Freezers bezwingen Wolfsburg 3:2 nach Penaltyschießen

Hamburg. Wenn Stéphane Richer über den EHC Wolfsburg spricht, klingt das wie eine Liebeserklärung. Die Niedersachsen sind für den Trainer der Hamburg Freezers ein Vorbild, denn sie haben das, was den "Eisschränken" abgeht: ein Team, das seit Jahren nur marginal verändert wird und deshalb als geschlossene, harmonische Einheit auftritt. Und Spieler, die Schnelligkeit, Aggressivität und Spielwitz in sich vereinen. Der Lohn dafür: In der vergangenen Saison scheiterten die Grizzly Adams erst im Halbfinale an Augsburg, und in dieser Saison stehen sie wieder konstant in der Spitzengruppe der Deutschen Eishockey-Liga (DEL).

Dass sich der Anschauungsunterricht für Richers Team beim 3:2 (1:0, 1:1, 0:1, 1:0)-Erfolg nach Penaltyschießen am Freitagabend in der O2 World in Grenzen hielt, hatte indes einen einfachen Grund. Das vor Saisonbeginn auf 19 Positionen veränderte Hamburger Ensemble zeigte sich kämpferisch derart motiviert, dass an diesem Abend wohl jedes DEL-Team seine Probleme bekommen hätte. Da wurden, vor allem in Person von Abwehr-Kante Jean-Philippe Coté, die Checks zu Ende gefahren, da wurden, wie vom Coach gefordert, unnötige Strafzeiten vermieden, und weil sogar die wenigen Torchancen relativ konsequent genutzt wurden, durften die lediglich 5317 Zuschauer den vierten Heimsieg der Saison bejubeln, der ihre Mannschaft vorm Sturz auf den letzten Tabellenrang bewahrte. Dennoch dürfte niemandem entgangen sein, dass die Freezers im Herbst 2010 noch immer ein fragiles Gebilde darstellen. So gab eine Zwei-Tore-Führung bereits zum fünften Mal in dieser Spielzeit keine Sicherheit, vielmehr war den Spielern die Angst vor dem Gegentor anzumerken. Zu oft wurden den - zugegeben blitzschnellen - Gästen Räume zum Kontern gelassen. Zu häufig ließ Torhüter Marc Lamothe die Pucks nach vorn abprallen - das 1:2 ging klar auf seine Kappe, beim 2:2 fehlten Glück und Unterstützung seiner Vorderleute. Zu selten setzten die Hamburger die Abwehr der Wolfsburger - mit 34 Gegentoren die beste der Liga - unter Druck, um diese zu Fehlern zu zwingen.

Und zu schlechterletzt war es wieder einmal nur eine Sturmreihe, die sich in die Torschützenliste eintragen konnte. Brett Engelhardt, mit nunmehr zehn Saisontoren bester Torjäger der Hamburger, erhöhte per Abstauber zum 2:0 (28.), nachdem Abwehrspieler Rainer Köttstorfer eine Minute vor der ersten Drittelpause per Schlagschuss von der blauen Linie den früheren Freezers-Torhüter Jochen Reimer im Wolfsburger Kasten überrascht hatte.

Weil Michel Ouellet den entscheidenden Penalty verwandelte, können die Hamburger etwas entspannter zum Gastspiel in Düsseldorf (So., 19.35 Uhr) reisen. Danach pausiert die Liga für elf Tage wegen des Deutschland-Cups in München. Zeit für Richer und sein Team, sich zu sammeln, um Kraft zu tanken auf dem Weg, dem Vorbild aus Wolfsburg nachzueifern.

Tore: 1:0 (19:01) Köttstorfer (Tenute, Engelhardt), 2:0 (27:03) Engelhardt (Tenute) 5-4, 2:1 (28:27) Laliberte (Hoggan, Hospelt), 2:2 (51:48) Furchner (Alavaara, Hospelt), 3:2 Ouellet (Penalty). Strafminuten: 6/6. Schiedsrichter: Schimm (Waldkraiburg). Zuschauer: 5317.