Beim Großen Preis von Belgien in Spa kollidieren schon beim Start mehrere Autos. Weltmeister Vettel fährt bei Button-Sieg von Platz zehn auf zwei.

Spa-Francochamps. Ein Horrorcrash, stark auftrumpfende Deutsche und ein souveräner Start-Ziel-Sieger Jenson Button. Großer Gewinner beim spektakulären Großen Preis von Belgien war aber Sebastian Vettel im Red Bull mit einem kaum für möglich gehaltenen zweiten Platz. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister machte damit nach der fünfwöchigen Sommerpause im Titelrennen gewaltig an Boden gut auf WM-Spitzenreiter Fernando Alonso. Der Spanier schied am Sonntag nach einem schweren Unfall in Spa-Francorchamps direkt nach dem Start aus, tritt aber beim Ferrari-Heimrennen am kommenden Sonntag in Monza als Gesamtführender an.

Jubilar Michael Schumacher holte in seinem 300. Grand Prix in seinem „Wohnzimmer“ in den Ardennen als Siebter wie erhofft Punkte. Für Furore sorgte aus deutscher Sicht neben Vettel aber Nico Hülkenberg: Der Force-India-Pilot feierte in dem verrückten Rennen als Vierter sein bestes Resultat. Der Finne Kimi Räikkönen belegte im Lotus den dritten Rang.

Nach zwölf von 20 Grand Prix verteidigte Alonso die WM-Führung mit 164 Punkten. Titelverteidiger Vettel (140) verkürzte seinen Rückstand auf 24 Zähler. Er schob sich zugleich an seinem australischen Teamkollegen Mark Webber (132), der in Belgien Sechster wurde, auf Gesamt zwei vorbei.

Das Rennen begann mit einem Horrorcrash: Romain Grosjean krachte nach einer sinnlosen Attacke kurz nach dem Start in Lewis Hamilton und beide Autos verhakten sich ineinander. Danach flog der französische Lotus-Pilot über Alonsos Ferrari und auch der Brite Hamilton hob in seinem McLaren vom Boden ab. Alonso wurde gedreht und blieb im Kiesbett erst einmal geschockt im Cockpit sitzen, ehe ihm Streckenposten aus dem Wrack halfen. Der Formel-1-Arzt war zu ersten Untersuchungen gleich zur Stelle. Das Safety Car neutralisierte das Rennen drei Runden lang.

Nach ersten Informationen überstand der Spanier den Unfall unverletzt. „Hi! Danke für all die unterstützenden Nachrichten. Mir geht es gut und ich denke schon zu 100 Prozent an Monza“, gab Alonso später per Twitter Entwarnung. Für den WM-Spitzenreiter bedeutete dieser unverschuldete K.o. den erste Nuller nach zuletzt 23 Grand Prix in den Punkten und einen herben Rückschlag im Titelrennen, auch wenn er Platz eins verteidigen konnte.

Hamilton, der das letzte Rennen vor der Sommerpause in Ungarn gewonnen hatte, musste seinen völlig lädierten McLaren ebenfalls frustriert abstellen. Auch der als Vierter gestartet Mexikaner Sergio Perez wurde im Sauber unschuldiges Opfer des spektakulären Unfalls. „Es war ein guter Start, dann krachte es“, sagte Grosjean. „Ich bin froh, dass alles gesund sind.“

Die Deutschen trumpften nach ihrem blamablen Abschneiden in der Qualifikation am Samstag im Rennen groß auf. Vettel verlor durch den Startcrash zwar einige Plätze. Der zweifache Champion kämpfte sich mit knallharten, aber fairen Überholmanövern jedoch Platz um Platz nach vorne. Der Vorjahressieger aus Heppenheim fuhr wie entfesselt. Bis zu seinem ersten Reifenwechsel in der 22. von 44 Runden schob sich Vettel sogar sensationell auf Rang zwei vor

Schumacher zählte auf dem 7.004 Kilometer langen Traditionskurs hingegen zu den Profiteuren nach dem Anfangschaos. Der von Position 13 ins Rennen gegangene Jubilar war plötzlich Fünfter und schob sich sogar auf Rang drei und schließlich Platz zwei vor. Vor seiner abrupten Boxeneinfahrt kurz vor Halbzeit lieferte sich der Mercedes-Mann aus Kerpen mit seinem Kumpel Vettel ein Wahnsinnsduell. Die Rennkommissare untersuchten die Harakiri-Aktion nach dem Rennen.

Ganz großer Gewinner war jedoch Hülkenberg. Der Force-India-Pilot aus Emmerich stieg in dem verrückten Rennen bis zu seinem ersten Boxenstopp in der 14. Runde vorübergehend als Zweiter sogar zum ersten Button-Verfolger auf.

Nico Rosberg (Wiesbaden) belegte noch den elften Platz. Der Mercedes-Pilot hatte nach einem verkorksten Qualifying und einer Rückversetzung um fünf Startpositionen wegen eines Getriebewechsels als Vorletzter losfahren müssen. Timo Glock (Wersau) wurde im Marussia-Virgin 15.

