Budapest. Auch der Rennstall selbst gibt sich nach dem historischen Triumph am Hungaroring euphorisch. Mercedes knabbert indes an erstem Dämpfer.

Ferrari schwebte nach Sebastian Vettels historischem Triumph auf dem Hungaroring im siebten Himmel und fühlt sich nur noch einen Sieg vom „Paradies“ entfernt. „Statistisch sind es nur 25 Punkte. Aber mein zweiter Sieg mit Ferrari ist unbezahlbar“, sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister und stufte diesen aus mehreren Gründen als „einen der besondersten meiner Karriere“ ein.

Teamchef Maurizio Arrivabene wies stolz darauf hin, dass die Scuderia das von ihm vorgegebene Saisonziel von zwei Siegen schon nach dem zehnten Rennen erreicht hat: „Bei drei wären wir im Paradies und bei vier....“

„Vettel, der Zauberer“, schrieb die italienische Zeitung „La Gazzetta dello Sport“ bewundernd. „La Repubblica“ resümierte: „Meisterwerk von Ferrari in Budapest an einem schwarzen Tag für Mercedes.“

Großer Preis von Ungarn

Sebastian Vettel gewinnt im Ferrari in Ungarn
Sebastian Vettel gewinnt im Ferrari in Ungarn © dpa | Zsolt Czegledi
Sebastian Vettel führte im Ferrari seit dem Start
Sebastian Vettel führte im Ferrari seit dem Start © dpa | Janos Marjai
Vettel war an Rosberg und Hamilton vorbei gefahren und führte seitdem vor Rosberg, Ricciardo. Räikkönen hatte Probleme mit seinem Elektromotor bekommen.
Vettel war an Rosberg und Hamilton vorbei gefahren und führte seitdem vor Rosberg, Ricciardo. Räikkönen hatte Probleme mit seinem Elektromotor bekommen. © dpa | Zsolt Czegledi
Daniil Kvyat im Red Bull wurde zweiter, weil Ricciardo und Rosberg sich ins Gehege kamen
Daniil Kvyat im Red Bull wurde zweiter, weil Ricciardo und Rosberg sich ins Gehege kamen © dpa | Janos Marjai
Auch Nico Rosberg konnte am Start an Hamilton vorbei gehen
Auch Nico Rosberg konnte am Start an Hamilton vorbei gehen © dpa | Tamas Kovacs
Nico Rosberg konnte sich zwischenzeitlich sogar auf Platz zwei vorkämpfen. Am Ende wurde er achter
Nico Rosberg konnte sich zwischenzeitlich sogar auf Platz zwei vorkämpfen. Am Ende wurde er achter © dpa | Janos Marjai
Der Start in Budapest
Der Start in Budapest © dpa | Tamas Kovacs
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Vettel ändert kurzfristig seine Reisepläne

Nach dem insgeheim erhofften, aber keinesfalls einkalkulierten Coup beim Großen Preis von Ungarn schmiss Vettel seine Reisepläne kurzfristig über den Haufen. Statt noch am Sonntagabend zur Familie in die Schweiz heimzufliegen, jettete er mit dem Team nach Italien. Am Firmensitz in Maranello feierten die „Roten“ ihren „süßen Erfolg“, so Vettel, der durch die Schlappe der Silberpfeile noch mehr schmeckte, gebührend. Erst am Montag reiste Vettel nach Hause in die wohl verdiente Sommerpause.

Grund zum Feiern gab es für Vettel und Ferrari reichlich: Mit 41 Siegen zog der 28 Jahre alte Hesse nun mit der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückten Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich. Es war sein erster Erfolg auf dem Hungaroring beim neunten Start. Zudem sorgte er elf Jahre nach Michael Schumacher für den ersten deutschen und Ferrari-Sieg in Ungarn. Weil der von Ferrari protegierte Marussia-Pilot Jules Bianchi am 17. Juli neun Monate nach seinem schweren Unfall in Japan gestorben war, war dieser Grand Prix auch extrem emotional und bewegend.

Das Rennen im Liveticker

In puncto Titelrennen fiel anderen Aspekten ein besonderes Gewicht zu: Vettel ist nun wieder näher an Mercedes dran. Auf Spitzenreiter Lewis Hamilton (202) verkürzte der Deutsche (160) seinen Rückstand auf 42 Punkte; Rosberg (181) könnte er im Fall eines optimalen Verlaufs beim nächsten Grand Prix in Spa sogar überholen.

„Wir sind drauf und dran, den Abstand zu verringern“, hob Vettel hervor. „Aber wir haben noch viel zu tun.“ Arrivabene pflichtete bei: „Wir haben zwei Siege, aber wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Mercedes ist weiterhin das stärkste Team.“ Aber doch nicht unschlagbar. Und das ist für die bislang meist gedemütigte Konkurrenz auch psychologisch ein großer Vorteil.

Pokal soll Vettel nachgeschickt werden

Vettels Glück war vollkommen, als er vor seinem Abflug eine Replik des früheren Siegerpokals aus Porzellan bekam. Das Original soll ihm nachgeschickt werden. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil wir nicht die traditionelle ungarische Trophäe bekommen haben“, hatte er bei der Pressekonferenz bedauert.

