Formel-1-Pilot Fernando Alonso hatte bei Tests in Barcelona einen schweren Unfall und musste in ein Krankenhaus gebracht werden.

Barcelona. Der zweimalige Formel-1-Pilot Fernando Alonso hat einen heftigen Unfall bei Testfahrten in Barcelona glimpflich überstanden. Der zweimalige Weltmeister habe sich bei dem Crash am Sonntag keine ernsthaften Verletzungen zugezogen und sei in einem „guten Zustand“, teilte das McLaren-Team mit. Allerdings verordneten die Ärzte dem Spanier nach den Untersuchungen zur Vorsicht eine Nacht in einem Krankenhaus in Barcelona.

Alonso war zuvor mit seinem Auto nach der dritten Kurve auf dem Circuit de Catalunya gegen eine Mauer gekracht. Die Ursache des Unfalls blieb zunächst offen. Alonsos Manager Luis Garcia Abad wollte nicht bestätigen, dass der 33-Jährige kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte. Zeugen berichteten, Alonso sei für mehrere Minuten nicht ansprechbar gewesen.

Nach ersten Medizin-Checks an der Strecke war Alonso per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht worden. Später veröffentlichte Bilder zeigen, dass er mit seinem Auto wohl seitlich in die Begrenzungsmauer gerast war und dabei die rechte Seite seines Boliden beschädigte.

Bei den bisherigen Tests hatte McLaren mit dem neuen Motorenpartner Honda immer wieder technische Probleme beklagt und konnte daher viel weniger Übungsrunden drehen als geplant. Nach Alonsos Crash beendete der Rennstall sein Testprogramm am Sonntag vorzeitig. Zur Vorbereitung auf die neue Saison bleiben allen Teams nun nur noch die finalen vier Probetage in Barcelona Ende der Woche.

Schnellster am Sonntag war Lotus-Pilot Romain Grosjean. Schon am Donnerstag und am Samstag hatte sein Teamkollege Pastor Maldonado die Tagesbestzeit aufgestellt. Nur am Freitag war Red Bull dank Daniel Ricciardo vorn.

Sebastian Vettel (27) befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls hinter seinem Vorgänger bei Ferrari. „Er war direkt vor mir. Er war relativ langsam – ich schätze so 150 km/h. Er ist dann einfach rechts rübergezogen – es sah gar nicht wie ein Unfall aus. Er ist dann ein paar mal an der Mauer angeschlagen. Dann habe ich ihn aus den Augen verloren“, wird der Heppenheimer von auto, motor und sport.de zitiert.

Ferrari tut Vettel gut

Im Ferrari-Rot erstrahlt Sebastian Vettel unterdessen mit jedem Tag ein bisschen heller, er wird wieder der verschmitzte Lausbub, der nette Junge von nebenan, den viele Formel-1-Fans in ihr Herz geschlossen haben. Gepaart mit dem Selbstbewusstsein eines viermaligen Weltmeisters hat er der Scuderia auf diese Weise neues Leben eingehaucht und sie wieder ein bisschen mehr auf die Sonnenseite der Königsklasse gerückt.

Noch stapelt Vettel tief, will „die Füße auf dem Boden halten“, „Schritt für Schritt“ gehen, weil es „ein weiter Weg“ sei und „es wieder Mercedes zu schlagen“ gilt. Doch der 27-Jährige ist weit von den Allgemeinplätzen entfernt, mit denen er vergangenes Jahr missmutig versucht hatte, die Situation bei Red Bull halbwegs schön zu reden.

Stattdessen schwingt in seinen Antworten eine Menge Optimismus mit, Tatendrang, Vorfreude – und sanfter Spott für die, die ihn verdient haben. „In diesen schwierigen Zeiten scheint es das Einzige zu sein, worauf man sich einigen kann“, kommentierte Vettel das neue Verbot der ständigen Helmwechsel.

Und legte in typischer Vettel-Manier nach: „Ich kenne die Strafe noch nicht. Wenn es nur eine kleine Geldbuße für wohltätige Zwecke ist, dann werde ich gerne meine Helmdesigns weiter wechseln.“ Mehr als 90 Helme hat Vettel in seiner Formel-1-Karriere bisher getragen, es könnte also ein nettes Sümmchen für den guten Zweck zusammenkommen.

Bruder im Geiste

Im neuen Teamchef Maurizio Arrivabene scheint Vettel einen Bruder im Geiste gefunden zu haben. Der smarte Manager lieferte am Rande der Testfahrten in Barcelona das eine oder andere verbale Schmankerl, versprach einen 100-km-Barfuß-Marsch nach Maranello, sollten Vettel und Kimi Räikkönen tatsächlich vier Saisonsiege einfahren, und berichtete vom lachenden und am Auto schraubenden Finnen, der seit Vettels Ankunft wie ausgewechselt scheint.

Natürlich ist die Scuderia, die seit Mai 2013, als Fernando Alonso in Barcelona einen Heimsieg feierte, ohne Erfolg ist, immer noch ein ganzen Stück von Branchen-Primus Mercedes entfernt. Die Testfahrten zu Beginn des Monats in Jerez und seit Donnerstag auf dem Circuit de Catalunya zeigen aber, dass Ferrari nicht nur stimmungstechnisch zugelegt hat.

Den kleinen Ausflug ins Kiesbett am Morgen nahm Vettel („Vielleicht war ich noch ein bisschen verschlafen“) ganz entspannt auf seine Kappe, anschließend aber lief der SF15-T fast schon wie ein (Schweizer) Uhrwerk. „Das Auto fühlt sich nach wie vor gut an, wir machen unsere Hausaufgaben“, sagte Vettel. Das ist schon deutlich mehr, als er selbst vor einem Jahr bei Red Bull und Ferrari in der Prä-Vettel-Ära behaupten konnten.

Vettel und Ferrari – da scheinen sich zwei gesucht und gefunden zu haben. „Die Leidenschaft für die Marke, für das Formel-1-Team“ ist laut Vettel das verbindende Element zwischen dem Team und seinem neuen Star. Dass die Chemie stimmt, haben längst auch schon andere erkannt. „Ferrari macht einen guten Eindruck“, sagt Lewis Hamilton. Der Weltmeister weiß, auf wen er in Zukunft im Rückspiegel achten muss.