Hamburgs Eishockeyteam kassiert beim deutlichen 1:4 gegen den Angstgegner aus Köln seine höchste Niederlage in dieser Saison

Hamburg. Zwei Minuten vor Spielende setzte in der O2 World am Freitagabend eine Massenflucht ein. Die Kölner Haie hatten gerade das 4:1 erzielt, die höchste Saisonniederlage der Hamburg Freezers in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) war perfekt, und viele der 8686 Zuschauer hatten genug gesehen. Überspielt und ideenlos wirkende Hamburger waren agilen und forschen Gästen verdient mit 1:4 (0:0, 0:2, 1:2) unterlegen, es war für die Freezers die sechste Pleite in Serie gegen den Angstgegner vom Rhein und die erste Niederlage nach 60 Minuten seit dem 1:2 gegen Ingolstadt am 16. Oktober. Weil auch aus den vorangegangenen beiden Spielen nur je ein Punkt herausgesprungen war, droht das Team von Trainer Benoît Laporte die Tabellenspitze aus den Augen zu verlieren.

Die erste Überraschung hatte es gegeben, als die Teams zum Warm-up aufs Eis liefen und aufseiten der Hamburger der Spieler mit der Rückennummer zehn dabei war. Am 6. November hatte sich Serge Aubin im Heimspiel gegen Krefeld eine Sehne im linken Daumen gerissen. Mindestens acht Wochen, so lautete die Diagnose, hätte der kanadische Stürmer pausieren sollen. Doch nachdem er im Training dank einer Karbonschiene schmerzfrei alle Übungen hatte durchziehen können, entschied sich Aubin in Absprache mit den Teamärzten für sein Comeback nach nur vier Wochen. Dafür fehlten weiterhin Kapitän Christoph Schubert (Leiste), Thomas Dolak (Wade) und der am vergangenen Sonntag in Krefeld schwer an der Schulter verletzte Colin Murphy, den die Fans mit einer Choreografie und Sprechchören über das Saisonaus hinwegzutrösten versuchten.

Aubins Rückkehr brachte zwar Stabilität, aber keinen zusätzlichen Schwung. Im Gegenteil, es waren die Kölner, die das 1:7 gegen Ingolstadt vom vergangenen Dienstag vergessen machen wollten und von Anfang an die Initiative übernahmen. Mit aggressivem Pressing schnürten sie die Freezers in deren Drittel ein und unterbanden mit gutem Stellungsspiel in der neutralen Zone jegliche Konter. So war es nur dem starken Torhüter John Curry, der den Vorzug vor dem für die Länderspiele gegen Russland in der kommenden Woche nachnominierten Niklas Treutle erhalten hatte, zu verdanken, dass es torlos in die erste Pause ging. Zudem stand einmal der Pfosten einem Schuss von Ex-Freezer John Tripp im Weg.

Vier Minuten nach Wiederbeginn war es auch mit Currys Herrlichkeit vorbei, als der Keeper einen Schuss von Philip Riefers, der Patrick Köppchen mit einer einfachen Körpertäuschung verladen hatte, unter der Fanghand ins Netz durchrutschen ließ. In der Folge versuchten es die Hamburger mit mehr Einsatz, hatten ihre größte Chance bei einem Pfostenschuss von Jesper Jensen, wurden jedoch kurz vor der zweiten Pause eiskalt erwischt, als Philip Gogulla den Puck aus der Drehung mit Vollgas ins Tordreieck nagelte. Curry musste froh sein, seine Hand nicht mehr rechtzeitig in die Flugbahn bekommen zu haben - er hätte eine Verletzung riskiert.

Ob es die Wut über den Rückstand war oder einfach der Wille, Gogulla nachzueifern, war nicht zu ergründen, aber das Anschlusstor, das Brett Engelhardt kurz nach der zweiten Pause erzielte, stand dem 2:0 der Kölner in nichts nach. Allein, es half nichts. Die Haie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und nutzten zwei Unsicherheiten in der Hamburger Defensive, um die Partie zu entscheiden. "Wir haben ohne Emotionen gespielt, keine Leistung gebracht. Köln war besser, ich bin enttäuscht von meinem Team", sagte Laporte. Am Sonntag (14.30 Uhr, O2 World) gegen die DEG Metro Stars müssen die Freezers nun versuchen, das "rheinische Wochenende" wenigstens zu einem Teilerfolg werden zu lassen.

Tore: 0:1 (24:23) Riefers (Müller, Stephens), 0:2 (39:02) Gogulla (Schütz, D'Aversa), 1:2 (41:35) Engelhardt (Collins, Köttstorfer), 1:3 (51:13) Pettinger (Gogulla, Schütz), 1:4 (57:54) Jaspers (Tripp, Claaßen). Strafminuten: 4/8. Schiedsrichter: Jablukov (Berlin). Zuschauer: 8686.