Während Vettel und Ferrari frohgemut in die Sommerferien gingen, hatte Ungarn den Silberpfeilen nach dem schwächsten Abschneiden seit Brasilien im November 2013 die Laune gründlich verdorben. „Das war, denke ich, eines der schlechtesten Rennen“, sagte Hamilton äußerst selbstkritisch. „Ich kann mich nur beim Team entschuldigen.“ Er habe einfach zu viele Fehler gemacht. „Am Ende war es Schadensbegrenzung in Sachen WM-Punkte. Ich muss jetzt das Positive mit in den Sommer nehmen und in Spa zurückschlagen“, sagte der Brite. Für Rosberg war besonders bitter, dass er wegen des aufgeschlitzten Hinterreifens nach einem Duell mit Daniel Ricciardo den greifbar nahen zweiten Platz verlor. „So ein Mist! Mann o Mann“, klagte er. Statt wenigstens Punkte auf Hamilton gutzumachen, büßte er sogar vier weitere Zähler ein. Wenigstens kann sich Rosberg privat auf Erfreuliches einstellen: Im August wird er erstmals Papa.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kostete die unglaubliche Zahl an Zwischenfällen („Mehr als in der gesamten bisherigen Saison“) nach eigenen Angaben „wieder ein paar mehr graue Haare“. Das Team müsse das Rennen analysieren und Lehren daraus ziehen. „Danach werden wir unsere Akkus aufladen, um in Spa zurückzuschlagen“, kündigte er an.

Formel-1-Stars gedenken Jules Bianchi

Vor der Kirche, wo die Trauerfeier stattfand, liegen Blumen und Kränze auf dem Boden. Zudem erinnert ein überdimensionales Porträt an den verunglückten Formel-1-Piloten Jules Bianchi
Vor der Kirche, wo die Trauerfeier stattfand, liegen Blumen und Kränze auf dem Boden. Zudem erinnert ein überdimensionales Porträt an den verunglückten Formel-1-Piloten Jules Bianchi © dpa | Olivier Anrigo
Trauergäste blicken auf die vielen Kränze, die Bianchi gedenken sollen
Trauergäste blicken auf die vielen Kränze, die Bianchi gedenken sollen © dpa | Olivier Anrigo
Ein Trauergast erschien mit einem Formel-1-Helm zu dem Gottesdienst
Ein Trauergast erschien mit einem Formel-1-Helm zu dem Gottesdienst © dpa | Olivier Anrigo
Der Sarg des 25-jährigen Bianchi wurde in einem schwarzen Leichenwagen zur Trauerkirche in Nizza transportiert
Der Sarg des 25-jährigen Bianchi wurde in einem schwarzen Leichenwagen zur Trauerkirche in Nizza transportiert © dpa | Olivier Anrigo
Dort angekommen, übernahmen eine Reihe von Bianchis ehemaligen Fahrerkollegen den Sarg, um ihn zunächst in die Kirche hinein-...
Dort angekommen, übernahmen eine Reihe von Bianchis ehemaligen Fahrerkollegen den Sarg, um ihn zunächst in die Kirche hinein-... © dpa | Olivier Anrigo
... und anschließend wieder hinauszutragen
... und anschließend wieder hinauszutragen © dpa | Olivier Anrigo
Auch Sebastian Vettel (l.) und Romain Grosjean erwiesen Bianchi die letzte Ehre
Auch Sebastian Vettel (l.) und Romain Grosjean erwiesen Bianchi die letzte Ehre © dpa | Olivier Anrigo
Sebastian Vettel sah man die Trauer über den Tod des 25-Jährigen deutlich an
Sebastian Vettel sah man die Trauer über den Tod des 25-Jährigen deutlich an © dpa | Olivier Anrigo
Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton erwies Bianchi die letzte Ehre ...
Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton erwies Bianchi die letzte Ehre ... © dpa | Olivier Anrigo
... genau wie Teamkollege Nico Rosberg
... genau wie Teamkollege Nico Rosberg © dpa | Olivier Anrigo
Der vierfache Weltmeister Alain Prost (weißes Hemd)
Der vierfache Weltmeister Alain Prost (weißes Hemd) © dpa | Olivier Anrigo
Auch der frühere österreichische Formel-1-Fahrer Alexander Wurz gehörte zu den Trauergästen
Auch der frühere österreichische Formel-1-Fahrer Alexander Wurz gehörte zu den Trauergästen © dpa | Olivier Anrigo
Olivier Panis, der seine Karrriere 2004 beendet hatte, war ebenfalls in Nizza vor Ort
Olivier Panis, der seine Karrriere 2004 beendet hatte, war ebenfalls in Nizza vor Ort © dpa | Olivier Anrigo
Vor der Trauerkirche kamen die Fahrer, Freunde und Familienmitglieder zusammen
Vor der Trauerkirche kamen die Fahrer, Freunde und Familienmitglieder zusammen © dpa | Olivier Anrigo
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