Sotschi. Trotz des verpassten Triumphs baute Vettel seine Führung weiter aus. Lewis Hamilton verpasste sogar das Podest.

Sebastian Vettel hat trotz seiner ersten Pole seit 588 Tagen und einer Alles-oder-Nichts-Reifentaktik seinen ersten Sieg beim Großen Preis von Russland verpasst. Der viermalige Formel-1-Weltmeister musste sich am Sonntag in Sotschi Premieren-Grand-Prix-Gewinner Valtteri Bottas geschlagen geben. Der Mercedes-Pilot setzte sich am Start nach wenigen Metern vor Vettel und feierte am Ende seinen ersten Sieg in seiner Karriere in der Königsklasse.

Trotz des verpassten Russland-Triumphs baute Vettel seine Führung nach dem vierten Saisonrennen aber aus: Verfolger und Bottas-Kollege Lewis Hamilton verpasste als Vierter hinter Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari sogar das Podest.

Rennen begann verspätet

Nach 52 Runden auf dem Autodrom im Olympia-Ort von 2014 lag Bottas knapp vor Vettel und sicherte Mercedes den vierten Sieg im vierten Rennen in Russland. Der 27 Jahre alte Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg schrie über Funk seine Freude heraus. In der Gesamtwertung liegt Vettel nach vier von 20 Saisonrennen nun mit 86 Punkten vor Hamilton (73 Punkte) und Bottas (63).

Nico Hülkenberg kam als Achter ins Ziel und schaffte sein bestes Ergebnis seit seinem Wechsel zu Saisonbeginn zu Renault. Pascal Wehrlein wurde im Sauber 16. und Letzter. Vier von 20 Piloten waren ausgeschieden.

Das Rennen begann etwas verspätet. Fernando Alonso schaffte nicht einmal die Formationsrunde und stellte seinen dauerhaft maladen McLaren-Honda nach erneuten technischen Problemen wenige hundert Meter vor seiner Startbox ab. Wütend stapfte der Spanier in die Box, während seine Fahrerkollegen eine zweite Formationsrunde fuhren.

Als dann das von 53 auf 52 Durchgänge verkürzte Rennen richtig losging, war Vettel seine Spitzenposition noch vor der ersten Kurve los. Erstmals seit 2015 hatte der Heppenheimer wieder von der Pole starten dürfen, neben ihm stand sein finnischer Teamkollege Räikkönen - die erste Doppel-Pole für die Scuderia seit 2008.

Bottas setzt sich ganz nach vorn

Doch Bottas machte den Ferrari-Vorteil mit einem Traumstart zunichte. Er schoss erst an seinem Landsmann und dann an Vettel vorbei und setzte sich ganz nach vorn. Damit blieb es zunächst dabei: In allen Rennrunden seit der Premiere in Sotschi 2014 war ein Mercedes an der Spitze gefahren.

Hinten im Feld knallte es zwischen Romain Grosjean im Haas und Hülkenbergs Teamkollegen Jolyon Palmer. Die Folge: Das Safety Car musste schon in der ersten Runde raus, um die Crash-Teile aufzusammeln. Als das Rennen nach drei Runden wieder freigegeben wurde, blieb alles beim alten.

Bottas fuhr vorneweg, gefolgt von Vettel. Dahinter versuchte Räikkönen, Mercedes-Mann Hamilton hinter sich zu halten. Das Quartett setzte sich mehr und mehr vom Rest des Feldes ab. Max Verstappen verlor im Red Bull als Fünfter den Anschluss, sein Teamkollege Daniel Riccicardo war da schon längst ausgefallen. Der Australier musste wegen Bremsproblemen aufgeben. „Es ist sehr unglücklich so früh im Rennen“, sagte er.

Vettel klagt über Blasenbildung am Vorderreifen

Nach etwa einem Drittel des Rennens klagte Hamilton, dass sein Wagen überhitze. Über Funk versuchte der Kommandostand ihn zu beruhigen. Auch andere hätten das Problem, hieß es. Ein schwacher Trost für den Briten, konnte er nicht wie gewünscht attackieren.

Zwischendurch stellte Vettel an seinem linken Vorderreifen Blasenbildung fest, aber das hinderte ihn nicht, immer näher an Bottas heranzukommen. „Ich verliere Zeit beim Überrunden“, klagte der Finne via Funk. Dann wurde es spannend: Mercedes reagierte und holte in der 27. Runde Bottas zum Reifenwechsel an die Box. Vettel übernahm als erster Nicht-Mercedes-Pilot die Führung auf dem Autodrom. „Hol alles raus“, feuerte ihn sein Kommandostand an.

Räikkönen holte sich in der 29. Runde neue Pneus ab. Hamilton folgte einen Durchgang später. Vettel fuhr indes auf seinen alten Reifen weiter und baute Runde für Runde seinen Vorsprung aus. Nach 35 Durchgängen wurde er endlich an die Box geordert. Mit 3,4 Sekunden fiel die Standzeit aber zu lang aus.

Vettel kehrte hinter dem wieder führenden Bottas auf die Strecke zurück. Der Vorsprung des Silberpfeil-Piloten: 4,6 Sekunden. Der Heppenheimer gab nicht auf, kämpfte sich Zehntelsekunden für Zehntersekunde heran. In den letzten beiden Runden wurde es dramatisch, doch der Deutsche kam nicht mehr auf Schlagdistanz. Entscheidend dann, als Bottas Felipe Massa im Williams überrundete und anschließend der Brasilianer den Weg für Vettel zu spät freimachte. Der Sieg für Vettel war dahin.