Sieg Nummer acht in Serie, der zwölfte in dieser Saison. Auch im vorletzten Saisonrennen ist Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel nicht zu bremsen. Für Mercedes läuft es nicht so gut.

Austin. Sebastian Vettel hat mit unerbittlicher Dominanz seine Rekordjagd auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten fortgesetzt. Der viermalige Formel-1-Weltmeister feierte am Sonntag beim Großen Preis der USA seinen achten Saisonsieg in Serie. Vettel ließ damit Rekordchampion und Kindheitsidol Michael Schumacher endgültig hinter sich, der in seinem letzten Titeljahr (2004) sieben Grand Prix nacheinander gewonnen hatte.

„Unglaublich“, stammelte Vettel via Boxenfunk. „Wir müssen diese Zeit genießen, solange es geht. Wir haben keine Garantie, dass diese Tage so bleiben. Ich bin so stolz auf euch. Ich liebe euch“, sagte Vettel mit belegter Stimme, während er sich erneut zu seinen mittlerweise schon legendären Siegerkreiseln hinreißen ließ. Auf dem Circuit of the Americas war er erneut in einer eigenen Liga gefahren und bejubelte bereits eine Woche vor dem Finale in Brasilien erstmals in seiner Karriere zwölf Rennerfolge in einer Saison. Es war der insgesamt 38. Sieg in seinem 119. Rennen.

Wichtige Punkte im Duell mit dem deutschen Mercedes-Team konnte Romain Grosjean im Lotus auf dem zweiten Rang einheimsen. Dritter wurde Mark Webber im zweiten Red Bull. Vorjahressieger Lewis Hamilton verpasste als Vierter im Silberpfeil das Podest, kletterte aber im WM-Klassement am verletzten Kimi Räikkönen (Lotus) vorbei auf den dritten Rang hinter Vettel und Fernando Alonso. Der Spanier landete im Ferrari in Austin auf dem fünften Platz und ist damit als WM-Zweiter hinter Vettel nicht mehr verdrängen.

Für weitere Freude aus deutscher Sicht sorgte Nico Hülkenberg. Der Sauber-Pilot – noch immer ohne Anstellung im kommenden Jahr – reihte sich auf dem sechsten Platz ein. Nico Rosberg schaffte es nach einer verkorksten Qualifikation mit Platz 14 im zweiten Mercedes nur noch auf Platz neun. Adrian Sutil hatte den 18. WM-Lauf 2013 in seinem Force India nach wenigen Metern beenden müssen.

Der Gräfelfinger sorgte damit gleich mal für frühe Action vor rund 100.000 Zuschauern in dem ansonsten langweiligen zweiten Formel-1-Rennen in Austin. Vettel verteidigte beim Erlöschen der Roten Ampeln seine 44. Pole. Teamkollege Webber aus Australien musste sich in seinem vorletzten Formel-1-Rennen vom Franzosen Grosjean und Briten Hamilton überholen lassen. Hülkenberg rutschte vom vierten auf den fünften Platz zurück.

Ausgerechnet Landsmann Sutil bremste dann Vettel zunächst bei dem Vorhaben ein, sich schon zu Beginn seiner nächsten Rekordjagd einen Vorsprung herauszufahren. Der Gräfelfinger touchierte nach Startrang 16 mit dem Williams von Pastor Maldonado. Sutil rutschte mit seinem Force India quer über die Strecke und krachte in die Leitplanken. Nach nicht mal einer Runde musste das Safety Car raus.

Vier Umläufe später war das Rennen wieder freigegeben und Vettel einmal mehr hellwach. Kaum hatte er auch die Reifen bei 30 Grad und herrlichem Sonnenschein in Texas wieder einigermaßen auf Temperatur gebracht, zog er Grosjean und den restlichen Verfolgern etwas davon.

Vettel, der schon bei der Fahrerparade in einem rassigen Sportwagen lieber selbst das Steuer übernommen und seinen eigentlichen Fahrer gut gelaunt chauffiert hatte, ließ sich dann aber ein bisschen Zeit, hielt den Vorsprung bei drei Sekunden. Grosjean, der in den vergangenen vier Rennen schon dreimal Dritter geworden war, ließ sich anfangs nur schwer abschütteln.

Bis Vettel richtig Gas gab. Gleich dreimal nacheinander drehte der Heppenheimer die schnellste Rennrunde und baute sein Zeitpolster auf über sieben Sekunden aus. „Es ist wichtiger, dass wir so lange fahren wie möglich und nicht so schnell wie möglich“, ermahnte ihn prompt sein Renningenieur Guillaume Rocquelin. Aber was machte Vettel? Schon bei der nächsten Runde unterbot der 26 Jahre alte Hesse sein vorherige Bestzeit abermals.

Doch fuhr bei allen auch die Sorge um die Reifen mit. Hamilton klagte über fehlenden Grip und musste Webber wieder passieren lassen. Ansonsten passierte zum Leidwesen der Fans an der Strecke nach dem anfänglichen Spektakel nicht mehr viel. Rosberg kämpfte im Mittelfeld um jeden Punkt für sein zweitplatziertes Mercedes-Team in der finanziell wichtigen Konstrukteurswertung gegen Lotus und Ferrari.

Die letzten Entscheidungen um die Plätze fallen am kommenden Sonntag in Sao Paulo. Vettel kann dort zudem die nächste Schumacher-Marke egalisieren, nachdem sich auch nach den Boxenstopp nichts mehr an seiner Führung geändert hatte. Gewinnt Vettel in Brasilien, kommt er auf 13 Saisonsiege – auch diese von vielen für fast unantastbar gehaltene Bestmarke hatte Schumacher vor neun Jahren aufgestellt. Für Vettel ist die Formel 1 selbst aber längst das Land der unbegrenzen Möglichkeiten.