Köln. Die Handballer des SC Magdeburg sind Pokalsieger. In Köln besiegten sie die MT Melsungen vor 20.000 Zuschauern mit 30:19.

Der Pokal hatte am Sonntag eine lange Reise hinter sich. Im Foyer der Arena in Köln-Deutz war er am Vormittag ein begehrtes Foto-Objekt für die Handballfans, dann brachte eine Tanzgruppe die silberfarbene Trophäe kurz vor dem Anwurf an den Spielfeldrand, und knapp zwei Stunden später reckte Kapitän Christian O’Sullivan ihn in die Höhe: Der SC Magdeburg ist Pokalsieger nach dem 30:19 (13:11) im Finale gegen die MT Melsungen. Es ist der dritte Pokalsieg der Vereinsgeschichte, zuletzt setzte sich der SCM vor acht Jahren durch.

Ausgelassen feierten die Magdeburger den Triumph: Spielmacher Gisli Kristjansson, Deutschlands Handballer des Jahres, Nationalmannschafts-Linksaußen Lukas Mertens, Rückraum-Ass Omar Ingi Magnusson und Kreisläufer Magnus Saugstrup. Eines der stärksten Vereinsteams der Welt hat den ersten Schritt Richtung Triple getätigt. In der Champions League steht der SCM im Viertelfinale, in der Bundesliga ist die Ausgangslage für den Zweiten mit einem Spiel weniger als Tabellenführer Berlin eine gute. Und nun: Pokalsieger nach erfolglosen Finalauftritten in den zwei Jahren zuvor. „Ich bin jetzt seit sieben Jahren beim SCM, war gefühlt unzählige Male hier in Köln beim Finalwochenende - und jetzt haben wir es endlich geschafft“, sagte Mertens.

Viel Rummel um Doping-Sperre von Torwart Nikola Portner

Um der aktuellen Favoritenstellung gerecht zu werden, bedurfte es allerdings mehr als sportlicher Klasse. Nervenstärke war dem Team von Trainer Bennet Wiegert zusätzlich abverlangt worden angesichts der Doping-Sperre von Nikola Portner. Der Schweizer Nationaltorwart war positiv auf Metamfetamin-D, gemeinhin auch als Crystal Meth bekannt, getestet worden, vergangenen Mittwoch wurde der 30-Jährige vom Spielbetrieb freigestellt. Das größte Thema am Wochenende drehte sich vor allem darum, wie der amtierende Champions-League-Titelträger und Klub-Weltmeister mit dem Rummel um diese Personalie umgeht – und ob es den Pokal-Favoriten zum Stolpern bringen würde.

Die Beantwortung erfolgte schon im Halbfinale. Beim 30:25 gegen Bundesliga-Spitzenreiter Füchse Berlin zeigte Torwart Sergey Hernandez in Abwesenheit seines Kollegen eine überragende Leistung mit 16 Paraden. Der 28-jährige Spanier parierte einen Ball nach dem anderen und hielt seinen Kasten gegen zunehmend frustrierte Hauptstädter bis zur elften Minute sauber. Auch Gegner MT Melsungen verdankte den Finaleinzug seinem Torhüter. Nebojsa Simic war beim 33:28 gegen favorisierte Flensburger der Mann des Spiels.

Magdeburg und Melsungen lange Zeit auf Augenhöhe

Im Finale waren die beiden Torhüter erneut gefragt, lange spielten beide Teams auf Augenhöhe. Die individuelle Klasse der Magdeburger erstickte die MT Melsungen zunächst durch beinharte Defensivarbeit. Die wendigen Kristjansson und Magnusson blieben immer wieder im Abwehrbollwerk der Hessen hängen.

Den berüchtigten Magdeburger Tempo-Handball sahen die knapp 20.000 Zuschauer dann im zweiten Abschnitt. Linksaußen Mertens, in der ersten Halbzeit ohne Ballberührung, kam durch Gegenstöße schnell auf sieben Tore, bei Melsungen wuchs der Frust, zumal Magdeburgs Torwart Hernandez seine Paradenzahl auf 17 schraubte. Das Publikum feierte ihn nach der Schlusssirene lautstark. Und Hernandez feierte mit dem Pokal im Arm - und der Auszeichnung als bester Spieler des Final-Wochenendes.