Nach der 0:4-Niederlage im ersten Play-off-Viertelfinale treten die Hamburger heute zu Hause gegen Mannheim an

Hamburg. Am Tag nach der 0:4-Niederlage in Mannheim konnten die Profis der Hamburg Freezers schon wieder lächeln. Konzentriert, aber mit Spaß absolvierten die Spieler eine lockere, knapp 45-minütige Einheit, bei der Torhüter John Curry geschont wurde. "Warum sollen wir am Boden sein? Es war ein Spiel von sieben möglichen. Heute ist ein neuer Tag", sagt Trainer Benoît Laporte vor dem zweiten Play-off-Viertelfinale heute Abend gegen die Adler Mannheim (19.30 Uhr, O2 World).

Die wichtigste Erkenntnis aus der Niederlage vom Mittwochabend hatten die Hamburger Profis bereits kurz nach Spielschluss verinnerlicht. "Wir müssen die Zweikampfhärte annehmen und unsere Fehler limitieren, ansonsten haben wir gegen eine so erfahrene und clevere Mannschaft wie die Adler keine Chance. Nach dem 0:2 haben wir den Fokus verloren, das darf uns nicht passieren", sagte Mittelstürmer Serge Aubin, dessen Gegenspieler Chris Lee aufgrund einer Verletzung heute gegen die Freezers fehlen wird.

Tatsächlich hatten die Gastgeber nach einem ausgeglichenen ersten Drittel besonders in puncto Kampfkraft deutlich zulegen können, während die Freezers es nicht geschafft hatten, die Konzentration länger als 20 Minuten aufrechtzuerhalten. Zudem gingen den ersten drei Gegentoren individuelle Fehler voraus. Vor dem 0:1 und dem 0:2 wurde in der Abwehr nicht energisch genug gegengehalten, das 0:3 verschuldete Curry, der am kurzen Pfosten von Yanick Lehoux angeschossen wurde und den Puck mit dem Rücken ins eigene Netz lenkte. "Den muss ich halten, das war mein Fehler", gab der Keeper unumwunden zu. Das 0:4 in doppelter Unterzahl war nicht zu verhindern.

Es waren vor allem die Geschwindigkeit und die Zweikampfhärte der Adler, die den Hamburgern zu schaffen machte. Besonders die hinterhältigen Fouls, Stockhiebe in die Beine oder verstecktes Beinstellen im Rücken der vier Schiedsrichter entnervten Laportes Profis. Kapitän Christoph Schubert forderte deshalb einen raschen Lernprozess. "So geht es in den Play-offs nun mal zu. Damit müssen wir uns schnell abfinden. Wir dürfen uns über solche Dinge nicht ärgern, weil wir jetzt wissen, wie Mannheim das ausnutzt."

Schuberts sachlich vorgetragene Analyse nur 30 Minuten nach Spielende überraschte umso mehr, weil der Abwehrrecke auf dem Eis noch gewirkt hatte, als stünde er kurz vor einer Bluttat. Bei zwei Gegentoren trug er eine Mitschuld, und spätestens als ihn die Adler-Fans mit wechselnden Sprechchören beschimpften ("Schubert, das war deine Schuld", "Warum ist der Schubert so hässlich?"), schien dem gebürtigen Bayern der Abend gründlich verdorben, auch wenn er dies bestritt: "So etwas spornt mich eher an. Ich finde es okay, wenn die Fans die Stimmung anheizen. Diesmal war ich es, der die Sprüche abgekriegt hat, im zweiten Spiel ist es ein anderer", sagte er.

Überhaupt gingen die Blicke aller Beteiligten schon am Mittwochabend in Richtung Spiel zwei. Noch in der Kabine füllten die Spieler mit von einem italienischen Restaurant gelieferten Nudelgerichten ihre Kohlenhydratspeicher auf, nachdem sie pflichtgemäß auf bereitgestellten Fahrradergometern oder Gymnastikmatten ihr Regenerationsprogramm absolviert hatten. "Wir müssen 60 Minuten lang so konzentriert spielen wie im ersten Drittel, dann können wir mit Mannheim mithalten. Die Serie hat gerade erst begonnen, am Freitag starten wir wieder bei null", sagte Sportdirektor Stéphane Richer, und Laporte ergänzte: "Mannheim hat den ersten Kampf gewonnen, aber unser Fokus ist längst auf Spiel zwei."

Dabei setzen die Freezers vor allem auf die Unterstützung der Fans. Mehr als 10 000 Fans werden heute Abend beim ersten Play-off-Heimspiel seit 2009 dabei sein. Die Verantwortlichen ließen für die Play-offs ein neues Video produzieren, dass vor dem Spiel für Gänsehautstimmung sorgen soll. Auch die Anhänger haben sich etwas einfallen lassen. Nach der Einlaufshow wird es eine große Choreografie geben, zudem riefen die Fans auf, mit weißer Kleidung in die Arena zu kommen. So soll den Profis ein spektakuläres Bild geboten werden. "Wir waren zu Hause zuletzt stark. Ich bin sicher, dass wir mit den Fans die Serie ausgleichen können", sagt Garrett Festerling und schaut entschlossen drein. Heute Abend gegen 22 Uhr will er auch wieder lächeln.