Opfert Mercedes den Rekordweltmeister für Hamilton? Haug: „Noch keine Entscheidung“. Spaßvogel Sauber würde Schumacher nehmen.

Singapur. Michael Schumacher gerät bei seinem Vertragspoker immer mehr in eine Sackgasse. Angeblich will Mercedes den Rekordweltmeister nun opfern, falls mit dem Wunschkandidaten Lewis Hamilton eine Einigung erzielt werden kann. Das berichtet die „Bild Zeitung“ (Freitagausgabe). Doch Norbert Haug sagte am Freitag in Singapur auf Anfrage, dass definitiv noch keine Entscheidung gefallen sei: „Wir entscheiden dabei so wenig alleine wie Michael Schumacher, wir entscheiden gemeinsam.“

Schumacher würde wohl gerne weiterfahren, ob sein zum Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird, scheint derzeit fraglich. Der siebenmalige Weltmeister soll bei Mercedes geschätzte 20 Millionen Euro verdienen. Viel Geld für einen 43-Jährigen, der in fast drei Jahren nur ein einziges Mal den Sprung aufs Podest geschafft hat. Für Hamilton müsste Mercedes wohl noch tiefer in die Tasche greifen. Der Marktwert des 27-Jährigen soll bei rund 25 Millionen Euro liegen.

Schumachers Chancen scheinen zu schwinden, davon sind inzwischen auch gut informierte Insider wie auch Helmut Marko überzeugt. „Die Sache mit dem möglichen Wechsel von Hamilton zu Mercedes ist mehr als ein Gerücht“, sagte der Berater von Sebastian Vettels Arbeitgeber Red Bull der Schweizer Zeitung „Blick“.

Kein klares Dementi aus Stuttgart

Was ist wirklich dran an den Gerüchten um Hamilton? Kommt er? Muss Schumacher gehen? „Alles, was derzeit zum Thema Fahrerverpflichtung gesagt und geschrieben wird, ist reine Spekulation, und das akzeptieren wir selbstverständlich, solange wir keine Fakten mitteilen können“, sagte Haug am Freitag in Singapur. Dementis klingen anders.

Schumacher würde Mercedes auch nach einem Rücktritt verbunden bleiben, als eine Art Teammanager. Marken-Botschafter des Konzerns ist er ja schon seit seinem Comeback. Vielleicht beerbt er ja auch „Superhirn“ Ross Brawn, der teamintern als Chefstratege nicht unumstritten sein soll. Nach Angaben der „Bild Zeitung“ musste sich der Brite nach dem Rennen in Monza beim Mercedes-Vorstand rechtfertigen.

Spaßvogel Sauber würde Schumacher nehmen

Mit Hamilton erhofft sich Mercedes wieder Erfolge. Der Brite, dessen Vertrag bei McLaren ebenfalls ausläuft, könnte möglicherweise die Startnummer eins des Weltmeisters mitbringen. Vor dem Nachtrennen am Sonntag (14.00 Uhr MESZ) liegt der 27-Jährige als Zweiter der Fahrerwertung noch auf Titelkurs. In den beinahe drei Jahren als Werksteam haben die Stuttgarter erst einen Sieg gefeiert, dieses Jahr beim Rennen in Shanghai. Und gewonnen hat nicht Schumacher, sondern sein fast 17 Jahre jüngerer Teamkollege Nico Rosberg.

Dass Schumacher zu einem anderen Rennstall wechselt, erwartet eigentlich niemand, auch wenn der Schweizer Teamchef Peter Sauber dem Fachmagazin „auto motor und sport“ nicht ganz ernst gemeint sagte: „Ich würde ihn sofort nehmen.“ Sauber glaubt aber, dass viele Teams bereit wären, „mit Michael zu sprechen“. Schumacher selbst will sich frühestens im Oktober zu seiner Zukunft äußern. Dann könnte es vielleicht schon zu spät sein und Mercedes eine Entscheidung getroffen haben – für Hamilton, gegen Schumacher.