Der Hamburger Eishockeyklub schießt in der DEL die meisten Tore, kassiert aber auch zu viele

Hamburg. Das Videomaterial lag längst vor, als Trainer Benoît Laporte nach dem gestrigen Training der Hamburg Freezers einen Teil seiner Mannschaft zur Generalanalyse vor den Fernseher bat. Auf dem Programm stand das Defensivverhalten der Mannschaft, das trotz des guten Saisonstarts in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) angesichts von 28 Gegentoren noch große Mängel aufweist. Nur Schlusslicht Nürnberg (33) kassierte mehr.

Allein in den vergangenen drei Spielen schlug es 14-mal im Hamburger Gehäuse ein. Und mit dem EHC Wolfsburg wartet heute (19.05 Uhr, Sky live) eines der angriffslustigsten Teams der DEL. "Auf Dauer haben wir so keine Chance, oben dranzubleiben", sagte Laporte. "Das habe ich meinen Spielern auch in aller Deutlichkeit gesagt. Es werden Spiele kommen, die wir über die Defensive gewinnen müssen."

Es ist kein Geheimnis, dass die Freezers in dieser Saison für mehr Spektakel stehen wollen. Mit 35 erzielten Toren stellen die Hamburger die beste Offensive der Liga. Allerdings sind die Freezers noch auf der Suche nach der richtigen Balance zwischen Angriff und Verteidigung. Vor allem nach Scheibenverlusten in der Offensivzone dauert das Umschalten zu lange.

Auch das grundsätzliche Verhalten vor dem eigenen Tor offenbart Schwächen. Unterläuft einem Spieler ein Fehler, stürmt zwar ein anderer zu Hilfe - ohne jedoch seinen eigenen Gegenspieler im Auge zu behalten. So entsteht eine Unordnung, die schon mehrmals zu Gegentoren führte. "Es ist an sich gut, dass sich die Jungs gegenseitig helfen wollen, aber sie müssen, gerade wenn auch der Körper müde wird, smarter spielen", sagt Laporte, der mehr Aktivität und Kommunikation in der Verteidigungszone einfordert.

Der 50-Jährige macht indes klar, dass sich seine Kritik nicht an die Abwehrspieler oder den Torwart richtet. Vielmehr sind es die Stürmer, die er in Sachen Rückwärtsbewegung in die Pflicht nimmt. Innerhalb der Mannschaft gibt es ob der vielen Gegentore keine Schuldzuweisungen, es sei mehr ein Problem der Gesamtabstimmung. "Wir spielen im Moment mit sehr viel Risiko", sagt Patrick Traverse. "Man kann sich nicht darauf verlassen, dass wir immer vier oder fünf Tore schießen. Es ist wichtig, dass wir schnell eine Balance finden." Schließlich, sagt der Routinier, zeichne ein Top-Team aus, dass man sowohl in der Offensive als auch in der Defensive konstant gut agiere. Und weil die Freezers ein Spitzenteam werden wollen, wird Laporte seine Mannen sicher noch zu der einen oder anderen Videoanalyse laden.

Der neue Bundestrainer Jakob Kölliker hat sich bei Benoît Laporte gemeldet, um sich über die deutschen Spieler bei den Freezers zu erkundigen.