Button verteidigte seine erste Pole-Position mit McLaren problemlos. Der Ex-Champion konnte auch nach der Safety-Car-Phase in seinem 50. Rennen mit dem britischen Traditionsteam die Spitzen halten. Button fuhr ein einsames Rennen und gewann nach insgesamt 308,052 Kilometer in 1:29:08,530 Stunden. Vettel lag 13,624 Sekunden zurück.

Nach dem spektakulären Unfall zu Beginn des Grand Prix war der WM-Führende Fernando Alonso in der Formel 1 früh ausgeschieden. Ausgelöst hatte den Crash direkt nach dem Start der Franzose Romain Grosjean, der seinen Lotus vor der ersten Kurve in Lewis Hamilton hineinsteuerte. Daraufhin nahm der Brite im McLaren Grosjean auf die Hörner und katapultierte ihn in Fernando Alonsos Ferrari.

Der Spanier hatte dabei noch Glück, da Grosjeans Wagen seinen Kopf nur um wenige Zentimeter verfehlte. Es dauerte einige Minuten, bis die Stewards Alonso aus seinem völlig zerstörten Boliden herausgeholt hatten. „Mir geht es gut und ich denke schon zu 100 Prozent an Monza“, twitterte Alonso später.

Auch Hamilton war nach dem Unfall wütend auf Grosjean und zeigte ihm den Vogel. Nachdem das Safety Car vier Runden lang das Feld angeführt hatte, wurde das Rennen in der fünften Runde neu gestartet.

RTL-Experte Niki Lauda forderte unterdessen eine Sperre für Grosjean. „Grosjeans Aktion ist auf Grund der Gefährlichkeit und all dem, was hätte passieren können, das Ärgste, was ich je gesehen habe. Das war gefährlich und völlig unnötig“, sagte der ehemalige Weltmeister. Auch vor dem Hintergrund, dass der Franzose in dieser Saison bereits sechs Mal in der ersten Runde einen Unfall verschuldet hat, forderte Lauda: „Der gehört in meinen Augen richtig gesperrt!“

Am Sonntagabend entschieden die Rennkommissare des Automobil-Weltverbandes FIA, dass Grosjean wegen seines Fehlverhaltens in der kommenden Woche in italienischen Monza nicht starten darf. Zudem muss der 26-Jährige eine Strafe in Höhe von 50.000 Euro zahlen.

Die Ergebnisse

1. Jenson Button (Großbritannien/McLaren) 1:29:08,530 Std.;

2. Sebastian Vettel (Heppenheim/Red Bull) +0:13,624;

3. Kimi Räikkönen (Finnland/Lotus) +0:25,334;

4. Nico Hülkenberg (Emmerich/Force India) +0:27,843;

5. Felipe Massa (Brasilien/Ferrari) +0:29,845;

6. Mark Webber (Australien/Red Bull) +0:31,244;

7. Michael Schumacher (Kerpen/Mercedes) +0:53,374;

8. Jean-Eric Vergne (Frankreich/Toro Rosso) +0:58,865;

9. Daniel Ricciardo (Australien/Toro Rosso) +1:02,982;

10. Paul Di Resta (Großbritannien/Force India) +1:03,783;

11. Nico Rosberg (Wiesbaden/Mercedes) +1:05,111;

12. Bruno Senna (Brasilien/Williams) +1:11,529;

13. Kamui Kobayashi (Japan/Sauber) +1:56,119;

14. Witali Petrow (Russland/Caterham);

15. Timo Glock (Wersau/Marussia-Virgin);

16. Charles Pic (Frankreich/Marussia-Virgin);

17. Heikki Kovalainen (Finnland/Caterham);

18. Pedro de la Rosa (Spanien/HRT) alle +1 Rd.; Narain Karthikeyan (Indien/HRT); Pastor Maldonado (Venezuela/Williams); Lewis Hamilton (Großbritannien/McLaren); Fernando Alonso (Spanien/Ferrari); Romain Grosjean (Frankreich/Lotus); Sergio Perez (Mexiko/Sauber) alle ausgeschieden.

Fahrerwertung nach 12 von 20 Rennen

1. Fernando Alonso (Spanien) 164 Pkt.;

2. Sebastian Vettel (Heppenheim) 140;

3. Mark Webber (Australien) 132;

4. Kimi Räikkönen (Finnland) 131;

5. Lewis Hamilton (Großbritannien) 117;

6. Jenson Button (Großbritannien) 101;

7. Nico Rosberg (Wiesbaden) 77;

8. Romain Grosjean (Frankreich) 76;

9. Sergio Perez (Mexiko) 47;

10. Michael Schumacher (Kerpen);

11. Felipe Massa (Brasilien) alle 35;

12. Kamui Kobayashi (Japan) 33;

13. Nico Hülkenberg (Emmerich) 31;

14. Pastor Maldonado (Venezuela) 29;

15. Paul Di Resta (Großbritannien) 28;

16. Bruno Senna (Brasilien) 24;

17. Jean-Eric Vergne (Frankreich) 8;

18. Daniel Ricciardo (Australien) 4.

Konstrukteurswertung nach 12 von 20 Rennen:

1. Red Bull 272 Pkt.;

2. McLaren 218;

3. Lotus 207;

4. Ferrari 199;

5. Mercedes 112;

6. Sauber 80;

7. Force India 59;

8. Williams 53;

9. Toro Rosso 12.