Freezers-Duo Engelhardt und Murphy darf auch gegen Augsburg nicht mehr gemeinsam ran

Hamburg. Das Arbeitsleben, das Brett Engelhardt und Colin Murphy in den vergangenen Jahren führten, war einfach, denn es hatte eine feste Konstante. Was der eine auch tat, er wusste den anderen stets neben sich. Engelhardt und Murphy sind Eishockeyprofis, sie haben sich 2001 an der Michigan State University kennengelernt und seitdem in nur zwei Spielzeiten in getrennten Teams gespielt. Als sie in der Saison 2009/10 bei den Augsburger Panthern merkten, dass sie als Reihenpartner stärker sind als allein, trafen sie die Entscheidung, nur noch im Doppelpack den Verein zu wechseln.

Im Sommer 2010 griffen die Hamburg Freezers zu und verpflichteten das Sturm-Duo. Linksaußen Murphy und Rechtsaußen Engelhardt erfüllten ihre Aufgaben, und niemand wäre wohl auf die Idee gekommen, den "Männerbund fürs Leben", wie das Abendblatt ein Porträt über die beiden betitelte, zu trennen, wenn sich Engelhardt nicht im Saisonendspurt den Fuß gebrochen hätte. Murphy musste also gezwungenermaßen allein klarkommen, und weil ihm dies besser gelang als erwartet, hat Trainer Benoît Laporte zur neuen Saison in der Deutschen Eishockey-Liga eine Entscheidung getroffen, die die beiden Freunde überrascht hat. Engelhardt greift in der Topreihe mit Serge Aubin und Brendan Brooks an, Murphy läuft in der zweiten Reihe neben Rob Collins und Thomas Dolak auf.

"Ich habe die Reihen so aufgestellt, dass die Stärken der Spieler am besten zur Geltung kommen", sagt Laporte, "für mich gehören Murphy und Engelhardt nicht zwingend zusammen." Der Erfolg gibt dem Coach bislang recht, die Freezers gehen als Tabellenführer in das morgige Heimspiel gegen Murphys und Engelhardts Ex-Team Augsburg (19.30 Uhr, O2 World) und haben die Chance, den besten Saisonstart in der neunjährigen Klubgeschichte zu schaffen. Drei Siege in regulärer Spielzeit gab es in Hamburg zum Auftakt noch nie.

Murphy und Engelhardt sind Profis. "Es geht nicht darum, ob wir uns wohlfühlen, sondern darum, dass das Team gewinnt", ist so ein Profi-Satz, den sie sagen, wenn sie nach ihrer persönlichen Situation gefragt werden. Es sind die Zwischentöne, aus denen herauszuhören ist, dass sie natürlich lieber gemeinsam für Tore sorgen würden. "Im Moment funktionieren die Reihen gut, aber wer weiß, was in ein paar Wochen ist", sagt Engelhardt. "Wenn es nicht läuft, weiß der Trainer, dass er uns sofort wieder zusammenstellen kann. Er probiert derzeit einfach aus, welche Möglichkeiten es gibt", sagt Murphy.

Hoffnung schwingt mit in ihren Worten, Hoffnung darauf, dass ihre Trennung keine Dauerlösung sein wird. "Natürlich wünschen wir uns, dass wir weiter alle Spiele gewinnen", sagen sie. Aber komisch sei es schon, den anderen nur noch selten auf dem Eis um sich zu haben. Vor allem im Training, wo sie früher sehr viel gemeinsam herumalberten, gibt es kaum noch Berührungspunkte, weil die Reihen unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen haben. Zudem sei es seltsam, dem anderen bei Spielen zuzuschauen, anstatt ihn neben sich zu wissen. "Früher mussten wir uns nur auf den Center in unserer Mitte einstellen", sagt Engelhardt, "jetzt sind da zwei neue Partner. Das ist harte Arbeit." Zwar scheut der US-Amerikaner diese nicht, dass gerade seine Reihe bislang noch torlos blieb, nervt ihn jedoch sichtlich. Mit dem Kanadier Murphy als Partner wäre das anders. Sagt er nicht, denkt er aber.

Trainer Laporte denkt das nicht, deshalb müssen die Freunde ihre Beziehung bis auf Weiteres auf die Zeit abseits des Eises beschränken. Murphy lebt in Halstenbek, Engelhardt in Lurup, mit ihren Familien treffen sie sich weiter zu Ausflügen, die Ehefrauen sind ebenfalls gut befreundet. Feste Konstanten im Privatleben sind ja auch viel wert.