Der Eishockeyklub hat Wolfsburgs Keeper Reimer ein Angebot unterbreitet

Hamburg. Für einen kurzen Moment musste sich Daniel Taylor gewaltig schütteln. Ein knallharter Schuss von Mitspieler Patrick Traverse landete gestern im Training voll auf dem Visier des Kanadiers. Physiotherapeut Stefan Reuter schaute kurz nach, ob noch alles dran ist, und schon ging es für den Torhüter der Hamburg Freezers zurück in den Kasten. Jenen Ort, den er beim 3:0-Sieg am Sonntag in Krefeld zum ersten Mal in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sauber halten konnte. "Das war natürlich Balsam für meine Seele", gibt Taylor offen zu. Er merkt, dass die verbleibenden elf Saisonspiele eine Art Casting für ihn selbst sind.

So gesehen ist das heutige Spiel gegen die Straubing Tigers (19.30 Uhr, O2 World) nicht nur für die Freezers, die mit einem Sieg auf Platz zehn springen könnten, eminent wichtig, auch für Taylor geht es um mehr als nur drei Punkte. Es geht um seinen Job. Im Sommer läuft der Kontrakt des umstrittenen Keepers aus. Zwar hielt er 91 Prozent aller Schüsse, jedoch war Taylor auch immer für einen Fehler gut. Zu selten konnte er seinem Team durch wichtige Paraden Spiele gewinnen.

Taylor nimmt die Kritik zur Kenntnis und gibt zu, dass es ihm an Konstanz mangelt. "Leistungen werden immer kritisch hinterfragt. Das ist in jedem Job so. Ich kann damit umgehen", sagt der 24-Jährige, der keinen Hehl daraus macht, dass er gerne verlängern würde. Zumal Freundin Danielle einen Job als Lehrerin an einer internationalen Schule in Hamburg in Aussicht hat. Dementsprechend gereizt reagiert der in Plymouth/England geborene Torhüter, wenn er mit den aktuellen Transfergerüchten konfrontiert wird. "Mit wem verhandeln die Freezers für die nächste Saison?", fragt Taylor neugierig. Als er hört, dass Wolfsburgs Torhüter Jochen Reimer ein Angebot der Freezers bereits bestätigt hat, wirkt er für einen Moment konsterniert. "Ich kann nicht beeinflussen, mit wem die Freezers sprechen und mit wem nicht. Ich kann nur in den verbleibenden Spielen zeigen, dass ich die Qualität habe, eine gute Rolle in der DEL zu spielen."

Gedanken über die kommende Saison stellt Taylor zurück. Seine Konzentration liegt nur auf dem Kampf um die Play-off-Plätze. "Wir haben jetzt mit Straubing und Mannheim in dieser Woche richtungweisende Spiele vor uns. Alles andere ist im Moment nicht wichtig. Auch meine Zukunft nicht."

Aufgeben, so sagt Taylor selbstbewusst, gehöre aber ohnehin nicht zu seinem Naturell. So kann man sicher sein, dass er auch bis zum Saisonende Kopf und Kragen für die Freezers riskieren wird. In den Trainingseinheiten und in den Spielen.

Die Straubing Tigers haben einen Nachfolger für den am Sonntag entlassenen Jürgen Rumrich gefunden. Gegen die Freezers wird der Kanadier Dean Fedorchuk bei den Bayern hinter der Bande stehen.