Hamburg. Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Als Garrett Festerling, 26, in der vergangenen Woche im Training dringend auf die Toilette musste, beeilte sich der Stürmer der Hamburg Freezers derart, dass er gar nicht dazu kam, seine Eishockeyhose vernünftig zuzubinden. Mit einer Hand versuchte er nach der Rückkehr, die Schnüre seiner Beinbekleidung zu verschließen, in der anderen hielt er den Schläger und unterstützte seine Reihenkollegen David Wolf, 22, und Jerome Flaake, 22, beim Forechecking. Voller Einsatz für die Kumpels, die sportlich wie privat unzertrennlich sind.

Die Harmonie der Paradereihe der Vorsaison, das haben die ersten Trainingseinheiten belegt, hat auch in der fünfmonatigen Sommerpause nicht gelitten. "Es hat einfach vom ersten Training an wieder Spaß gemacht. Es fühlt sich genauso an wie letzte Saison", sagt Mittelstürmer Festerling. Das Trio war in der abgelaufenen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga die beste und produktivste deutsche Reihe. Zusammen erzielten die "Kids", wie Trainer Benoît Laporte Festerling, Flaake und Wolf nennt, 103 Scorerpunkte. Alle drei schafften den Sprung in die Nationalmannschaft, und sie vereint die Tatsache, dass sie allesamt die beste Saison ihrer Karriere spielten.

Da überrascht es nicht, dass Trainer Laporte das Trio auch in der kommenden Saison auf die Gegner loslassen will. Während die Reihenkonstellation in den verbleibenden drei Sturmformationen noch weitgehend offen ist, bleiben die drei Deutschen unantastbar. "Ich wäre ja blöd, wenn ich sie auseinanderreißen würde. Sie haben uns in der vergangenen Saison getragen. Ich bin mir aber auch sicher, dass sie noch mehr Potenzial haben", sagt Laporte, der bis zum Saisonstart am 14. September gegen den EHC Wolfsburg drei weitere Sturmreihen finden will, die eine ähnlich gute Chemie haben wie Festerling, Flaake und Wolf.

Der Konkurrenzkampf im Angriff ist ohnehin so groß wie wohl noch nie in der knapp zehnjährigen Klubgeschichte. "Wir haben viel Tiefe im Kader. Das hat vielleicht in der Vorsaison ein wenig gefehlt. Es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf, von dem wir nur profitieren werden", sagt Laporte, dem aber bei aller Freude über die Tiefe im Kader auch unangenehme Entscheidungen bevorstehen. So droht selbst vermeintlichen Leistungsträgern wie Thomas Dolak oder Colin Murphy zum Saisonstart ein Platz in der vierten Reihe. Ein Schicksal, das Festerling, Flaake und Wolf mit großer Wahrscheinlichkeit erspart bleiben wird.