinierbaren Fabelwesen Body und Check zu etablieren. Damals herrschte eisiges Schweigen in der Arena. Als um 19.10 Uhr Kings-Löwe Bailey in Begleitung seines "Cousins" Stanley, der dauerhaft in Hamburg bleiben soll, aufs Eis schlitterte, gab es frenetischen Applaus.

Warum die Verantwortlichen allerdings aus dem Intro-Film, der vor dem Einlauf des Teams auf dem Videowürfel gezeigt wird, jeglichen Hamburg-Bezug tilgten und stattdessen auf einen überpathetischen Clip in englischer Sprache setzen, bleibt ihr Geheimnis. Immerhin: Die weiblichen Fans dürften angesichts der gestählten Oberkörper, die Duvie Westcott, David Wolf und Patrick Köppchen präsentieren, auf ihre Kosten kommen. Spitze Schreie aus dem Fanblock sprachen eine deutliche Sprache. Ob es clever ist, dass der am vergangenen Sonntag in eine Bar-Schlägerei verwickelte Kevin Schmidt für die Teampräsentation auf dem Videowürfel ausgerechnet als Boxer posiert, möge jeder selbst beurteilen. Sehr gelungen sind die visuellen Projektionen auf der Eisfläche, auch die Musikauswahl stimmt, und die Fankurve wusste mit einer Fahnenchoreografie in den Klubfarben zu gefallen.

Mit den Klassikern "Jetzt geht's los" und "Endlich wieder Eishockey" versuchten die Anhänger, ihr Team von Beginn an nach vorn zu peitschen. Doch der Schwung wollte sich zunächst nicht auf die Mannschaft übertragen. Das erste Drittel war geprägt von Vorsicht und der Sorge, den ersten Fehler zu machen. Zwar zeigten sich die Freezers ansatzweise spielfreudig und hatten auch die einzige Torchance der ersten zehn Minuten, als der agile Julian Jakobsen Brandon Reid per Rückpass mustergültig freispielte, dieser jedoch an Wolfsburgs Torhüter Sebastian Vogl scheiterte. Doch weil Wolfsburg so aggressiv und offensiv verteidigte, wie es die Freezers tun wollen, spielte sich das Geschehen meist in der neutralen Zone ab.

Und so dauerte es bis zur 17. Spielminute, ehe der Hamburger Fanblock das erste Tor der neuen Saison feiern konnte. Neuzugang Westcott hatte in Überzahl von der blauen Linie geschossen. Es war ein Schuss wie ein Blitz, der im linken Winkel einschlug und die Hoffnung nährte, dass die Freezers endlich den ersehnten Fernschützen gefunden haben. Der Jubel war jedoch kaum verklungen, da stand es schon 1:1. Ebenfalls in Überzahl hatte Matt Dzieduszycki dem ansonsten solide haltenden Nationaltorwart Dimitrij Kotschnew mit einem Schlenzer in den linken Winkel keine Chance gelassen.

Nach der Pause fuhren die Hamburger, die statt des Klublogos den Slogan "Der Norden sind wir" auf dem Trikot trugen und damit den Platz für einen Hauptsponsor freihalten, der zeitnah bekannt gegeben werden soll, die Angriffe mit mehr Elan. Dabei half das erneute Führungstor durch David Wolf, der den Puck unter die Latte nagelte. Ebenso sehenswert war das 3:1, das Jakobsen und Reid mustergültig vorbereiteten und Kapitän Christoph Schubert ebenso fein per Rückhand abschloss. Die Stimmung trübten der Anschlusstreffer und die Verletzung von Verteidiger Patrick Köppchen, der nach 23 Minuten von einem Puck am Jochbein getroffen wurde und im Krankenhaus mit vier Stichen genäht werden musste.

Weil die Hamburger im Schlussdrittel clever verteidigten und Reid 13 Sekunden vor dem Ende ins leere Tor traf, war der Auftakt nach Maß perfekt. Am Sonntag (16.30 Uhr) ist in Nürnberg allerdings eine ähnliche Leistung nötig. Denn wie sagte Literatur-Nobelpreisträger Thomas Stearns Eliot? "Jeder Tag ist ein neuer Anfang!" Es gibt also noch viel zu tun.

Tore: 1:0 (16:01) Westcott (Pettinger, Schmidt) 5-4, 1:1 (19:00) Dzieduszycki (Milley, Dimitrakos) 5-4, 2:1 (23:21) Wolf (Schubert, Festerling), 3:1 (28:54) Schubert (Reid, Jakobsen), 3:2 (38:27) Dzieduszycki (Haskins), 4:2 (59:47) Reid empty net. Strafminuten: 12/8 +10 Moore. SR: Aumüller/Schütz (Ottobrunn/Moers). Z.: 10 183.

1. Spieltag: Düsseldorf - Iserlohn 3:5, Berlin - Straubing 1:3, Hamburg - Wolfsburg 4:2, Ingolstadt - Mannheim 1:2, Köln - Krefeld 3:2 n. P.