Hamburg Freezers feiern beim 3:2 gegen Wolfsburg den vierten Sieg in Serie und kommen den Play-off-Rängen näher

Hamburg. Die Intendanten des ZDF sind bekanntlich nach wie vor auf der Suche nach einem Nachfolger für die Moderation von "Wetten, dass ..?". Wenn Jean-Philippe Coté die deutsche Sprache beherrschen würde, dann könnten die Mainzer ihre Suche nach dem neuen Thomas Gottschalk beenden. Entschlossenen Schrittes schnappte sich der Abwehrspieler der Hamburg Freezers am Sonntagnachmittag nach dem 3:2 (1:1, 2:0, 0:1)-Sieg gegen Tabellenführer Grizzly Adams Wolfsburg das Mikrofon von Arenasprecher Kevin Kunitz und unterhielt die 8071 Zuschauer in der O2 World, die im Endspurt der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) immer mehr zum Partytempel wird.

Coté stimmte Play-off-Gesänge und das obligatorische "Uffta" an, und die begeisterte Masse folgte ihm. "Es ist einfach überragend, mit unseren Fans zu feiern. Ich wurde gefragt, ob ich nicht wieder den Entertainer machen will. Da habe ich nicht gezögert. Es ist einfach genial. Wir wollen unbedingt in die Play-offs und glauben fest daran, dass wir es schaffen", sagte der Frankokanadier, der sich bereits am Freitagabend nach dem 2:1-Sieg über Krefeld als Einheizer präsentiert hatte.

Die gestrige Partie war jedenfalls schon mal ein Vorgeschmack auf das, was in der Endrunde folgen könnte. Beide Mannschaften kämpften verbissen um jeden Zentimeter Eis. Der souveräne Tabellenführer aus Wolfsburg präsentierte sich dabei wie erwartet über die 60 Minuten zwar ungemein laufstark und technisch versierter, jedoch glichen die Freezers das mit großem Einsatz und Leidenschaft aus. "Manchmal haben wir aber zu kopflos verteidigt. Jeder wollte unbedingt in jeden Zweikampf rein, aber manchmal muss man auch smart spielen", sagte Trainer Benoît Laporte, der sich tiefenentspannt gab.

"Solche Spiele liebe ich. Ich habe einen ziemlich normalen Puls", scherzte der Frankokanadier, ehe aus ihm der Analytiker sprach: "Wir haben aber auch noch viel Luft nach oben. Bei aller Freude will ich die Mannschaft weiterentwickeln." So wie das Überzahlspiel, das lange Zeit in dieser Saison das Sorgenkind war, im Endspurt aber plötzlich zu einem wichtigen Erfolgsfaktor geworden ist. Die Tore von Michel Ouellet und Alexander Barta fielen jeweils mit einem Mann mehr auf dem Eis. Laporte hat es geschafft, dem Team ein Powerplay mit System einzuimpfen.

Dazu wirken die Profis nach Rückschlägen wie dem frühen Anschlusstor Anfang des letzten Drittels mental deutlich stärker als zuvor. Führungsspieler wie Routinier Patrick Traverse werden ihrer Rolle gerecht und bewahren bei engen Spielsituationen die Ruhe. "Wir sind jetzt als Team zusammengewachsen. Wenn ein Spieler etwas falsch macht, ist gleich der nächste da, um auszuhelfen. Es bringt im Moment einfach riesig Spaß mit den Jungs in der Kabine und unseren tollen Fans", sagte Stürmer Garrett Festerling, der mit seinem Treffer zum 3:1 die Freezers auf die Siegesstraße brachte.

Dass in dieser Phase der Saison auch das nötige Glück Pate steht, zeigte vor allem das Schlussdrittel, wo die Wolfsburger gefühlte 20 Minuten aus allen Lagen in Richtung Freezers-Tor feuerten. Die Hamburger überstanden die Abwehrschlacht dank unbändigem Willen und einem Torhüter Daniel Taylor, der mit zahlreichen Paraden dazu beitrug, dass sein Team erstmals in dieser Saison vier Spiele in Serie gewinnen konnte. "Dieses Quäntchen Glück, was lange fehlte, haben wir uns in den letzten Wochen erarbeitet. Der Traum von den Play-offs lebt weiter, aber wir haben noch nichts erreicht", sagte Kapitän Alexander Barta.

So ganz stimmt das allerdings nicht, denn die Euphorie unter den Fans ist zurück. "Ich hoffe, dass wir am Freitag gegen Hannover eine volle Hütte haben. Es ist ein echtes Nordderby, und wir brauchen unsere Fans", sagte Laporte. Und diese können sich nicht nur auf sportliche Unterhaltung freuen. Dank Jean-Philippe Coté bekommen die Zuschauer als Zugabe eine Show-Einlage, die in Eishockey-Deutschland einzigartig sein dürfte.

Tore: 1:0 (6:48) Ouellet (Curry, Murphy) 5-4, 1:1 (8:43) Fischer (Laliberte, Alavaara) 5-3, 2:1 (25:08) Barta (Oppenheimer, Köttstorfer) 5-4, 3:1 (38:09) Festerling (Ouellet, Murphy), 3:2 (43:02) Höhenleitner (Morczinietz, Ulmer). Strafminuten: 8/10. SR: Brüggemann (Iserlohn). Z.: 8071.