Die Hamburger verloren in Spiel eins unter dem neuen Coach Benoit Laporte vor der Minuskulisse von 4860 Zuschauern mit 1:3 gegen Nürnberg.

Hamburg. Als am Donnerstagabend die Lichter in der O2 World nach der Einlaufshow der Hamburg Freezers unmittelbar vor dem Eröffnungsbully wieder angingen und Benoît Laporte seinen Blick durch die Arena schweifen ließ, dürfte er für einen kurzen Moment lang geschockt gewesen sein. Lediglich 4860 Zuschauer verirrten sich zu seinem Debüt im Schneetreiben in den Volkspark. Das bedeutete einen neuen Saison-Minusrekord. Dabei schwärmte der neue Trainer der Hamburg Freezers noch bei seiner Vorstellung am vergangenen Dienstag von der tollen Stimmung in der einst so gut besuchten Halle. Lang, lang ist's her. Die wenigen Zuschauer, die anwesend waren, begrüßten ihren neuen Coach beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung mit verhaltenem Applaus.

Die Leistung der Profis auf dem Eis passte sich anschließend über 60 Minuten dem spärlichen Besuch in der Arena an. Die Freezers boten beim 1:3 (0:0, 0:2, 1:1) gegen die Nürnberg Ice Tigers eine der schwächsten Leistungen. Nach zuletzt zwei Siegen in Folge war die Niederlage gegen die Franken ein erneuter Rückschlag im Kampf um die Play-offs und der Beweis dafür, dass auf Laporte jede Menge Arbeit wartet.

Der 50-Jährige, der im dunklen Anzug gemeinsam mit Sportdirektor Stéphane Richer und Assistenztrainer Boris Rousson hinter der Bande stand wirkte konsterniert ob der Vorstellung seiner Spieler. Gerade in der Offensive boten die Hamburger, wie schon in den vergangenen Wochen, Magerkost. Die Freezers wirkten vor heimischer Kulisse gehemmt und ohne jegliches Selbstvertrauen. Spätestens als Mitte des zweiten Drittels große Teile des Publikums pfiffen und „Wir wollen euch kämpfen sehen“, skandierten, gingen die Schultern der Spieler noch weiter herunter. Von dem angekündigten druckvollen Eishockey war nichts zu sehen. Lediglich über Einzelaktionen kamen die Freezers vereinzelt zu Torchancen, die jedoch allesamt vom aufmerksamen Nürnberger Torwart Patrick Ehelechner, zu dem der neue Freezers-Coach seit seiner Zeit als Trainer bei den Ice Tigers ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, entschärft wurden. „Ich kann die Reaktionen der Fans verstehen. Ich werde jetzt viele Einzelgespräche führen, jeder Spieler muss ab sofort Verantwortung übernehmen. Meine Mannschaft trainiert anders als sie spielt“, sagte Laporte im Anschluss an sein misslungenes Debüt und bewies bei der Analyse des Zuschauerschwunds, dass sein Humor noch längst nicht aufgebraucht ist: „Dass so wenige gekommen waren, kann nur am Schnee draußen gelegen haben.“

Die Daheimgebliebenen schienen allerdings die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Selbst in Überzahl kam kein geordnetes Spiel zustande. Jeder schob die Verantwortung an den Nebenmann weiter. Weder Kapitän Alexander Barta noch die anderen Routiniers konnten für die entscheidenden Impulse sorgen. So genügte den abgezockt spielenden Franken, die mit den ehemaligen Hamburgern Vitalij Aab, Sean Blanchard, Rob Leask und Clarke Wilm aufliefen, eine mittelmäßige Vorstellung um einen Tag vor Heiligabend die drei Punkte mit unter den heimischen Christbaum zu nehmen.

Laporte nahm den biederen Auftritt mit ernster Miene und zahlreichen Notizen zur Kenntnis. Viele positive Aspekte dürften auf dem Blatt Papier nicht zu lesen sein. Und um all die Defizite aufarbeiten zu können, wird die Zeit kaum reichen. Bereits am Zweiten Weihnachtstag (14.30 Uhr, O2 World) geht es gegen die kriselnden Eisbären Berlin wieder aufs Eis. Dann dürfte immerhin der Zuschauerzuspruch deutlich höher sein. Für das Spiel gingen im Vorverkauf 8500 Tickets über den Ladentisch. Ob noch viele hinzukommen, muss bezweifelt werden. Werbung in eigener Sachen betrieben die Freezers gegen Nürnberg wahrlich nicht.

Schiedsrichter: Jablukov/Yazdi (Berlin/Neuss)

Zuschauer: 4860

Tore: 0:1 Chouinard (23:21), 0:2 Greg Leeb (33:15), 1:2 Engelhardt (55:11), 1:3 Eriksson (59:49)

Strafminuten: 4 / 6