Freezers-Stürmer Thomas Holzmann schießt mit viel Risiko beim 4:1 der Hamburg Freezers gegen den EHC München das Tor der Saison.

Hamburg. Der Mann, der die Geschichte des Spiels geschrieben hatte, saß in der linken hinteren Ecke der Freezers-Kabine und wunderte sich über das Interesse an seiner Person. In der Zweiten Liga und im Training, sagte Thomas Holzmann, habe er solche Tore schon mehrfach geschossen. Er habe nicht überlegt und dementsprechend auch nicht darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn der Puck nicht ins Tor gegangen wäre. "Das war eine spontane Aktion, und eigentlich ist das gar nicht so schwer", sagte er.

Seine Mannschaftskollegen, das Trainerteam und alle, die gesehen hatten, was der 23 Jahre alte Angreifer der Hamburg Freezers in der dritten Minute des Heimspiels gegen den EHC München angestellt hatte, waren anderer Meinung. Holzmann, im Sommer von den insolventen Kassel Huskies nach Hamburg gekommen, war von Geburtstagskind Alexander Dotzler, 26, freigespielt worden und lief allein auf Torhüter Jochen Vollmer zu. Anstatt den Puck an diesem vorbei in eine Ecke zu schlenzen oder hart und platziert zu schießen, entschied er sich dafür, ihn zu überholen, den Schläger durch die eigenen Beine nach hinten zu führen und die Hartgummischeibe in dieser Stellung über Vollmer ins Tor zu lupfen.

Nach dieser Zirkusnummer war es kaum verwunderlich, dass am Ende eines erfolgreichen Nachmittags weniger über den 4:1 (2:0, 1:0, 1:1)-Sieg gegen den als Tabellenführer angereisten Aufsteiger gesprochen wurde als über Holzmanns Tor. Sturm-Kollege Colin Murphy sagte: "So ein Tor sieht man sonst nur in der NHL. Das war völliger Wahnsinn." Kapitän Alexander Barta sagte: "Wenn man in einem so wichtigen Spiel beim Stand von 1:0 so ein Ding auspackt, muss man Eier haben." Einig waren sich alle in einer Feststellung, die Assistenztrainer Boris Rousson Holzmann ins Gesicht rief, als dieser die Kabine betrat: "Wenn du den nicht reingemacht hättest, dann hättest du riesigen Ärger bekommen."

Trainer Stéphane Richer wollte die Ankündigung seines Assistenten allerdings nicht bestätigen. "Ich bestärke die Spieler darin, solche verrückten Sachen auszuprobieren. Thomas hat die technische Qualität dafür, und er hat das Tor doch gemacht. Also war alles richtig", sagte der Frankokanadier, dem jedoch die Erleichterung über den ersten Saisonsieg vom Gesicht abzulesen war. Der Druck war nach den beiden Auftaktpleiten und angesichts der anstehenden Auswärtsspiele in Wolfsburg (Freitag) und Hannover (Sonntag) enorm, und Richer war einfach nur froh, "dass die Mannschaft dem standgehalten und gezeigt hat, dass sie körperlich und geistig bereit ist."

Natürlich war auch dem Chefcoach nicht entgangen, dass noch längst nicht alles so sitzt, wie es für dauerhaften Erfolg nötig wäre. Dass alle vier Tore bei fünf gegen fünf fielen, war bezeichnend für die Schwäche des Überzahlspiels. Für Konter zeigte sich die durch die Ausfälle von Matt Cohen (Adduktorenzerrung) und Jean-Philippe Coté (Innenbandanriss im Knie) geschwächte Abwehr anfällig, weil das Umschalten von Offensive auf Defensive vom gesamten Team noch zu langsam umgesetzt wird. Hätte Torhüter Marc Lamothe nicht sein erstes überdurchschnittliches Spiel gemacht, wären durchaus mehr Münchner Tore möglich gewesen.

So durften die 8477 Fans ihre neuen Spieler ausgiebig feiern. Während die Anhänger mit dem Team langsam warm zu werden scheinen, wurden die neuen Maskottchen "Body" und "Check" bis auf weiteres kalt gestellt. Nachdem bei ihrer Premiere auf dem Spielfeld zum Saisonauftakt gegen Köln eisiges Schweigen in der Arena geherrscht hatte, wurden die beiden undefinierbaren Eiszeitwesen zum Kundendienst in die Katakomben verbannt. So hatte der erfolgreiche Freezers-Sonntag doch noch zwei Verlierer.

Tore: 1:0 (1:34) Engelhardt (Murphy, Dück), 2:0 (2:49) Holzmann (Dotzler), 3:0 (29:00) King (Polaczek, Trygg), 4:0 (40:51) Murphy (Dück), 4:1 (57:07) Kompon 4-5. Strafminuten: 6/13 + Spieldauer Maurer (Check mit Verletzungsfolge gegen Dotzler). Schiedsrichter: Dahle (Berlin). Z.: 8477.