Hamburg. Beim Finalturnier der European League konnten auch drei deutsche Teams nicht für eine volle Halle sorgen. Flensburg siegt im Finale.

Um zu verstehen, was dieser Sieg in der EHF European League emotional bedeutete, genügte ein Blick auf Kay Smits. Fast ein halbes Jahr hatte der Rückraumspieler der SG Flensburg-Handewitt mit einer Herzmuskelentzündung gefehlt, manche befürchteten gar ein vorzeitiges Karriereende des 27 Jahre alten Niederländers.

Am Sonntagabend nun stand er schon vor der Schlusssirene glückselig in der Hamburger Barclays Arena, wischte sich dann entweder Schweiß oder Freudentränen aus den Augen – so genau war das in der Flensburger Jubeltraube nach dem 36:31 (15:14)-Sieg gegen die Füchse Berlin nicht zu erkennen. Natürlich fielen sich alle Spieler in die Arme, besonders herzlich wurde aber Smits gefeiert, der bei beiden Final-Four-Spielen überraschend in der Startformation gestanden hatte.

Handball: Hans Lindberg verpasst Füchse-Abschied mit großem Titel

Wenige Meter entfernt saß Berlins Altstar Hans Lindberg, der von 2007 bis Ende 2015 für den HSV Handball in dieser Arena gespielt hatte, konsterniert auf der Ersatzbank. Der 42 Jahre alte Bundesliga-Rekordtorschütze hatte sich vor dem Wechsel zu zu seinem dänischen Heimatverein Håndboldfællesskabet Ølstykke-Jyllinge (HØJ) mit einem Titel verabschieden wollen, musste am Ende aber anerkennen, dass Flensburg mit Torhüter Kevin Møller (13 Paraden), an dem er auch bei zwei Siebenmetern gescheitert war, an diesem Abend stärker war.

In dem hochklassigen und hart geführten Finale – sowohl Flensburgs Jim Gottfridsson als auch Berlins Mijaljo Marsenic sahen nach Gesichtstreffern Rote Karten – ließen am Ende vor allem Berliner Offensivfehler das lange Zeit offene Spiel auf die Flensburger Seite kippen. SG-Profi Emil Jakobsen, der im Anschluss zum besten Spieler des Finalturniers gewählt wurde, und der Berliner Jerry Tollbring warfen jeweils sieben Tore für ihre Teams.

Das Final Four soll in Hamburg bleiben

Michael Wiederers Gesicht trug bereits vor dem Finale ein zufriedenes Lächeln, als der Präsident der Europäischen Handballföderation (EHF) eine positive Bilanz zog. „Wahrscheinlich kann man von einer Premiere gar nicht mehr erwarten. Wir sind sehr zufrieden“, sagte der 68 Jahre alte Österreicher.

Mit seinem Wiener Akzent und glücklichen Gesichtsausdruck war Wiederer zwar abzunehmen, dass ihm das erste Finalturnier des zweithöchsten europäischen Vereinswettbewerbs in neutraler Halle gefallen hatte. Trotzdem war bei der Premiere nicht alles perfekt. Mit 10.050 Handballfans (Sonnabend 9400) war die 13.182 Zuschauer fassende Arena nicht ausverkauft, auch von den VIP-Logen war augenscheinlich nur rund ein Drittel verkauft.

EHF-Präsident Wiederer glaubt an Hamburg als Standort

„Es mag merkwürdig klingen, dass ich hier in Hamburg über Köln spreche. Aber als wir dort das erste Final Four der Champions League veranstaltet haben, war es auch ein unglaublicher Kampf, die Zuschauer in die Halle zu bringen. Wenn man das hier als Start-up sieht und weiß, wie es heute in Köln ist, sind wir sehr zufrieden mit den Zuschauerzahlen“, sagte Wiederer, der aber auch wusste, dass ohne drei deutsche Teams sowie den reisefreudigen Anhängern aus Bukarest noch deutlich weniger Leute Tickets gekauft hätten.

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Dennoch: „Wir gehen davon aus, dass wir nächstes Jahr das nächste Turnier hier machen. Wir sind mit der Stadt und den Hallenbetreibern bereits in Gesprächen“, sagte Wiederer. „Es ist unser Ziel, eine langfristige Partnerschaft zu haben. Wir haben gelernt, dass die Qualität der Veranstaltung besser zu entwickeln ist, wenn man einen festen Standort hat.

European League, Final Four: Halbfinals: SG Flensburg-Handewitt - Dynamo Bukarest 38:32 (18:11), Rhein-Neckar Löwen - Füchse Berlin 24:33 (9:14). Spiel um Platz drei: Dynamo Bukarest - Rhein-Neckar Löwen 31:32 (15:18). Finale: SG Flensburg-Handewitt – Füchse Berlin 36:31 (15:14).