Berlin. Jüngster Champion der DTM-Geschichte startet in der kommenden Saison für den britischen Stall Manor. Vierter deutscher Formel-1-Pilot.

Pascal Wehrlein wird in der Königsklasse des Motorsports durchstarten und als Stammfahrer sein Renndebüt in der Formel 1 feiern. Der jüngste Champion der DTM-Geschichte fährt in der kommenden Saison für den britischen Manor-Rennstall. Der 21-Jährige erhöht die deutsche Formel-1-Fraktion wieder auf vier Fahrer. „Für mich ist Manor ein sehr gutes Team um zu lernen und als Fahrer in der Formel 1 zu wachsen“, sagte Wehrlein am Mittwoch vor der Sitzprobe in England. „Ich bin mega froh, dass ich die Chance bekommen habe. Der Vertrag läuft über ein Jahr und ich werde versuchen mein Bestes zu geben.“

Die Gespräche mit den Manor-Verantwortlichen führte Motorsportchef Toto Wolff von Mercedes. Der deutsche Autobauer beliefert Manor seit diesem Jahr mit Antriebseinheiten, das Chassis kommt von Williams. „Toto ist ein großer Förderer von mir, schon in der DTM hat er mich immer gefördert“, sagte Wehrlein und bedankte sich ausdrücklich bei dem Österreicher. Er werde weiter Teil des Mercedes-Teams um Weltmeister Lewis Hamilton und Nico Rosberg bleiben - in welcher Funktion „das steht noch nicht hundertprozentig fest“.

Zweiter Platz neben Wehrlein ist noch frei

Seit langem wurde damit gerechnet, dass Mercedes seinen talentierten Nachwuchsfahrer bei Manor installieren würde. Die Konkurrenz war allerdings nicht klein, selbst wenn der Rennstall bis zum vergangenen Jahr noch als praktisch chancenloses Hinterbänkler-Team galt.

Kolportiert wurde unter anderem, dass GP2-Pilot Rio Haryanto aus Indonesien eine zweistellige Millionensumme mitbringen würde. Das Geld soll unter anderem von der indonesischen Regierung kommen. Womöglich könnte sich das immer noch auszahlen: Der zweite Platz neben Wehrlein ist weniger als zwei Wochen vor dem Beginn der Testfahrten auf dem Grand-Prix-Kurs in Barcelona noch nicht vergeben. „Ich hoffe natürlich, dass es ein guter Fahrer wird und wir uns gegenseitig puschen“, sagte Wehrlein. Ob jung oder erfahren sei egal.

Wehrlein ist der vierte Deutsche

Wehrlein, geboren in Sigmaringen, Mutter aus Mauritius, hat es schon geschafft. Er macht das deutsche Rennquartett mit Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel aus Heppenheim von Ferrari, dem gebürtigen Wiesbadener Rosberg und Nico Hülkenberg aus Emmerich von Force India perfekt. Am 20. März in Melbourne wird Wehrlein erstmals in einem Formel-1-Auto auf das Erlöschen der Roten Ampeln warten. Ob er bis dahin nach England gezogen ist oder weiter wie seine Eltern in Worndorf lebt, wusste er am Mittwoch noch nicht.

Empfohlen hatte er sich vor allem mit dem Gewinn des DTM-Titels als bislang jüngster Pilot. Vor einem Jahr durfte er für Mercedes und Force India bei Testfahrten zudem bereits hinters Formel-1-Steuer. „Manor Racing befindet sich in der bestmöglichen Position, um Pascal die Möglichkeit zu geben, in seiner ersten Saison Eindruck zu hinterlassen“, betonte Team-Eigentümer Stephen Fitzpatrick.

Beim Abschluss des Motorenvertrags sei das Thema Fahrer „zwar ein Diskussionspunkt, aber nicht Bestandteil des Vertrags“ gewesen, hatte Mercedes-Motorsportchef Wolff einmal mit Blick auf Wehrleins Chancen bei Manor gesagt. „Mit einem Mercedes-Motor und der Technikhilfe von Williams hat Manor jetzt ein wertvolles Cockpit, das sie auch verkaufen könnten“, hatte er zudem betont.

Unfall im DFB-Lager als Tiefpunkt

Wehrleins Karriere verlief bisher recht bilderbuchmäßig. Einziger Tiefpunkt war der Unfall im Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft zur Vorbereitung auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien. Wehrlein hatte bei einer Werbemaßnahme mit Sponsor Mercedes-Benz einen Touristen mit seinem Wagen erfasst und schwer verletzt. Ein Streckenposten war zudem leicht verletzt worden.

In Wehrlein hat Mercedes sportlich einen Trumpf für die Zukunft in der Hand. Der 2010 in den Formelsport eingestiegene Pilot könnte gegebenenfalls auch einspringen, sollte das zerrüttete Verhältnis zwischen Hamilton und Rosberg einen Grad erreichen, den Mercedes nicht mehr akzeptieren kann. „Animositäten wären nicht gut für das Team.“ Wenn es da Probleme gebe, „müssten wir uns Gedanken über die Fahrerpaarung machen“, hatte Wolff schon betont.