Hamburger Freezers haben die Gunst der Fans zurückgewonnen. Heute gegen Krefeld können sie den Viertelfinaleinzug perfekt machen

Hamburg. Als Benoît Laporte gestern Mittag nach einer Stunde intensiven Trainings das Eis der Volksbank-Arena verließ, da tat er es mit dem Gefühl, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Gemeinsam mit dem Mannschaftsrat hatte der Trainer der Hamburg Freezers beschlossen, in der Vorbereitung auf das letzte Wochenende der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf Entspannung zu setzen. "Man hat gemerkt, dass die zwei freien Tage den Jungs gut getan haben. Die Atmosphäre war großartig, alle hatten wieder richtig Lust auf Eis", sagte Laporte zufrieden.

Diese Lust beschränkt sich allerdings nicht auf Mannschaft und Klubangestellte. Auch die Fans haben ihre Leidenschaft für die "Eisschränke" wiederbelebt. Wenn ihr Team heute (19.30 Uhr, O2 World) gegen die Krefeld Pinguine versucht, den direkten Viertelfinaleinzug zu sichern, dann wird die Arena zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauft sein. Gestern Abend gab es nur noch wenige Restkarten. Viel beachtlicher ist allerdings der Anstieg des Zuschauerzuspruchs über die gesamte Saison. Kamen 2010/11 in 26 Spielen noch 182 975 Fans, was einem Schnitt von 7037 entspricht, so sind es in dieser Spielzeit bereits 226 936. Rechnet man die rund 12 950 von heute dazu, ergibt sich ein Schnitt von rund 9200. Eine Steigerung von gut 29 Prozent kann kein anderer DEL-Klub ausweisen.

"Man spürt, dass die Fans hinter uns stehen, die Unterstützung in den vergangenen Wochen war grandios", sagt Kapitän Christoph Schubert. Die Gründe für die Verbundenheit liegen auf der Hand. Hamburg hat erstmals seit Jahren wieder ein Team, mit dem sich der Anhänger identifizieren kann. Zudem, und das ist bekanntlich das beste Marketing, stimmte in dieser Spielzeit die sportliche Leistung. Die Partien waren selten langweilig, der Eindruck vergangener Zeiten, dass nicht in jedem Spiel alle alles taten, um zu gewinnen, kam nie auf. Nach einem starken Saisonstart grüßten die Freezers zeitweilig von der Tabellenspitze, nur an einem Spieltag standen sie nicht auf einem der sechs oberen Tabellenränge, die zur direkten Viertelfinalteilnahme ohne Umweg über die Pre-Play-offs berechtigen. Diese waren in den vergangenen zwei Jahren verpasst worden.

Den derzeitigen fünften Platz zu sichern, das ist das vorrangige Ziel. Mit einem Sieg gegen Krefeld könnte dieses bereits erreicht sein, wenn Düsseldorf gegen Köln verliert und Straubing in Berlin nicht nach 60 Minuten siegt. Doch selbst bei einer Niederlage bleibt am Sonntag (14.30 Uhr) in München eine letzte Chance, da Straubing (gegen Mannheim) und Düsseldorf (in Augsburg) schwerere Aufgaben zu lösen haben. "Je eher wir es klarmachen, desto besser ist es. Ich würde ungern nach München reisen und noch Punkte brauchen", sagt Abwehrspieler Patrick Köppchen. Den Umweg über die Pre-Play-offs, in denen die Teams auf den Plätzen sieben bis zehn nächste Woche die letzten zwei Tickets fürs Viertelfinale (Start 21. März) ausspielen, will auch er unbedingt vermeiden. "Es wäre wirklich schade, wenn wir die Saison am letzten Wochenende noch verhunzen würden. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht passieren wird."

Um sich auf die eigene Aufgabe konzentrieren zu können, verzichten die Spieler darauf, in den Drittelpausen über die Zwischenstände aus den anderen Arenen informiert zu werden. "So etwas stört nur die Konzentration. Wir haben es in eigener Hand, da sollten wir nicht darauf schauen, was die anderen machen", sagt Schubert, der als Kapitän darauf achten will, dass die Selbstbeschränkung eingehalten wird. Ob die Ergebnisse für die Fans eingeblendet werden, ist noch unklar. "Das machen wir von den Spielständen abhängig", sagt Michael Pfad, der sich seit Wochen kaum zu sportlichen Fragen äußert.

Die für den Geschäftsführer untypische Kommunikationsunlust hat einen verständlichen Grund. Noch immer sind die Vertragsgespräche zwischen Klubeigner Anschutz Entertainment Group (AEG) und dem Führungstrio nicht abgeschlossen. Weder Pfad noch Sportdirektor Stéphane Richer haben ihre auslaufenden Arbeitspapiere trotz seit Monaten avisierter Unterschriften verlängert. Mit Laporte soll sogar erst nach Saisonende verhandelt werden. "Wir haben uns darauf verständigt, dass wir uns zunächst auf die sportlichen Aufgaben konzentrieren. Wir sprechen auch nicht mit anderen Kandidaten oder den Spielern", sagt Pfad.

Aus AEG-Kreisen war kürzlich bekannt geworden, dass Laporte im Fall einer direkten Viertelfinalqualifikation größte Chancen auf einen Verbleib in Hamburg hätte. Tatsächlich würde Platz fünf oder sechs die in der Hauptrunde gezeigten Leistungen korrekt widerspiegeln. Die Konstanz, um mit den Top-vier-Teams Mannheim, Wolfsburg, Berlin und Ingolstadt mitzuhalten, fehlte zwar, aber mit dem Rest der Liga sind die Hamburger mindestens auf Augenhöhe. Und an einem guten Tag können sie jeden Gegner besiegen. Laporte hat tatsächlich einige richtige Entscheidungen getroffen, aber nicht nur er, sondern auch Pfad, Richer und die Mannschaft. An diesem Wochenende ist die Chance da, die erste Ernte einzufahren und die Lust auf Eis zu vergrößern.