Melbourne. Ferrari-Pilot bastelt nach strategischem Fehlgriff von Melbourne eifrig an nächster Attacke auf Mercedes. Alonso spaziert nach Unfall.

Schon über den Wolken Melbournes feilte Sebastian Vettel an seiner nächsten Formel-1-Attacke auf die Silberpfeile. Nach dem strategischen Fehlgriff von Ferrari beim Auftakt in Australien (1,94 Millionen Zuschauer auf RTL/38,2 Prozent Marktanteil) will der viermalige Weltmeister beim Wüsten-Rennen in Bahrain Lewis Hamilton und Nico Rosberg hinter sich lassen. Vettel bestieg nur wenige Stunden nach seinem dritten Platz im Albert Park den nächsten Flieger, um in der Heimat an seinem Plan zu arbeiten.

„Das Team scheint in einer guten Form zu sein. Und wir wissen, dass wir uns noch steigern können“, versicherte Vettel. „Wir wollen auf diese Jungs Druck ausüben.“ Mit diesen Jungs meinte Vettel natürlich Melbourne-Gewinner Rosberg und den Zweiten Hamilton.

Ferrari verzockte sich „Down Under“ oder wie der „Corriere dello Sport“ meinte: „Ferrari riskiert alles und verliert. Die Roten sind da, aber eine falsche Reifen-Entscheidung wirft Vettel auf den dritten Platz zurück.“

Vettel: "Ich kann aber damit leben"

Den Start entschied Vettel noch meisterlich für sich. Nach der Unterbrechung infolge des schweren Unfalls von McLaren-Mann Fernando Alonso setzte dann die Scuderia auf die schnelleren, weichen Reifen. Mercedes schickte seine Piloten dagegen mit den langlebigeren Medium-Pneus auf die Strecke. Vettel konnte am Ende nicht mehr attackieren.

„Wenn du so nah am Sieg bist und ihn förmlich riechen kannst, dann aber nur Dritter wirst, ist das nicht ideal“, erklärte Vettel. „Ich kann aber damit leben, weil das Rennen gezeigt hat, dass wir den Abstand verringert haben.“

Und wie! Im vergangenen Jahr betrug sein Rückstand auf den damaligen Sieger Hamilton noch fast 35 Sekunden. Diesmal nur knapp zehn. „Der Spielplatz für Mercedes hat geschlossen. Das erste Rennen zeigt, dass Ferrari nicht mehr weit weg ist und Mercedes sich keine Fehler mehr erlauben darf“, schrieb die italienische „La Gazzetta dello Sport“.

Irrer Saisonstart in die Formel 1

Überlebt: Fernando Alonso blickt noch einmal auf seinen völlig zerstörten Boliden
Überlebt: Fernando Alonso blickt noch einmal auf seinen völlig zerstörten Boliden © dpa | Srdjan Suki
Nico Rosberg (M.) siegt in Australien von Lewis Hamilton (l.) und Sebastian Vettel (r.)
Nico Rosberg (M.) siegt in Australien von Lewis Hamilton (l.) und Sebastian Vettel (r.) © dpa | Diego Azubel
Nervenstark: Nico Rosberg gewinnt den Saisonauftakt in Melbourne
Nervenstark: Nico Rosberg gewinnt den Saisonauftakt in Melbourne © dpa | Srdjan Suki
Geht gesnekten Hauptes, aber immerhin geht er: Fernando Alonso (r.) nach seinem Crash
Geht gesnekten Hauptes, aber immerhin geht er: Fernando Alonso (r.) nach seinem Crash © dpa | Srdjan Suki
"Ich lebe!" Fernando Alonso © Getty Images | Mark Thompson
Streckenposten räumen die Reste von Alonsos Auto weg
Streckenposten räumen die Reste von Alonsos Auto weg © dpa | Joe Castro
Erschütternd: Überreste des Formel-1Boliden von Fernando Alonso
Erschütternd: Überreste des Formel-1Boliden von Fernando Alonso © dpa | Joe Castro
Nico Rosberg gewann das erste Rennen
Nico Rosberg gewann das erste Rennen © WITTERS | Rubio
Unglücklicher Zweiter, wenn auch im coolen Look: Weltmeister Lewis Hamilton
Unglücklicher Zweiter, wenn auch im coolen Look: Weltmeister Lewis Hamilton © Getty Images | Mark Thompson
Sebastian Vettel beim Start vorn
Sebastian Vettel beim Start vorn © dpa | Diego Azubel
Sebastian Vettel (Ferrari) verbremste sich später
Sebastian Vettel (Ferrari) verbremste sich später © dpa | Julian Smith
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Ferrari-Chef bezieht zerknirscht Stellung

„Eines habe ich gelernt“, erläuterte Vettel nach dem 2016er Spektakel, „Melbourne war für uns im vergangenen Jahr ein Schwachpunkt, eine unserer schwächsten Strecken. Diesmal haben wir es überraschend gut gemacht. Das bedeutet, dass unser Wagen stärker ist und uns noch mehr Möglichkeiten eröffnet. Das sollte sich in Bahrain auszahlen.“

Zerknirscht bezog Vettels Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem so durchwachsen zu Ende gegangenen Grand Prix Stellung. Die Strategie nach der Roten Flagge auf die weicheren Reifen zu setzen, verteidigte er. „Zu diesem Zeitpunkt eines Rennens muss man einfach aggressiver sein“, befand der 59-Jährige. „So etwas kann sich am Ende als richtig, aber auch als falsch erweisen.“

Was man zur neuen Formel-1-Saison wissen muss

In diesem Fall lag Ferrari daneben. Somit konnte Vettel auch von der kritischen Schlussphase bei Rosberg nicht mehr profitieren, als sich die Vorderbremsen an seinem Mercedes immer mehr erhitzten. „Es stand auf Messers Schneide“, beschrieb Motorsportchef Toto Wolff sogar den äußersten Fall, Rosberg aus dem Grand Prix nehmen zu müssen. Nun führt der gebürtige Wiesbadener aber erstmals seit Italien 2014 wieder die Fahrerwertung an.

Vettel will die Silberpfeile auf der Jagd nach seinem ersten Titel mit Ferrari zum Äußersten treiben. Am liebsten schon beim zweiten Saisonrennen am 3. April in Bahrain. „Jedes Rennen hat seine eigene Seele“, meinte Arrivabene poetisch. Und die Ferrari-Seele sehnt sich nach einem Triumph in der Wüste.

Alonso nach Horror-Crash gut gelaunt

Dort will auch Fernando Alonso wieder dabei sein. Nach seinem Horror-Crash von Melbourne lugte der Spanier aus seinem komfortablen Flugzeugsitz mit spitzbübischem Blick über eine aufgeschlagene Zeitung. „Luckiest man alive“, schrieb der „Herald Sun“ in großen Lettern. „Ich glaube, das bin ich“, kommentierte der Spanier am Montag via Instagram. Über zwei Seiten druckte das britische Blatt den McLaren mit Alonso.

Einem Wunder gleich hatte Alonso das Wrack unverletzt verlassen können. Am Montag gönnte sich der 34 Jahre alte Zweifach-Weltmeister vor dem Rückflug aus Melbourne mit kurzen Hosen und einer kleinen Bandage am rechten Knie schnell noch einen Spaziergang am Strand von St. Kilda. In knapp zwei Wochen wird er wie seine Formel-1-Kollegen beim Großen Preis von Bahrain wieder an den Start gehen.

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