Ex-Freezers-Stürmer John Tripp trifft heute bei der Eishockey-WM mit Deutschland im Viertelfinale auf Schweden

Hamburg/Bratislava. Wenn man John Tripp derzeit auf sein Wohlbefinden anspricht, kommt seine typische Antwort: "Mir geht's gut, und wie geht's dir?" Hört man dem 34 Jahre alten Eishockey-Profi ein wenig länger und genauer zu, merkt man jedoch, dass die höfliche Plattitüde ernst gemeint ist. Ihm geht es wirklich gut. So gut wie schon lange nicht mehr.

Mit der deutschen Nationalmannschaft spielt der frühere NHL-Profi heute (20.15 Uhr/Sport 1) in Bratislava gegen Schweden um den Einzug ins Halbfinale der Weltmeisterschaft. In seiner kanadischen Heimat fiebert Ehefrau Taryn mit den sechs Monate alten Zwillingen Ben und Helena im Internet mit. Wie jeden Tag wird "Hans", wie ihn seine Mitspieler nennen, auch heute vor dem Spiel via "Skype" noch einmal Kontakt aufnehmen und das Lächeln seiner Zwillinge bestaunen. "You know, mein Leben hat sich ganz schön verändert", sagt der Deutschkanadier in seinem deutsch-englischen Sprachen-Mix. Da Ehefrau Taryn keine Kinder zur Welt bringen konnte, trug eine Leihmutter in Kanada die Babys aus. "Kinder waren immer ein Thema. Es war nicht einfach. Es kostete viel Geld und zog viel Bürokratie nach sich. Aber wir sind jetzt glücklich. Meine Frau lässt mich zwar immer die Windeln wechseln, aber das ist kein Problem."

Probleme sportlicher Natur befürchtet Tripp auch heute gegen die favorisierten Schweden nicht. Das Selbstvertrauen ist seit dem vierten Platz bei der Heim-WM im vergangenen Jahr gewachsen. Der Respekt vor der Eishockey-Nation Deutschland sei wieder deutlich gestiegen, sagt Tripp und verweist auf die Intensität, mit der die Gegner gegen die DEB-Auswahl antreten. Daher lässt man sich auch von den drei Zwischenrunden-Niederlagen nicht beirren. "Gegen Dänemark haben wir unser schlechtestes Spiel gemacht. Hätten wir gewonnen, würden wir jetzt gegen Norwegen spielen. Aber wir können auch Schweden schlagen", sagt Tripp, der mit drei Toren seine bisher beste Weltmeisterschaft spielt. "Vielleicht liegt es am Alter, dass ich immer besser werde", scherzt der Routinier, der kein Hehl daraus macht, wie sehr er die Zeit bei der Nationalmannschaft genießt.

Vor einem Jahr stand Tripp nämlich vor dem Karriere-Aus. Nachdem er bei den Hamburg Freezers aussortiert worden war, war er kurz arbeitslos. Eine prägende Zeit für den Offensivspieler. "Es war frustrierend. Ich konnte nicht einfach auf dem Sofa liegen und nichts tun. Also habe ich Hannovers Geschäftsführer Marco Stichnoth angerufen und angeboten, ohne Gehalt zu spielen." Bei den Scorpions spielte sich Tripp wieder in den Fokus und unterschrieb im Oktober 2010 in Köln. Er kämpfte sich zurück ins Rampenlicht und spielt nun eine wichtige Rolle als Stürmer und Führungsfigur im Nationalteam. Daher geht er auch locker mit den Kritikern um, die ob seines Alters und seiner mangelnden Schnelligkeit die Nominierung für die WM kritisiert hatten. "Die können erzählen, was sie wollen. Bundestrainer Uwe Krupp stellt nach Leistung auf, und solange ich helfen kann, spiele ich für Deutschland."

Auch wenn Tripp nur von Jahr zu Jahr planen will, ist es sein Traum, bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi auf dem Eis zu stehen. Bevor er aber über Fernziele sinniert, gilt sein Blick der heutigen Partie. "Wir müssen perfekt spielen. Schweden gehört zu den vier besten Mannschaften der Welt. Aber wir haben einen tollen Teamgeist und wollen einfach Spaß."