Der Brite Lewis Hamilton hat das Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring vor Alonso gewonnen. WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel wurde nur Vierter.

Nürburgring. Enttäuschung für Weltmeister Sebastian Vettel beim Heimrennen am Nürburgring: Beim Sieg von Lewis Hamilton beim Großen Preis von Deutschland musste sich der Red-Bull-Pilot mit Rang vier zufrieden geben und landete damit erstmals nach zuvor elf Rennen in Folge nicht auf einem der ersten beiden Plätze.

Ein nicht überragender Start, ein spektakulärer Dreher und lange Zeit fehlendes Tempo kosteten den 24-Jährigen eine bessere Platzierung, den vierten Rang rettete ihm letztlich seine Boxencrew bei einem Reifenwechsel-Showdown gegen Ferrari-Pilot Felipe Massa in der letzten Runde. Auf den ersten Sieg vor heimischem Publikum - in der Eifel feuerten ihn 68.000 Zuschauer an - muss Vettel aber weiter warten.

„Wir waren heute einfach nicht schnell genug“, gab Vettel zu: „Ich habe mich eigentlich das ganze Wochenende nicht so richtig wohl gefühlt. Die anderen arbeiten auch hart. Wir dürfen nicht nachlassen und müssen da mitziehen. Es gibt Rennen da läuft es halt schwerer, da muss man dann alles rausquetschen.“ Ein Sonderlob verteilte er an seine Reifenwechsler: „Die Boxencrew hat zum Ende dann aber alles richtig gemacht. Die Jungs haben einen super Job gemacht und somit Platz vier gerettet.“

Vettels Vorsprung in der Gesamtwertung bleibt dennoch komfortabel. Mit 216 Zählern liegt er 77 Punkte vor Webber (139), auf den er somit nur drei Punkte einbüßte. Hamilton sprang nach seinem zweiten Saisonsieg nach China mit 134 Punkten auf Rang drei, Alonso ist mit 130 Zählern jetzt wieder Vierter. Dagegen verlor der Gesamtfünfte Jenson Button (109) im zweiten McLaren-Mercedes durch seinen zweiten Ausfall in Folge den Anschluss. Teamkollege Hamilton sorgte zumindest für einen Sieg eines Mercedes-Motors, den 76. beim 300. Grand Prix von Mercedes-Sportchef Norbert Haug. „Jeder Sieg ist speziell, aber hier ist das schon emotional“, sagte Hamilton: „Wir hatten nicht erwartet, hier so schnell zu sein.“ Seine WM-Chancen sah er aber nicht deutlich verbessert: „Es ist noch ein langer Weg. Das nächste Rennen könnte für uns wieder ein Desaster werden wie in Valencia.“

Neben Vettel fuhren zu Hause drei weitere deutsche Piloten in die Punkteränge. Adrian Sutil belegte im Force-India-Mercedes nach einen cleveren Strategie Rang sechs und feierte damit seine beste Platzierung in dieser Saison. Direkt hinter ihm, allerdings überrundet, erreichten die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Michael Schumacher an der Wiege der Silberpfeile die Plätze sieben und acht. „Nicht unser Wunschresultat, aber immerhin weitere Punkte auf unserem Konto. Glückwunsch an Lewis Hamilton und McLaren-Mercedes“, sagte Haug.

„Der Dreher hat mich Platz sechs gekostet. Das ist schade, aber da steckt man nicht drin“, sagte Schumacher, der erstmals in einem Rennen durch die nach ihm benannte Kurve fuhr. „Wir hatten heute einige sehr schöne Duelle. Unsere Strategie ist nicht ganz aufgegangen, Adrian war einfach ein bisschen schneller“, erklärte Rosberg. „Das war mal nötig nach den schlechten Rennen zuletzt. Es ist besonders schön, dass es jetzt hier zu Hause geklappt hat“, sagte Sutil. Timo Glock, der vor dem Rennen seinen Vertrag bei Hinterbänkler Virgin verlängert hatte, belegte Position 17. Renault-Pilot Nick Heidfeld schied nach einer Kollision mit dem Toro Rosso von Sebastien Buemi, für die er dem Schweizer die Schuld gab, frühzeitig aus.

Beim Start hatte Webber wie schon in Silverstone Probleme und verlor Platz eins diesmal an Hamilton. Vettel wurde hinter seinem Teamkollegen ein wenig eingeklemmt und musste Alonso passieren lassen. Zwar schob er sich noch in der Mercedes-Arena noch einmal kurz wieder vor den Ferrari, fiel dann aber doch wieder auf Rang vier zurück.

In der zweiten Runde überholte Vettel Alonso nach einem Fehler, in Runde neun hatte Alonso aber erfolgreich gekontert. Während Alonso danach an Hamilton und Webber heranfuhr, hatte Vettel in Runde zehn eine heftige Schrecksekunde, als er beim Anbremsen auf einen nassen Kunstrasenstreifen neben der Strecke geriet und sich einen heftigen Dreher leistete. Er konnte das Auto aber abfangen und behielt sogar Rang vier. Webber schob sich Ende der 12. Runde in der Zielkurve an Hamilton vorbei, der jedoch noch auf der Zielgeraden erfolgreich konterte. Schumacher hatte sich im Windschatten von Rosberg auf Rang neun vorgeschoben, als ihm in Runde 24 an der gleichen Stelle wie zuvor Vettel ein Dreher unterlief, was ihn wieder zwei Plätze kostete.

Während Vettel im ungewohnten Mittelfeld seine Runden drehte, sorgte das Spitzentrio für beste Unterhaltung. Spitzenreiter Webber holte sich in Runde 30 seinen dritten Reifensatz, Hamilton folgte eine Runde später, kam vor Webber zurück auf die Strecke und verteidigte seinen Platz mit einem harten Manöver. Alonso stoppte in Runde 32, kam vor Hamilton zurück, doch der Brite quetschte sich kurz darauf vorbei und übernahm die Führung.

Vettel zögerte seinen zweiten Reifenwechsel bis zur 40. Runde hinaus. Ferrari reagierte prompt, holte Massa eine Runde später rein, sodass der Brasilianer Vierter vor Vettel blieb, der danach auf der Strecke keinen Weg am Ferrari vorbei fand. Während die letzten Stopps des Spitzentrios keine Änderung brachten, machte Vettel doch noch einen Platz gut. Bis zur letzten Runde hatten sich Red Bull und Ferrari belauert, beim finalen Showdown wurde Vettel dann schneller abgefertigt als Massa. (sid)