Der Hamburger Eishockeyklub verliert auch durch seine Offensivschwäche bei den Eisbären Berlin 0:3. Herausforderung für Trainer Laporte.

Hamburg. Wenn sich ein Mann wie Benoît Laporte, der sonst für markige Worte bekannt ist, in Stammtischfloskeln flüchtet, zeigt es, wie frustriert der Trainer der Hamburg Freezers ist. "Wenn man keine Tore schießt, kann man nicht gewinnen", sagte der Frankokanadier nach dem 0:3 (0:1, 0:0, 0:2) in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) bei den Eisbären Berlin. Aber Laporte wäre nicht Laporte, wenn er nicht auch noch eine kleine, aber deutliche Botschaft an seine Mannschaft parat hätte. "Wir müssen mehr Pucks zum Tor bekommen und brauchen in solchen Situationen unsere Schlüsselspieler."

Bereits am Freitagabend nach der schwachen 1:3-Niederlage gegen Augsburg machte Laporte deutlich, was er momentan von einigen seiner Profis hält. "Es sind immer dieselben, die entscheidende Fehler machen. Das kotzt mich an. Ich habe die Schnauze voll, und werde mir das nicht mehr bieten lassen. Entweder die Spieler ziehen mit, oder es gibt Konsequenzen." Es war eine deutliche Botschaft, die sich vor allem an die Leistungsträger im Sturm richtete. Noch am Sonnabend mussten sechs Spieler, darunter Spielmacher Rob Collins, nach dem Training zum Rapport im Trainerbüro der Volksbank-Arena antreten. Es sollte nicht die einzige Maßnahme von Laporte gewesen sein. Beim Spiel in Berlin wurde Collins in die dritte, Brett Engelhardt sogar in die vierte Reihe strafversetzt.

+++ 1:3 gegen Augsburg! Bauchlandung für die Freezers +++

Auch wenn sich die Freezers gegen den Meister engagierter zeigten und man den Gegner phasenweise im Griff hatte, fehlte der Zug zum Tor. Vor allem im Herausspielen klarer Torchancen liegt bei den Freezers momentan einiges im Argen. Wurde sich zu Saisonbeginn noch spielerisch ins gegnerische Drittel kombiniert, werden immer häufiger die Scheiben tief gespielt.

Es fehlen Offensivspieler, die Verantwortung übernehmen und Überraschungsmomente generieren. Zu allem Überfluss kommt auch noch Pech dazu. In Berlin trafen Engelhardt und Cook Latte oder Pfosten. Wenn die deutsche Formation um Garrett Festerling, Jerome Flaake und David Wolf nicht trifft, kommt kaum Entlastung von den vermeintlichen Topspielern. In den vergangenen drei Partien trafen die Freezers nur einmal. Für ein Team dieser individuellen Qualität ein katastrophaler Wert. Dazu passt, dass die Hamburger das zweitschlechteste Überzahlspiel der DEL haben. Nur 14,2 Prozent der Powerplays führen zum Erfolg. Lediglich Tabellenschlusslicht Hannover ist in dieser Statistik schlechter.

Vor allem in der Fremde ist die Ladehemmung in der Offensive frappierend. Drei der letzten vier Auswärtsspiele wurden zu null verloren. Ohnehin sind die Freezers in dieser Saison ein gern gesehener Gast. Das Laporte-Team holte in bisher 17 Spielen lediglich 22 Punkte. Und ebenjene Auswärtsschwäche, gepaart mit der aktuellen Torschuss-Phobie, könnte am Ende eine Platzierung unter den ersten sechs kosten. Zumal es der Spielplan nicht gut mit den Freezers meint. Von den verbleibenden 13 DEL-Partien finden neun in fremden Hallen statt. Am kommenden Wochenende warten in Düsseldorf und Ingolstadt weitere schwere Auswärtsspiele, ehe es dann in die Länderspielpause geht. "Wir müssen uns das Glück mal wieder erarbeiten, dazu haben wir bereits am Wochenende die Chance. Panik nach einem Null-Punkte-Wochenende ist wohl das schlechteste aller Mittel", sagte Abwehrspieler Patrick Köppchen nach der Partie.

Auf Laporte wartet eine große Herausforderung. Er muss es schaffen, bei aller Kritik, auch das Selbstvertrauen seiner sensiblen Offensivspieler zu fördern. Nur so kann verhindert werden, dass aus einer überwiegend guten am Ende eine ernüchternde Saison wird.

Tore: 1:0 (13:11) Busch (Angell, Olver) 5-4, 2:0 (51:07) Talbot (L. Braun), 3:0 (59:31) Tallackson (Olver, Sharrow) emptynet. Strafminuten: 2/16 10 Stone (Schiedsrichter-Beleidigung). Schiedsrichter: Brüggemann/Stricker (Iserlohn/Schweiz). Zuschauer: 14 200 (ausverkauft).